Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
Vom Netzwerk:
Euch bei Tisch ...«
    »Ich war bereits auf dem Weg«, sagte sie. »Euren Arm, Ritter.«
    Uther bemühte sich, das Pochen in seinen Schläfen zu bezähmen und wieder ruhig zu atmen. Die Königin an seinem Arm wirkte so klein und schmal wie ein Kind. Er wagte es nicht, sie unterwegs anzublicken, aber als sie sich neben Pellehun setzte, schien es ihm, als hätten ihre Finger absichtlich seine Hand gestreichelt.
    Er hatte das Gefühl gehabt, seine Emotionen verborgen zu haben, aber dennoch war, als er sich zurückzog, der sengende Blick des Seneschalls Gorlois mit einer Eindringlichkeit auf ihn gerichtet, dass es ihm kalt den Rücken hinunterlief.
    Während die Mägde zugange waren und vor den Gästen Honig, Gewürze und dicken und dunklen Grenachewein in Zinnkrügen auftischten, kündigte der Mundschenk den ersten Gang an:
     
    »Rindermark, Wachtelpastete, Blutwurst, Kochwurst, Hack- und Rebhuhnpastete auf nordische Art!«
    Ein solch feierliches Diner - eine Fleischmahlzeit, wie sie im Winter an der Tafel des Königs gereicht wurde - bestand aus vierundzwanzig Gerichten in sechs Gängen, einschließlich der Nachspeisen wie Mispeln, gezuckerten Puddings, süßer Milchsuppe und gekochten Birnen.
    Der Mundschenk überprüfte mit einem Blick die Anordnung der Speisen auf dem königlichen Tisch und flüsterte dann einige Worte ins Ohr des Seneschalls.
    Gorlois nickte, entließ ihn und beugte sich seinerseits zum König.
    »Herr Baldwin lässt Euch ausrichten, er sei müde, Sire, und werde Euch morgen sehen.«
    Pellehun nickte, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und trank einen Schluck Wein. Als er seinen Humpen absetzte, ging ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Also schön«, sagte er, zu dem alten Gorlois gewandt, »lasst uns anfangen!«

Der Große Rat

    Es wurde kaum hell bei Tagesanbruch, die Sonne verbarg sich hinter dem grauen Dunst über dem See. Das Lager der Elfen am Waldrand bestand aus nichts als einigen mit
    Zweigen bedeckten Unterständen als Schutz für die Nacht, die sie auf ihren Wanderungen immer in wenigen Minuten aufbau- ten. Denn die Elfen hatten keine Stadt, höchstens ein paar Dörfer, und auch die wechselten im Lauf der Zeit den Stand- ort. Sie besaßen nichts, nicht einmal richtige Familien im menschlichen Sinne, und häuften kaum irgendwelche Reich- tümer an, wie hoch auch ihr Rang sein mochte. Sie trugen vom Diener bis zum Prinzen alle die gleichen Kleider und ihr einzi- ger Luxus war ihr feiner Silberschmuck, das Metall des Mon- des, den sie anbeteten. Das Silberschmieden war im Übrigen das einzig bekannte von Elfen ausgeübte Handwerk. Sie waren ein Volk ohne Ansprüche und in vielerlei Hinsicht den wilden Tieren ähnlicher als den Menschen.
    Lliane war allein erwacht. Sie hatte ihr langes schwarzes Haar mit Hilfe eines Lederbandes geflochten, das mit kleinen strahlend weißen Schwanenfedern verziert war, und ein hoch geschlitztes Moirekleid übergestreift, das ihre Arme und Beine freiließ. Sie legte sich ihre silbernen Ketten und Armreifen an und stieg dann in feine Wildlederstiefel, die bis übers Knie hinaufreichten. Zum Schluss schnallte sie nach kurzem Zögern ihren langen Dolch um, der Orcomhiela hieß, was in der Elfensprache »Dämonengeißel« bedeutete.
     
    Als Gattin Llandons und Königin der Elfen war Lliane keine Kriegerin, aber sie entstammte dem Geschlecht Morigans, der »Großen Königin«, der sagenumwobenen Ahnherrin der Elfen, zu der sich jetzt noch alle Elfenclans bekannten, der Göttin des Krieges und der Liebe.
    Die Menschen vom See und die Palastwachen nannten sie bisweilen die »Zauberkünstlerin« und der Name gefiel ihr. Aber was die Menschen von der Königin kannten, waren nur die Taschenspielertricks, die sie ihnen bei abendlichen Festen vorführte.
    Lliane war sehr viel mehr als eine »Zauberkünstlerin«, auch wenn sie ungern darüber sprach. Wer ihre Kräfte kannte, behandelte sie voller Respekt, wer sie nicht kannte, gehörte nicht zu ihrer Welt. Der verkohlte Leichnam des Froschfängers am Seeufer durfte durchaus als Beweis gelten ...
    Sie bückte sich, um aus ihrer Hütte zu treten. Die Wiese war ziemlich nass. Offenbar hatte es die ganze Nacht über geregnet. Die Elfe kniete sich hin, strich mit der Hand durchs Gras und wusch genüsslich ihr Gesicht, dann hob sie die Augen zum Himmel. Es war einer dieser Novembertage, an denen das Wetter ungewiss ist. Eine fahle Sonne schien durch die Wolkendecke. Vielleicht würde es schön werden. Vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher