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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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knappen Zoll vor ihrem Hals verharrte. Der Krieger grunzte und drückte stärker zu, und langsam gab ihr Arm unter der Kraft des Kriegers nach.
    Isana wand sich, rief erneut nach Bächlein und hoffte nur, der erste Marat blieb kampfunfähig, auch wenn sie ihren Elementar von ihm abzog. Bächlein floss zu ihr zurück, Isana nahm ihn in sich auf und krallte die Fingernägel ihrer freien Hand in den Unterarm des Marat. Blut trat auf die bleiche Haut, und Isana schickte Bächlein in diese kleinen Kratzer.
    Der Marat keuchte, schauderte und verlor die Kraft in seinen Armen. Er zuckte und drehte sich und ließ Isana und das Messer los. Sein Körper bäumte sich auf, und er fiel von Isana, wälzte sich auf dem Boden und fasste sich an die Brust.
    Isana zitterte und bemühte sich, das plötzliche Entsetzen und die Angst des Marat von sich abzuwehren, aber sie befreite ihn nicht aus Bächleins Griff. Der Krieger schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, doch Isana wusste, das würde ihm nicht helfen. Der Elementar hatte das Herz und das Blut in den Adern angehalten.
    Nach einer Minute war es vorbei. Isana starrte ein Dutzend
entsetzter Kinder über die Leichen der beiden toten Marat hinweg an.
    Einen Moment später erschien Frederic schnaufend in der Tür. Der junge Mann von Bernardhof hatte den Schild fallen gelassen und trug stattdessen ein schlankes und halbnacktes Mädchen mit einem Sklavenring um den Hals, das nur mit dem Seidenkleid einer Tänzerin bekleidet war. Die Beine der jungen Frau waren blutig, und sie klammerte sich an Frederic, das Gesicht hatte sie an seine Schulter gelegt. Sie weinte.
    »Herrin«, rief Frederic. »Geht es dir gut?«
    »Im Augenblick«, meinte Isana. Sie eilte zu Frederic und half ihm, das Mädchen über die kleine Barrikade zu hieven. »Frederic, du musst hierbleiben und die Kinder beschützen. Verteidige dieses Gebäude, ja?«
    Er sah sie besorgt an. »Und du?«
    »Ich komme schon zurecht«, erwiderte Isana. Einen Moment lang schwollen die Panik und das Leid der Menschen in ihrer Umgebung zu einer Woge an, die sie zu ertränken drohte. Die Leichen der Marat lagen verdreht und starr auf dem Boden, der Schmerz stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie hörte sich selbst lachen. »Ich komme zurecht. Ich muss zu ihm.«
    Frederic schluckte und nickte. »Ja, Herrin.«
    Sie holte tief Luft, um die Gefühle in den Griff zu bekommen, die auf sie eindrangen. »Verteidige die Tür, Frederic. Beschütze die Kinder.« Damit ging sie hinaus, so schnell sie konnte, und machte sich zur anderen Seite des Hofes auf.
    Die Kämpfe, so schien es, kamen langsam zum Erliegen. Überall sah Isana Leichen und Verwundete. Ein Marat von den Herdentötern stürmte um eine Ecke und wurde von zwei Marat auf Pferden niedergeritten, die ihm Speere in den Rücken stachen, als er fliehen wollte. Ein blutrünstiger Schreckenswolf warf sich auf eines der Pferde und riss ihm den Hinterlauf auf, wodurch das Tier stürzte, während der Reiter aus dem Sattel
sprang, herumfuhr und sich dem Wolf mit dem Speer in der Hand stellte.
    Isana drängte voran, am Gebäude des Kommandanten vorbei, wo ein grimmiger, grauhaariger Legionare sie anbrüllte, hineinzugehen und sich in Sicherheit zu bringen. Sie beachtete ihn nicht und setzte ihren Weg zum östlichen Ende des Hofes fort.
    Hier hatte die Schlacht am übelsten getobt, hier hatte das schlimmste Gemetzel stattgefunden. Schon früh am Tage hatte man an dieser Stelle die Leichen zusammengetragen, doch nun lagen hunderte weiterer Toter auf dem Boden, zum größten Teil Marat, aber gelegentlich sah man auch die rot-goldene Tunika eines rivanischen Legionare zwischen den blassen Körpern der Barbaren. Isana hätte die weite Fläche überqueren können, ohne ein einziges Mal auf Stein treten zu müssen.
    Sie eilte weiter und wich zweimal aus, als Marat an ihr vorbei flohen und mit Panik in den Augen zum zerstörten Tor hetzten. Sie ging ihnen aus dem Weg. Einmal donnerten mehrere Marat auf Pferden über die Leichen hinweg, wobei die Hufe ohne Unterschied Freund und Feind zermalmten. Hier und da rührten sich Verwundete, schleppten sich davon oder warteten still auf den Tod. Über dem Platz hingen der Geruch von Blut und der Gestank beginnender Verwesung, und als Isana den geschleiften Teil der Mauer erreichte, wo sie Tavi zuletzt gesehen hatte, war ihr schwindelig.
    Sie musste über einen Schuttberg klettern, um die andere Seite zu erreichen, und wappnete sich für den Anblick, der
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