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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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würde es auch wieder regnen. Die Elfen maßen dem Wetter nicht dieselbe Wichtigkeit bei, wie die über ihre Äcker gebeugten Menschen. Gleich den Bäumen, den Steinen oder den Eichhörnchen im Wald wären sie nie auf den Gedanken gekommen, den Lauf der Natur beeinflussen zu wollen. Und das ist auch der Grund ihres Verschwindens.
    Eine Bewegung am Waldrand erregte ihre Aufmerksamkeit. Llandon, der König der Hohen Elfen, war bereits zu Pferd unterwegs. Ein Soldat reichte Lliane ebenfalls die Zügel eines Pferds und sie sprang mit einem Satz auf seinen Rücken. Die Elfen ritten immer ohne Sattel, brauchten auch keinen, noch Sporen oder Gerte. Sie kannten die Sprache der Haustiere und manche sogar die der wilden Tiere. Llandon beugte sich zum Kopf seines Pferds, eines riesigen weißen Hengstes, dessen Mähne beinahe bis zum Boden reichte und nie gestutzt worden war.
    »Bring uns nach Loth«, sagte er ins Ohr des Tiers.
    Neun Elfen und acht Pferde folgten ihm und seinem Hengst. Da waren außer dem königlichen Paar Blorian und Dorian, die Zwillingsbrüder der Königin, Kevin, der Bogenschütze, Rassul, der Herr der Grauen Elfen aus den Sümpfen, der ein Freund Llandons war, Assan, sein Vasall, Hamlin, der Minnesänger, und Lilian, der Jongleur - wobei man einem Elf gegenüber, der sich als Gaukler ausgibt, immer misstrauisch sein sollte - und zum Schluss Till, der Spurensucher, der zu Fuß ging, begleitet von seinem Hund, der neben ihm herlief, und seinem Falken, der über seinem Kopf flog.
    Die Elfen ritten schweigend und ließen ihre Pferde dem Rhythmus folgen, den Lame vorgab, der weiße Hengst, der ihr Anführer war. Dann ergriff Hamlin seine Laute und begann mit seiner tiefen Stimme das Lied der Großen Horde zu singen, das die Pferde so gerne hörten. Der Gesang klang in ihren Ohren wie das Versprechen eines warmen Stalls. Die >Weise von der Großen Horde< erzählte von den alten Zeiten und den endlosen grünen Weidegründen, auf denen die Streitrösser, Zelter, Karrengäule, Reitpferde, Klepper und Mähren das Gras der Götter fraßen ...
    Till, der Spurensucher, hatte seinen Falken auf Erkundungsflug geschickt. Nachdem sie eine Stunde geritten waren, riss der Schrei des Vogels sie alle aus der melancholischen Stimmung des Gesangs: Die Türme von Loth kamen in Sicht.
    Vor den Stadttoren angekommen, stiegen die blauen Wesen ab und entließen ihre Pferde, nicht ohne sie zuvor abgehalftert zu haben, wieder in die Freiheit. Die Menschen liebten die Pferde zu sehr, als dass Lame und sein Tross sich ruhig in den Gassen von Loth hätten bewegen können.
    »Herr Llandon! Friede sei mit Euch!«
    Unter allergrößten Schwierigkeiten, seinen Schritt ihrem weit ausladenden Schreiten anzugleichen, beinahe im Rennen, bestätigte der Herold ihnen, dass Baldwin da sei und der Große Rat tagen werde.
    »Also ist Baldwin tatsächlich höchstpersönlich erschienen?«, meinte Llandon nachdenklich. »So ein Zwerg verlässt seine Berge nicht ohne guten Grund. Was will er bloß?«
    »Ich weiß es nicht, Herr«, antwortete der Herold leise. »Aber er wirkte sehr mürrisch!»
    »Na und?«, rief Rassul gut gelaunt und schlug Llandon auf die Schulter. »Die Zwerge wirken immer mürrisch!«
    Der Elfentross brach in unbekümmertes Gelächter aus und verschwand in dem ihm reservierten Flügel, den der Architekt des Palastes vernünftigerweise an das der Zwergenunterkunft entgegengesetzte Ende gelegt hatte ...
    Der Herold wiegte das Haupt, er war offenbar beunruhigt über die Wendung, die die Dinge nahmen, dann ging er, dem König Pellehun Bericht zu erstatten. Gedankenverloren wie er war, bemerkte er nicht die riesenhafte Gestalt eines Barbarenkriegers, die im Schatten stand. Der Barbar ließ den Mann vorübergehen, trat dann langsam ins Licht und blickte ihm nach.
    In ihren Rüstungen und dem Überwurf mit dem blau-weiß- gestreiften Wappen, den Farben des Königs, bildeten die zwölf Recken hier im Ratssaal die Wache der Könige, die rund um den Tisch Platz nehmen sollten. Sie waren alle Männer von edler Herkunft und stammten aus Familien, denen in den Alten Zeiten der Titel eines Freundes der Elfen zuteil geworden war oder eines Genossen, was bei den Zwergenkriegern das Gleiche bedeutete.
    Einige unterhielten sich leise, andere würfelten, nur Uther und Roderik, die beiden Jüngsten, blickten aus dem einzigen Fenster des Saals nach draußen, das triste Wetter schlug ihnen aufs Gemüt.
    Seit der Ankunft der Elfen waren mehrere Stunden
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