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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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des Schwarzen Bergs.
    »Rogor«, murmelte Uther hasserfüllt. »Das ist meine Schuld ... Ich hätte dich ihn töten lassen sollen im Sumpf.«
    »Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung«, sagte Lliane. »Hier ist kein einziger Hoher Elf und auch niemand von irgendeinem anderen Zwergenstamm ... Der Krieg hat sich noch nicht auf alle Völker ausgedehnt ... Wir müssen nach Loth zurück. Ich muss mit Llandon reden, und du sagst König Pellehun, was du gesehen hast. Ihm wird auch Baldwin zuhören. Wir können bestimmt ...«
    Lliane hielt inne. Auf einmal drehte sich alles in ihrem Kopf, und eine plötzliche Übelkeit ergriff sie. Sie atmete die eisige Luft tief und in großen Zügen ein und hob dann eine Handvoll Schnee auf, um sich das Gesicht zu erfrischen. Und da sah sie ihn. Der Kindmann mit dem weißen Haar und dem langen blauen Gewand, der auf einen einfachen, eisenbeschlagenen Stock gestützt dastand und sie lächelnd von einem Hügel herab ansah. Derselbe Mann, den sie am Seeufer erblickt hatte. Der Mann, dem sie bei ihrer Abreise aus Loth begegnet war. Der Mann, den bislang offenbar nur sie zu sehen vermochte.
    Uther sah ihn jetzt auch und verspürte das gleiche Unwohlsein. Er hatte sein Schwert gezogen und stellte sich zwischen die Königin und die Erscheinung. In der linken Hand hielt er die Fackel, um sie besser erkennen zu können.
    »Wer bist du?«
     
    »Ich heiße Myrrdin«, sagte der andere mit einer erstaunlich jungen Stimme und neigte dabei ironisch den Kopf, was vielleicht ein Gruß sein mochte, in erster Linie aber so wirkte, als mache er sich über den Ritter lustig.
    »Was willst du?«
    »Was ich will?«, lachte er hämisch. »Wie kommst du darauf, dass ich irgendetwas von dir will, Uther? Denkst du vielleicht, du kannst mir zu irgendetwas nütze sein, du, der du an deiner Aufgabe gescheitert bist und dieses erbärmliche Blutbad nicht verhindern konntest?«
    Alles Blut wich aus dem Gesicht des Ritters. Er wagte nicht, die Königin anzusehen, aber er spürte ihren Blick. War sie auch der Ansicht, dass er versagt hatte?
    »Es ist zu früh, Uther!«, begann Myrrdin wieder. »Noch bist du nur ein Mensch!«
    Und er fing an zu lachen, glockenhell, wie ein Kind, mit einer Heiterkeit, die auf diesem Leichenfeld völlig fehl am Platze war.
    Lliane starrte ihn wie versteinert an und begann schließlich zu begreifen.
    »Das ist kein Mensch«, murmelte sie. »Aber es ist auch kein Elf. Und trotzdem hat er etwas von beiden ...«
    »Du hast Recht«, sagte Myrrdin. »Ich bin nichts. Nichts anderes als das Kind einer Elfe und eines Mannes ... Kommt zu mir herauf!«
    »Das ist nicht möglich«, antwortete Uther. »Es ist noch nie ein Kind aus der Verbindung von Elfen und Menschen hervorgegangen!«
    »Und trotzdem gibt es mich, siehst du? Aber egal ... Bald werde ich nicht mehr der Einzige sein.«
    Er deutete mit einem vielsagenden Lächeln auf Llianes Bauch.
    »Du wirst ein Mädchen gebären, das die Menschen Morga- ne nennen werden. Aber das wird nicht der Name sein, den du für es gewählt hast.«
    Lliane und Uther sahen einander an, und in den Augen der Liebenden waren ihre Gedanken zu lesen, Überraschung, Entzücken, Liebe und Angst, während sie das ganze Ausmaß dieser Worte erfassten.
    »Ich bitte euch, ihr dürft nicht nach Loth gehen«, begann Myrrdin wieder. »Ihr habt versagt, weil geschrieben stand, dass ihr versagen musstet, aber ihr habt überlebt, und jetzt kann nur euer Überleben den Sieg der Menschen verhindern.«
    Wiederum gefror Uther das Blut in den Adern.
    »Welchen Sieg der Menschen?«, brüllte er. »Wo siehst du hier Menschen? Schau dich doch um! Schau dir dieses ...«
    Er machte eine Geste über das Schlachtfeld hin.
    »... dieses Gemetzel an! Da liegen nur Zwerge und Elfen! Wir haben nichts anderes gemacht, als versucht, den Frieden zu retten!«
    Myrrdin lachte wieder sein nervtötendes Lachen.
    »Wir haben nichts anderes gemacht, als versucht, den Frieden zu retten!«, quäkte er, indem er den Ritter nachäffte mit seiner lächerlichen Stimme.
    Lliane musste ein Lächeln unterdrücken, was den Ritter vollends in Rage brachte. Der Kindmann streckte friedfertig die Hand aus.
    »Verzeih mir, Uther ... Es stimmt, das Ganze ist überhaupt nicht komisch. Aber siehst du, die Menschen ...«
    Er unterbrach sich, als würde ihm plötzlich ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf gehen.
    »Es stimmt«, murmelte er. »Noch bist du nur ein Mensch. Aber eines Tages wirst du zwei sein, wie ich, und dann
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