Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
aleranische Tunika trug, welche jedoch mit Essen und Schmutz befleckt war. Ihr langes helles Haar hatte sie zum Zopf gebunden, was den zarten Schwung von Wangenknochen und Hals betonte.
    »Gut, junger Krieger«, sagte Doroga. »Ich habe dir vergolten, dass du meinen Welpen gerettet hast -«
    »Deine Tochter«, unterbrach ihn Kitai. »Ich bin kein Welpe mehr, Vater.«
    »Tochter«, grummelte Doroga und grinste. »Du hast meine Tochter gerettet, und ich habe es dir vergolten. Aber dann hast du auch mich gerettet, und jetzt stehe ich immer noch in deiner Schuld.«
    »Ich habe doch gar nichts gemacht«, erwiderte Tavi.
    »Du hast mir eine Warnung zugerufen, Tavi«, erinnerte ihn Doroga. »Ohne die wäre ich jetzt tot.« Er drückte Tavis Schultern, und der Junge bekam Angst, den nächsten Knochenbruch zu erleiden. »Danke.«
    »Das war aber nichts Großartiges. Die wichtigen Dinge hast
alle du selbst erledigt. Du hast eine Horde gegen die andere geführt, Herr. Gegen eine Horde deines eigenen Volkes.«
    »Ich werde nun meine Schulden bei dir begleichen«, fuhr Doroga fort. »Das beenden, was du begonnen hast. Das gehört dazu, ein Mann zu sein.« Doroga lächelte ihn an und erhob sich. »Kitai.«
    Kitai schaute böse drein, und Doroga bedachte sie mit einem Stirnrunzeln.
    Kitai verdrehte die Augen und fauchte in Richtung Tavi: »Danke. Weil du mir das Leben gerettet hast.«
    Tavi blinzelte sie milde an. »Äh, gern geschehen.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Du brauchst nicht zu glauben, ich würde dir das vergessen.«
    In Tavis Ohren klang das mehr nach einer Drohung als nach einem Versprechen. »Äh, nein. Das habe ich nicht geglaubt.«
    Kitais Miene wurde noch finsterer, jedoch auch von einem sanften Zug um die Augen ein wenig aufgehellt. »Ich werde reiten lernen«, gab sie kund. »Wenn es dir recht ist.«
    »Äh. Gewiss, warum nicht. Schön, ist doch großartig, Kitai.« Tavi blickte Doroga ein wenig verzweifelt an.
    Doroga verdrehte die Augen und seufzte. »Wir sollten gehen. Dein Häuptling will sich morgen bei mir bedanken, und vorher sollte Kitai ihre Tunika waschen.«
    Kitai fauchte: »Welpen tragen eine Tunika. Es ist dumm, mich dazu zu zwingen. Sie gefällt mir nicht, und ich will sie nicht. Warum sollte ich nicht das Gleiche tragen wie die übrigen Maratfrauen?«
    »Willst du hier nackt herumlaufen?«, fragte Tavi. »Bist du verrückt? Zieh dich an wie ein normaler Mensch, solange du hier bist.«
    Plötzlich grinste Doroga breit. »Gut. Das ist gut.«
    Kitai verschränkte die Arme und warf Tavi einen Blick zu, unter dem Steine hätten zerbröseln können. Tavi drückte sich in
die Kissen zurück, und Kitai grunzte missfällig und stolzierte hinaus.
    Doroga lachte schallend und zerzauste, ganz wie Onkel Bernard, Tavi das Haar. »Verdammt, junger Krieger. Verdammt. Aber zwischen ihrer Mutter und mir hat es genauso angefangen.«
    Tavi blinzelte. »Wie bitte?«
    »Wir sehen uns wieder.« Doroga wandte sich zum Gehen.
    »Wie war das mit ihrer Mutter? Doroga, warte!«
    Doroga ließ sich davon nicht aufhalten, sondern lachte nur ziemlich zweideutig und ging hinaus. »Vergiss nicht, was ich gesagt habe, Tavi. Wir sprechen uns noch.«
    Tavi lehnte sich im Bett zurück und dachte nach. Er hatte das ziemlich bestimmte Gefühl, dass da etwas über seinen Kopf hinweg entschieden worden war. »Das beenden, was ich begonnen habe...«
    Es klopfte leise, und Tavi blickte auf. Faede schob sein vernarbtes, freundliches Gesicht zur Tür herein. »Tavi«, sagte er fröhlich.
    Tavi lächelte. »Hallo, Faede. Komm doch rein.«
    Faede schlurfte ins Zimmer. Er trug ein dickes Paket aus rotem Stoff.
    »Was ist das?«, fragte Tavi.
    »Geschenk«, sagte Faede. »Geschenk, Tavi.« Er reichte ihm das Stoffbündel.
    Tavi nahm es ihm ab. Es war schwerer als erwartet. Er legte es sich auf den Schoß und öffnete den Stoff, bei dem es sich um einen der scharlachroten Umhänge aus dem Memorium des Princeps zu handeln schien. Eingewickelt darin war eine alte und abgewetzte Scheide, in der das schartige Schwert steckte, das Amara mitgenommen und mit dem Faede auf der Mauer gekämpft hatte.
    Tavi blickte Faede an, der dümmlich zurücklächelte. »Für dich.«

    Tavi runzelte die Stirn. »Meinetwegen kannst du die Schauspielerei jetzt lassen, Faede«, sagte er leise.
    Einen Moment lang funkelten Faedes Augen über dem Feiglingsmal auf der Wange. Schweigend blickte er Tavi an und zwinkerte schließlich. »Für dich«, wiederholte er im gleichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher