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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Pellehuns Herold vom ändern Ende des Saals her zu hören war.
    »Ich grüße dich, Herr«, sagte er und kniete sich vor den König unter dem Roten Berg, tief genug, um ihm seinen Nacken zu präsentieren (was eine gewisse Beweglichkeit des Rückgrats voraussetzte).
    Dann richtete der Herold sich wieder auf und trat einige Schritte zurück, wie die Etikette es verlangte. Die Empfind lichkeit der Zwerge war sprichwörtlich, und was sie mehr als alles andere hassten, war, von oben herab behandelt zu werden. Da die größten unter ihnen gerade vier Fuß maßen und die Menschen - selbst niedriger Herkunft - sechs Fuß und mehr erreichen konnten, war es unabdingbar zu vermeiden, einem zwergischen Würdenträger zu nahe zu kommen und ihm so den Eindruck zu vermitteln, man mache sich einen Spaß daraus, auf ihn niederzublicken.
    »Ich habe König Pellehun von deinem Besuch in Kenntnis gesetzt, Herr«, begann der Mann wieder. »Und er bittet dich, sein Mahl mit ihm zu teilen. Ein Ochse liegt auf dem Rost. Es gibt Krapfen, die verschiedensten Sorten Waffeln und dazu Klarett. Oder auch eine Suppe, um dich aufzuwärmen?«
    »Alles das, aber auf meinem Zimmer«, knurrte Baldwin. »Du kommst mich dann holen, wenn der Rat Zusammentritt.«
    »Herr, ich fürchte leider, das wird nicht vor morgen sein. Wir sind erst heute Nachmittag von deinem Kommen unterrichtet worden und König Llandon ist nicht hier.«
    Ein feindseliges Gemurmel lief durch die Reihen der Ritter. Sie kannten alle Llandon, den König der Hohen Elfen und Herrn im Wald von Eliande, dessen Herrschaft sich auf mehr oder minder alle Elfengemeinden erstreckte.
    Der Herold konnte nicht anders, er musste blinzeln. Die Liebe zwischen den Zwergen und Elfen war nicht gerade innig, das war sogar sprichwörtlich, aber dieses Unmutsknurren war kein gutes Zeichen.
    »Na gut«, sagte Baldwin und stieg von seinem Pferd. »Wir werden auf Llandon warten ... Er muss im Übrigen unbedingt meine Botschaft vernehmen. Gehen wir!«
    Der alte König machte eine Geste, um dem Mann zu bedeuten, er dürfe vorausgehen, und der Tross setzte sich in Bewegung, wobei er einen derartigen Lärm veranstaltete, dass die Palastbewohner halb taub davon werden mussten. »Laut wie ein Zwerg«, hieß es bei den Menschen vom See, und es schien, als gefielen sich Baldwins Krieger darin, diesen Ruf noch zu über- treffen, indem sie mit Absicht bei jedem ihrer Schritte murr ten und knurrten, das Metall scheppern und ihre Rüstungen klirren ließen.
    So bewegten sie sich bis zu dem für sie reservierten Flügel, dann verschwand der Herold, und ließ den Herrn seine Gemächer in Besitz nehmen. Die drei Ritter postierten sich, auf ihre langen Äxte gestützt, vor seiner Tür, der vierte jedoch folgte, zur größten Überraschung des Mannes, dem Herrn der Roten Berge und schloss die Tür hinter sich.
    »Das muss sein Page sein«, überlegte er im Davongehen; er hatte wenig Lust, das Gespräch mit den drei tropfnassen Kriegern fortzusetzen, die so düster dreinblickten wie zehn Tage Regenwetter.
    Der Palast begann sich für den Abend mit Leben zu füllen. Wahre Heerscharen von Dienern aller Rassen und Größen bevölkerten nach und nach die Korridore, steckten die Fackeln für die Nacht fest, brachten das Abendessen der im Palast untergekommenen Adligen, die nicht an den Tisch des Königs gebeten waren, und staubten die Prunkgewänder derjenigen ab, denen dieses Glück zuteil geworden war ...
    An der Ecke eines der Korridore wäre der Herold, den die schlechte Laune der Zwerge angesteckt hatte, beinahe mit dem Pagen des Seneschalls Gorlois zusammengestoßen.
    »Friede sei mit Euch, verehrter Ritter«, sagte das Kind und wich respektvoll einige Schritte zurück.
    »Kannst du nicht aufpassen, wo du hintrittst, anstatt wie ein Narr durch die Gegend zu rennen!«, antwortete der in wütendem Ton. »Ist der Seneschall benachrichtigt?«
    Das Kind nickte.
    »Er ist bereits beim König.«
    Der Herold entließ sein Gegenüber mit einer Handbewegung und setzte seinen Weg fort. Dann blieb er einen Augenblick im Bogen eines Fensters stehen und betrachtete die Stadt, die sich zu Füßen des Palastes erstreckte. Er lehnte sich gegen die großen Ecksteine der Mauer und wich auf der Stelle, eine Grimasse schneidend, wieder zurück. Der Stein war feucht und eiskalt ...
     
    Im Korridor nieste ein Gnom. Das Abendessen seines Herrn auf dem Tablett kam ins Rutschen und um ein Haar wäre ein Weinkrug zu Boden gefallen.
    Das hob die
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