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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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vergangen, und bald würde die Mittagsglocke ertönen. Uther schauderte. Seine polierte Metallrüstung glänzte im Nieselregen, der wieder eingesetzt hatte. Roderik murmelte etwas, was sein Kamerad nicht verstand; der bat ihn aber nicht, es zu wieder holen, sondern ließ seinen Blick träumerisch über die Dächer der Stadt, die engen Gassen des Hafenviertels und die Ufer des riesigen Sees schweifen, der sich bis zum Horizont erstreckte.
    Uther schreckte hoch, als ein lang gezogenes Stöhnen ertönte, das von der Mitte des Tischs kam. Das war der Stein von Fal, der Talisman der Menschen und das Symbol der Hoheit, der die Ankunft eines legitimen Königs ankündigte. Beinahe augenblicklich ertönte das Geräusch von Schritten im Korridor. Ulfin, der Älteste unter ihnen, rief einen kurzen Befehl. Die Sitzenden sprangen auf, die Spielenden schoben Würfel und Becher beiseite, und alle Blicke richteten sich auf die Tür, die sich gleich öffnen würde.
    Der Herold trat ein, überprüfte mit einem Blick, ob alles in Ordnung war, und wich dann vor dem Herrscher zurück, indem er mit seinem eisenbeschlagenen Stock auf den Boden klopfte.
    »Pellehun, Sohn Kers, König der Menschen vom See und der umliegenden Lande, Herr des Großen Rats!«, verkündete er.
    Die Ritter standen stramm und fassten den Griff ihres Schwerts ein wenig fester.
    Pellehun ging, gefolgt vom Seneschall, um den riesigen bronzenen Tisch herum, der den größten Teil des Raums einnahm, und setzte sich dann gegenüber der Tür auf den Thron aus Zedernholz, der in grauer Vorzeit von einem seiner Vorfahren direkt aus dem Stamm gehauen worden war.
    Gorlois dagegen blieb hinter seinem Stuhl stehen, denn es ziemte sich nicht, dass ein Ritter, und mochte er auch Prinz, Seneschall und Hausmeier des Palastes sein, sich vor dem König der Zwerge oder dem der Elfen setzte.
    Draußen erklang das Geschepper von Rüstungen, der heilige Stein seufzte erneut, und die Tür öffnete sich ein weiteres Mal.
    »Llandon, König der Hohen Elfen, Herr im Wald von Eli- ande!«, verkündete der Herold.
    Der Elf lächelte und kniete, wie es Sitte war, vor Pellehun nieder. »Friede sei mit dir, Llandon«, sagte der und erhob sich.
     
    »Der Himmel schütze dich, Pellehun«, erwiderte der Elf. »Warum tagt der Rat?«
    »Ich weiß kaum mehr als du ... Baldwin ist in Loth. Aber ich nehme an, dass du das bereits erfahren hast ...«
    Llandon antwortete mit einem Kopfnicken und nahm seinen Platz neben dem König der Menschen ein; dann stieß der Herold erneut seinen Stock auf den Boden.
    »Rassul, König der Grauen Elfen, Herr der Sümpfe jenseits der Berge! ... Lliane, Königin der Hohen Elfen!«
    »Jedes Mal noch schöner«, bemerkte Pellehun, als er der Königin seine Reverenz erwies.
    »Deine ergebene Dienerin«, murmelte sie, ohne den Blick zu senken.
    Ihr Blick blieb einen kurzen Moment auf dem Seneschall haften und sie neigte höflich den Kopf. Trotz seines Alters fühlte der wackere Gorlois sich verwirrt und räusperte sich, um seine Verlegenheit zu überspielen. Schwer, sich dem Charme dieser grünen Augen zu entziehen ...
    Llandons Gefolge postierte sich um den bronzenen Tisch und es wurde wieder still im Saal.
    Die zwölf Recken wirkten mit ihrem starren Blick und den auf den Knauf ihrer langen Schwerter gestützten Händen wie Statuen.
    Uther, der hinter den Elfen stand, starrte auf den Nacken der Königin Lliane. Die eifischen Frauen waren von einer derartigen Schönheit, dass Menschen, die nicht regelmäßig durch ihre Gefilde kamen, sie leicht für Feen hielten. Abgesehen von ihrer blauen Haut, ähnelten die Elfen den Menschen, aber selbst der bestaussehende Mann und die makelloseste junge Frau wirkten klobig und schwerfällig angesichts ihrer grazilen Leichtfüßigkeit. Und die Hohen Elfen, die in den Ebenen lebten und mit dem Wind liefen, waren die agilsten von allen.
    Offenbar spürte Lliane auf ihrem Nacken den brennenden Blick des jungen Ritters, denn sie drehte sich halb um und lächelte ihm zu. Uther spürte, wie sein Herz unter der Rüstung einen Sprung tat. Die Augen der Elfe waren von einem beinahe ins Gelbe spielenden Grasgrün, das aufs Vortrefflichste mit dem Blauschimmer ihrer Haut kontrastierte.
    Er erwiderte ihr Lächeln und verlor dabei ein wenig von der steifen Würde, die seine Aufgabe von ihm verlangte, aber in diesem Augenblick seufzte der Stein zum dritten Mal, und der Stock des Herolds schlug auf den Boden, wie um ihn zur Ordnung zu rufen. Das
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