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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Er senkte den Blick, suchte vergeblich nach einem Satz, der die Diskussion beendet hätte, ohne dass er dabei sein Gesicht verlor, aber der alte Sergeant zückte die Achseln.
    »Geh Gauvain am Wachturm ablösen«, sagte er und wandte sich ab. Die Schritte des jungen Mannes entfernten sich und der Posten überließ sich von neuem seinen Kriegserinnerungen.
    In der Tat war Baldwin ein sehr alter Zwerg. Herr der Roten Berge seit bereits zweihundertdreißig Jahren, verließ er seinen unterirdischen Palast nur noch selten, und diese Reise jetzt fiel ihm schwer. Während er durch die matschigen und bereits ausgestorbenen Straßen der Stadt der Menschen vom See ritt, die des Nachts den Hunden, Schweinen und dem Geflügel allein gehörte, dachte auch er an vergangene Zeiten.
     
    Seit ihrer weit zurückliegenden ersten Begegnung war der Prinz Pellehun König von Logres und Vorsitzender des Großen Rats der freien Völker geworden. Pellehun und er waren Freunde gewesen in der Ära der großen Schlachten. Als der Schwarze Herr schließlich hinter die Sümpfe und die wüsten Berge zurückgeschlagen war, nach all den Kämpfen, all den Toten und all dem Blutvergießen, hatte er ihm sogar vorgeschlagen, mit ihm in Loth zu bleiben und einen Platz im Großen Rat einzunehmen. Der Zwerg hatte abgelehnt: Unter freiem Himmel zu leben, so fern von seinen geliebten Bergen, hätte ein zu großes Opfer bedeutet.
    Ein klappernder Fensterladen schreckte ihn aus seinen Gedanken. Eine Frau betrachtete von ihrem Fenster aus erstaunt diesen alten Zwerg mit dem langen grauen Bart und den blutroten Kleidern, der auf einem gedrungenen Pony saß und seltsam geformten Goldschmuck trug. Der Zwerg starrte sie durchdringend an, als erwarte er etwas, da blinzelte sie und wich einen Schritt zurück.
    »Herr ... Friede sei mit dir«, stotterte sie, als sie endlich begriff, wen sie vor sich hatte.
    Der Zwerg lächelte, obwohl das hinter seinem dichten Bart nicht zu erkennen war, und versetzte seinem Pferd einen leichten Stoß mit der Ferse. Vor dem weit offen stehenden Fenster der menschlichen Behausung zogen die Eskorte und das Gepäck Baldwins langsam vorüber und erfüllten die bereits dunkle Gasse mit einem Schimmer von Gold und Metall.
    Ein feiner Regen begann zu fallen, der die Bärte und die ledernen Harnische netzte, gerade als die Zwerge vor dem bronzenen Tor des Palastes ankamen. Miolnir, der Bannerträger des Zwergenkönigs, gab seinem Pony die Sporen und galoppierte bis zur Palastwache voraus. Ein Posten mit müden Zügen nahm die Insignien aus den Händen des Ritters entgegen und bediente dreimal einen metallenen Türklopfer, während die Wache im Nieselregen Habachtstellung einnahm, wie es Sitte war, wenn ein Herrscher den Rat aufsuchte. Die großen Tore öffneten sich fast genau in dem Augenblick, als der kleine Tross eintraf. Alle stiegen ab, mit Ausnahme Baldwins, dem das Privileg zustand, zu Pferde in den Palast Einzug zu halten.
    Ohne die Ehrengarde auch nur eines Blicks zu würdigen, mit verschlossener Miene, trieb er sein Pony bis in die Mitte des großen Saals voran und hinterließ dabei schlammige Hufspuren auf den Steinfliesen. Die Zwergenkrieger der Eskorte waren draußen geblieben, und die Domestiken waren bereits damit beschäftigt, die Packpferde abzuladen. Drei Ritter, die im Gefolge ihres Herrn eingetreten waren, marschierten neben und hinter seinem Pferd, die Hand am Griff ihrer schweren Äxte aus Eichenholz und Eisen. Ein vierter Zwerg folgte in einigem Abstand. Er war in Rot gekleidet, trug Baldwins Runen und ging mit gesenktem Kopf und demütiger Haltung, die im Gegensatz zu der herausfordernd aggressiven Attitüde seiner Kameraden stand. Seine einzige Waffe war ein kurzer Dolch, eine recht ungewöhnliche Waffe für einen Zwerg, der normalerweise seinen Feind lieber zerschmettert, als zu stechen. Er war von einer für seine Rasse erstaunlichen Größe, überragte die anderen um mehr als einen ganzen Kopf. Sein langer roter Bart war unter seinen Gürtel gesteckt, und um die Handgelenke trug er silberne Reifen. Unter seinen buschigen Brauen waren die Augen fast unsichtbar, aber wer immer seinen Blick gesehen hätte, wäre erbebt. Zwerge wirken kaum je sanft oder freundlich, und die Brauen zu runzeln ist Teil ihres natürlichen Gesichtsausdrucks, die Züge dieses Zwerges hier allerdings waren von wahrlich erschreckender Härte.
    Baldwin brachte sein Pony zum Stehen und gähnte ostentativ, während der eilige Schritt von König
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