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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Camilla Läckberg
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Claes fixierte Rune, und Inez rang unter dem Tisch die Hände. Sie war Zeugin eines Machtkampfs und sich nicht sicher, ob sie dessen Ausgang miterleben wollte.
    Minutenlang starrten die beiden sich an. Dann senkte Claes den Blick.
    »Entschuldige, Johan.«
    Inez schauderte es. Claes’ Stimme war voller Hass. Sie spürte, dass sie auf ihren Instinkt hören sollte. Noch hatte sie die Möglichkeit, aufzustehen und wegzulaufen. Sie sollte sie nutzen, egal, welche Konsequenzen es hätte.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass ich beim Essen störe, aber ich müsste dringend mit Ihnen reden, Rune.« Leon stand mit artig gesenktem Kopf in der Tür.
    »Kann das nicht warten? Wir sind noch nicht fertig«, erwiderte Rune. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine tiefe Furche gebildet. Selbst bei den Mahlzeiten in der Woche duldete er keine Störung.
    »Dafür habe ich vollstes Verständnis. Ich würde wirklich nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    »Worum geht es?« Rune tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab.
    Leon zögerte. Inez sah Annelie an, die Leon nicht aus den Augen ließ.
    »Es geht um eine dringende Angelegenheit bei mir zu Hause. Mein Vater hat mich gebeten, mit Ihnen zu reden.«
    »Ach so, dein Vater. Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Rune stand vom Tisch auf. Für die vermögenden Eltern seiner Schüler hatte er immer Zeit.
    »Esst weiter, es wird schon nicht so lang dauern.« Er ging zur Tür, wo Leon ihn erwartete.
    Inez blickte Rune hinterher. Plötzlich bekam sie Bauchschmerzen. Alles, was sie in den vergangenen Monaten wahrgenommen hatte, verdichtete sich zu einem harten Klumpen. Irgendetwas würde passieren.

D raußen zog die Landschaft vorüber, und auf dem Fahrersitz sprach dieser unangenehme Mellberg aufgeregt in sein Telefon. Anscheinend wollte er John nicht den Kollegen vor Ort übergeben, sondern bestand darauf, den ganzen Weg bis Göteborg zu fahren. John war es vollkommen gleichgültig.
    Er fragte sich, wie Liv damit fertig würde. Auch sie hatte alles auf eine Karte gesetzt. Vielleicht hätten sie sich mit dem begnügen sollen, was sie bereits zustande gebracht hatten, aber die Verlockung war zu groß gewesen. Bis jetzt war es noch keiner nationalistischen Partei in Schweden gelungen, auf einen Schlag alles zu verändern und eine dominierende politische Stellung einzunehmen. In Dänemark hatte die Dänische Volkspartei schon viel von dem erreicht, wovon Schwedens Freunde träumten. Sollte es wirklich ein Fehler gewesen sein, diese Entwicklung ein wenig zu beschleunigen?
    Das Projekt Gimle hätte die Schweden geeint. Anschließend hätten sie das Land von Grund auf erneuern können. Es war ein einfacher Plan gewesen, und obwohl John sich hin und wieder Sorgen gemacht hatte, war er überzeugt gewesen, dass er gelingen würde. Nun war es aus. Alles, was sie sich aufgebaut hatten, würde zerstört und im Zuge der Nachwirkungen von Gimle vergessen werden. Niemand würde begreifen, dass sie eine neue Zukunft für die Schweden hatten erschaffen wollen.
    Es hatte mit einem Vorschlag begonnen, der im engsten Kreis scherzhaft in die Runde geworfen worden war. Liv hatte sofort das Potential dieses Vorschlags erkannt. Sie erläuterte ihm und den anderen, wie eine Veränderung, die normalerweise mehr als eine Generation in Anspruch nahm, in sehr viel kürzerer Zeit vonstattengehen konnte. Über Nacht konnten sie Revolution machen und die Schweden im Kampf gegen die Feinde mobilisieren, die sich eingenistet hatten und die Gesellschaft zersetzten. Livs Ausführungen klangen logisch, und der Preis war angemessen.
    Eine einzige Bombe. Während des größten Gedränges, und zwar direkt unter der exklusiven Einkaufspassage Sturegalleria . Alle Spuren würden den Verdacht der Polizei auf muslimische Terroristen lenken. Seit über einem Jahr waren sie mit den Vorbereitungen beschäftigt. Sie hatten kein Detail dem Zufall überlassen und dafür gesorgt, dass nur eine Schlussfolgerung möglich war: Islamisten hatten einen Anschlag auf das Herz Stockholms im Herzen Schwedens verübt. Die Leute hätten Angst bekommen, und wenn sie Angst hatten, wurden sie wütend. Dann wären Schwedens Freunde auf den Plan getreten, hätten die Menschen behutsam an die Hand genommen, ihre Ängste bestätigt und ihnen erklärt, was sie tun würden, damit sie wieder ruhig schlafen könnten. Und wieder leben wie echte Schweden.
    Nichts davon würde Wirklichkeit werden. Die Sorge vor Leons Enthüllungen war ein
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