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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung
Autoren: Jonathan Stroud
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Allen stand langsam auf. Er rieb sich den Unterkiefer, schaute Emily an und fragte: »Alles okay bei dir?«
    »Ja.« Sie fühlte sich, als ob ihr alle ihre Haare mitsamt Haarwurzeln ausgerissen worden wären. »Alles prächtig.« Sie machte einen tiefen Atemzug.
    »Danke, dass du mich rausgehauen hast.«
    »Ach was. Hab gesehen, wie du’s Katie gegeben hast.«
    »Ja.«
    »Echt gut. Die ist’ne stockblöde Kuh. Und Carl wird sein Bein noch’ne ganze Weile spüren. Auch ziemlich gut.«
    Neben ihnen stöhnte jemand. Marcus saß immer noch im Schnee. Er blutete aus der Nase.
    Simon kauerte sich neben ihn. »Alles in Ordnung?«
    »Hmmmm.«
    »Tut mir wirklich leid... Mein Bruder... aber war echt gut, wie du da angeschossen gekommen bist. Er hat gar nicht mitgekriegt, was ihn da getroffen hat.«
    Marcus stützte sich auf den Ellenbogen und rieb sich eine Gesichtshälfte. »Ging mir genauso«, presste er hervor.
    »’tschuldigung.« Simon blickte wieder zu Emily hoch. »War aber echt klasse, was? Da hat’s Carl aber mal gezeigt gekriegt.«
    »Er hat was verloren.« Emily hielt einen Flachmann hoch, in dem eine gelbbraune Flüssigkeit hin und her schwappte.
    »Das gehört mir.« Marcus streckte die Hand aus. »Kann ich jetzt gut gebrauchen.« Er nahm die Flasche, schraubte den Verschluss ab und nahm einen Schluck. Dann streckte er die Hand wieder aus. »Hier.«
    »Was ist da drin?«, fragte Simon.
    »Whisky. Was hast du denn gedacht?«
    »Ich weiß nicht...«, fing Emily an, aber Simon hatte die Flasche schon genommen. Er trank kurz, hustete und hielt sie dann Emily hin. Sie zögerte.
    »Komm schon«, sagte Marcus. »Wird dich nicht gleich umbringen.«
    Emily nahm den Flachmann und setzte ihn an die Lippen. Der Whisky brannte in ihrem Mund und hatte einen herben, torfigen Geschmack. Sie schluckte schnell, schüttelte sich und stieß ein krächzendes Geräusch aus. Simon grinste.
    »Magst du das nicht? Ist ein bisschen stark.«
    »Topqualität«, sagte Marcus. »Bell’s. Wird mir helfen, meine Nase durchzuputzen.«
    Er nahm noch einen Schluck und steckte die Flasche zurück in seine Anoraktasche.
    »Wo hast du das her?«, fragte Simon. »Hast du doch nicht gekauft.«
    Marcus zuckte mit den Schultern. »Von meinem Vater.«
    »Kriegst du da keine Prügel?«
    »Merkt er gar nicht.«
    Emily wischte sich die letzten Tränen aus den Augen. »Ihr solltet jetzt besser mal aufstehen«, sagte sie. »Ihr werdet sonst patschnass und holt euch noch den Tod.«
    Marcus stand auf und klopfte sich den Schnee vom Anorak. Emily blickte auf die Uhr.
    »Ich muss jetzt nach Hause«, sagte sie.
    »Ich wollte mal kurz in die Burg reinschauen«, sagte Marcus. »Kommt doch mit.«
    »Kannst du nicht«, sagte Emily. »Die hat im Winter geschlossen.«
    »Wie? Man kann nicht rein?«
    »Nein. Alles zugesperrt.«
    »Mann, das ist ja großartig!« Die Antwort kam unerwartet. »Das heißt also, sie ist unbeschädigt?«
    »Nee«, sagte Simon. »Das ist’ne Ruine. Da wohnt keiner.«
    »Die Außenwände stehen noch, wenn du das meinst«, antwortete Emily.
    »Hat’n eingefallnes Dach«, fuhr Simon fort. »’ne Müllhalde. Voll mit Vogelnestern.«
    Das schien Marcus nicht weiter zu stören. »Wo ich wohne, gibt es in der Nähe auch eine Burg«, sagte er. »Ich bin da früher oft hingegangen, um zu lesen, und überhaupt. Sie steht auf einem kleinen Hügel, ein paar Mauern sind übrig, ein paar Fenster und von ganz oben hat man einen tollen Blick. Ich hab die Burg sehr gemocht, als ich ein Kind war. Dort zu sein, war das Größte, fand ich, ich hab mich selbst wie ein König gefühlt. Das hat sich aber schon lang geändert. Ist nicht mehr genug erhalten – man kann sich alles nicht so richtig vorstellen.« Er tupfte sich mit einem Taschentuch das Blut von der Nase. »Aber das hier«, fuhr er fort, »das ist’ne echte Burg. Ihr seid bestimmt ganz oft hier.«
    »Nein«, sagte Emily.
    »Drei Pfund fünfzig«, sagte Simon.
    Marcus zog eine Augenbraue hoch.»Was?«
    »Drei Pfund fünfzig. Kostet es, um reinzukommen. Wenn geöffnet ist. Drei Pfund fünfzig für ein paar Steinmauern und Vogelkacke an deinen Schuhen. Dafür stehn wir nicht grade Schlange.«
    »Ich war mal drin«, sagte Emily und lachte. »Bevor wir hierhergezogen sind. War ganz okay.«
    »Ganz okay?«, rief Marcus. Er wirkte verärgert. »Ihr wisst gar nicht, was für ein Glück ihr habt! Ich wär jeden Tag hier.«
    Simon zuckte mit den Schultern.»Wär ein einsames Vergnügen. Also...« Das war
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