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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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über Kords Arm. Den zweiten steckte sie ihm in den Gürtel, und den dritten band sie um sein Handgelenk. »Das sind Skalpe vom Pferdeclan«, erklärte Odiana. »Die nehmen die Sache mit dem Skalpieren sehr ernst. Und sie durchsuchen die Gebäude eines nach dem anderen nach Feinden. Gewiss sind sie bald hier, armer Meister. Sie werden dir das Herz aus der Brust reißen und es essen, während es noch schlägt. Das wirst du wohl teilweise mit ansehen müssen.« Sie seufzte und wandte sich an Aldrick. »Wir vielleicht auch?«
    Er schüttelte den Kopf. »Zeit zum Aufbruch, meine Liebe. Wenigstens ist es ein schöner Morgen.«
    Odiana beobachtete seinen Mund und schob schmollend die Unterlippe vor, doch dann trat sie an Aldricks Seite und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    Fidelias verzog das Gesicht und betrachtete den mit Skalpen verzierten Wehrhöfer. Dann wandte er sich ab und wollte losgehen.
    Kord umklammerte seinen Knöchel. »Warte. Bitte, lass mich nicht hier. Liefere mich nicht diesen Tieren aus.«
    Fidelias drückte dem Mann die Hacke auf die Finger, ging los und beschwor die Holzkräfte, mit deren Hilfe er sich, Aldrick und Odiana vor den Blicken der anderen verbergen würde, während sie durch die halb zerstörte Festung schlichen.
    Nachdem sie das Lagerhaus verlassen hatten, sahen sie ein halbes Dutzend Angehörige des Pferdeclans, die mit Waffen in der Hand hineinrannten. Und kurz darauf begann Kord zu schreien. Er kreischte voller Angst, Schmerz und Entsetzen.
    Odiana lehnte den Kopf an Aldricks Schulter. »Herr, du hast Recht. Es ist ein wunderbarer Morgen.«

46
    Tavi erwachte im Bett, in einem Zimmer in Bernardhof, das meist für Gäste benutzt wurde. Er war müde und durstig, aber er spürte erstaunlich wenig Schmerzen. Als er die Beine bewegte, bemerkte er, dass er eine Art kurzer Hose trug.
    »Ich weiß nicht, warum«, hörte er die brummige Stimme seines Onkels aus dem Bett neben ihm. »Sie beugte sich über mich, und ich dachte, sie wolle mir die Kehle durchschneiden. Doch dann hat sie die Wunde geheilt. Sie sagte, ich solle nicht verbluten.«
    Amara klang, als hätte sie die Stirn in Falten gelegt. »Hat sie sonst noch etwas gesagt?«
    »Ja. Ich solle Isana erklären, dass sie quitt sind.«
    Tavi setzte sich auf und blickte sich um. Sein Onkel saß auf dem Bett neben ihm, und oberhalb der Decke war ein weißer Verband um seine Brust und seinen Bauch zu sehen. Er war blass, überall an Schultern und im Gesicht hatte er Blutergüsse, trotzdem lächelte er Tavi nun an. »Gut, gut. Wir dachten schon, du wolltest ewig schlafen.«
    Tavi stieß einen Freudenschrei aus, stürmte zu seinem Onkel und umarmte ihn fest.
    Bernard lachte. »Vorsicht, Vorsicht. Ich bin zerbrechlich.« Er erwiderte die Umarmung. »Schön, dich zu sehen, Junge.«
    Amara, die eine braune Bluse und einen ebensolchen Rock trug, grinste ihn an. »Hallo, Tavi.«
    Er lächelte zurück und wandte sich wieder Bernard zu. »Wieso?«, fragte er. »Wieso lebst du noch?«
    »Odiana«, sagte Bernard. »Diese Wasserhexe, die dich im Fluss
angegriffen hat. Deine Tante hat sie gerettet, als Kord sie umbringen wollte. Sie hatte sich zwischen den Leichen bei der Mauer versteckt. Dann hat sie mir das Leben gerettet, und Faede auch.«
    Tavi schüttelte den Kopf. »Mir ist gleichgültig, wer es war, Hauptsache, du bist gesund.«
    Erneut lachte Bernard. »Vor allem bin ich hungrig. Und du?«
    Tavi wurde flau im Magen. »Im Moment nicht, Onkel.«
    Amara nahm einen Krug, goss Wasser in einen Becher und reichte ihn Tavi. »Trink. Sobald du wieder Flüssigkeit im Körper hast, stellt sich auch der Hunger ein.«
    Tavi nickte dankbar und trank. Die Hand, die gebrochen gewesen war, fühlte sich ein wenig schwach an, deshalb nahm er den Becher in die andere. »Und wie geht es dir?«
    Sie lächelte schwach. »Ich lebe noch. Ein paar Narben; sonst fühle ich mich gut.«
    »Tut mir leid«, meinte Tavi, »dass ich den Dolch verloren habe.«
    Amara schüttelte den Kopf. »Das braucht dir nicht leidzutun, Tavi. Du hattest es mit zwei Männern zu tun, die schon mehr Menschen getötet haben als jeder andere, den ich kenne. Du warst sehr mutig. Wegen des verlorenen Dolches solltest du dich nicht schämen.«
    »Aber so kommt Aquitanius ungeschoren davon. Jetzt kannst du seine Schuld nicht beweisen, oder?«
    Amara runzelte die Stirn. »Ich wäre an deiner Stelle vorsichtig, was ich von mir gebe, Tavi. Wenn dich jemand hört, könntest du wegen Verleumdung angeklagt
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