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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Manneber zu gehen. Sie trug ein weißes Kleid und um den Hals eine Kette aus geflochtenem Gras, in die ein Aquamarin eingefasst war.
    »Du irrst dich, Noroelle«, sagte Farodin mit weicher Stimme. »Wir sind es selbst!«
    »Wir sind gekommen, um dich zu befreien«, setzte Nuramon nach.
    Noroelle schüttelte ungläubig den Kopf. Das war nicht möglich! Die Königin hatte ihr vor all den Jahren klar gemacht, dass es keine Hoffnung gab. Und nun sollten ihre Liebsten doch einen Weg zu ihr gefunden haben? Ängstlich näherte sie sich den beiden, dann hielt sie inne und starrte die beiden lange an, ehe sie die zitternden Hände nach ihnen ausstreckte. Sie fuhr ihnen übers Gesicht und hielt dabei den Atem an. Ihr Blick wanderte zwischen ihren Händen hin und her. Sie konnte einfach nicht glauben, dass sie wahrhaftig die Gesichter ihrer Liebsten berührte. Sie strich Nuramon durch die einzelne weiße Strähne in seinem Haar. Er hatte sich verändert. Farodin aber sah genauso aus wie damals.
    »Was habt ihr auf euch genommen, um hierher zu gelangen?« Sie ließ von ihren Liebsten ab und wich einen Schritt zurück. »Welche Schrecken habt ihr hinter euch gelassen, um mich zu retten?« Sie begann zu weinen.
    Nuramon und Farodin fassten ihre Hände, wagten es aber nicht, etwas zu sagen. Sie schauten Noroelle nur an, und es schmerzte sie, ihre Tränen fließen zu sehen.
    »Verzeiht«, sagte die Elfe. »Ihr seid zu mir gekommen, und ich weine, als wäre es ein Verhängnis.« Sie lächelte gequält. »Aber versteht, dass ich nie und nimmer…«
    Nuramon legte sanft einen Finger auf ihren Mund. »Wir verstehen dich, Noroelle!«
    Sie küsste Nuramons Hand und danach auch die Farodins. Dann lächelte sie befreit. »Führt mich hinaus in die Andere Welt, meine Liebsten! Bringt es zu Ende!«
    Farodin und Nuramon nahmen Noroelle in die Mitte und schritten langsam durch den Wald.
    Plötzlich blieb Nuramon stehen.
    »Was ist mit dir?«, fragte Farodin.
    Nuramon schaute Noroelle in die Augen. »Unsere Suche ist am Ende.« Langsam zog er das Schwert der Gaomee. »Diese Waffe trage ich seit jener Nacht vor dem Auszug der Elfenjagd. Sie hat mich unsere ganze lange Reise begleitet. Doch nun beginnt ein neuer Weg.« Er stieß die Waffe in den Boden. Dann kehrte er an die Seite von Noroelle und Farodin zurück, und sie gingen weiter, dem Albenstern entgegen.
    Noroelles Blick wanderte zwischen ihren beiden Liebsten hin und her. So viel Zeit war vergangen, und doch erschien es ihr so, als hätten sie alle drei vor kurzem noch an ihrem See im Schatten der Linden gesessen.
    Nuramon konnte sein Glück kaum fassen. Seine Liebste nach all den Jahren wieder zu berühren, ihre Stimme zu hören, ihr Antlitz zu sehen und ihren Duft zu atmen! Auch wenn er fest daran geglaubt hatte, eines Tages hier zu sein und genau das erleben zu dürfen, was nun geschah, war ihm plötzlich so, als könnte dies nur ein Traum sein.
    Farodin musste daran denken, wie unterschiedlich er und Noroelle die Zeit erlebt hatten. Für ihn waren nur wenige Jahre vergangen, für Noroelle Jahrhunderte. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie sich verändert hätte. Doch zu seiner Überraschung hatte er das Gefühl, dass sie noch immer dieselbe war wie damals beim Abschied vor der Elfenjagd.
    Sie verließen die Insel, schritten durch das Nebelmeer und erreichten den Albenstern. Nuramon und Farodin wollten gerade das Tor wieder öffnen, da hielt Noroelle ihn zurück. »Lasst mich diesen Zauber sprechen.« Sie erinnerte sich an das letzte Mal, dass sie es getan hatte. Damals war sie mit ihrem Sohn in die Menschenwelt geflohen.
    Farodin und Nuramon traten zurück und betrachteten ihre Liebste. Die Fauneneiche hatte ihnen viel von den Künsten Noroelles erzählt.
    Sie schaute auf. Eine Sonne gab es hier nicht. Sie war auf sich allein gestellt. So schloss sie die Augen, sah die Albenpfade und ließ ihre eigene Zauberkraft in deren Strom einfließen. Sie konnte spüren, wie sich die Magie auf den Pfaden in der Umgebung verbreitete. Dann schlug Noroelle die Augen auf und lächelte.
    Farodin und Nuramon waren verwundert, als sie merkten, wie alles um sie herum sich wandelte. Es wurde heller, der Nebel schwand, und der Boden verformte sich leicht. In der Ferne drangen die Wälder und die Berge aus der Finsternis, und die Insel im grünen Licht verwandelte sich in die Insel der Menschenwelt. Der Himmel wurde dunkelblau. Es dämmerte, und die Sterne gingen auf. Nuramon und Farodin standen da und
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