Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista
Autoren: Marco Malvaldi
Vom Netzwerk:
trinken kann, mit einer Stereoanlage, einem Heimkino für die Spiele …«
    Der Typ schien verstanden zu haben und war Massimo strahlend ins Wort gefallen.
    »Ah, mehr brauchst du gar nicht zu sagen. Fabio hat alles verstanden. Hör zu, wir machen’s so: ein schöner großer runder Diwan in der Mitte des Zimmers, ja? Wie ein riesiger Turban, auf dem man sitzen kann, ich hab da einen ganz fabelhaften aus einem leeren Lkw-Reifen, und in der Mitte über die Lehne kommt ein kleines rundes Tischchen hin, auf dem man die Gläser abstellen kann. An die Wände kommt eine umlaufende Konsole in etwa der Höhe.« Er zeigte mit der Hand eine Linie von etwa eineinhalb Metern Höhe vom Boden aus gemessen. »Ein paar Hocker hier und da, so an die zehn Stück, dazu die richtige Beleuchtung, und das Zimmer hier wird ein echtes Schmuckstückchen. Was hältst du davon?«
    Ich weiß ja nicht, schien Tizianas Blick zu sagen.
    Schöner Mist, sagten die Mienen der Alten in Dolby Surround.
    Jetzt war Massimo an der Reihe damit, gequält zu blicken.
    »Vielleicht war ich nicht deutlich genug. Ich habe gesagt, dass ich einen Raum möchte, in dem man was trinken kann, keinen Harem. Ich würde gern Lautsprecherboxen aufstellen oder ein Heimkinosystem. Zum Fußballgucken oder so was in der Art.«
    »Ich verstehe, ich verstehe. Etwas, wo alle zusammen Fußball gucken oder ein Bierchen trinken können, und dann noch eine schöne Stereoanlage, was? Schließlich sind wir hier in der Provinz, nicht wahr?«
    Schweigen senkte sich auf das Zimmer. Dann ergriff Pilade mit gewohntem Taktgefühl das Wort.
    »Hör mal, Fabio, kannst du mir mal was erklä-
ren?«
    »Aber dafür bin ich doch hier! Nur zu.«
    »So dumm, wie du bist, wie hast du das geschafft, von Riccione hierher zu finden, ohne dich zu verfahren?«
    Innenarchitekt Nummer zwei tauchte zwei Tage später auf, solariumgebräunt, in einen druckverbandengen Pulli mit seitlichen Knöpfen gezwängt und einem gewagten Paar Hosen, die so tief hingen, dass sie den Gummibandsaum der Unterhose vollkommen ungeschützt ließen, auf dem »Dolce & Gabbana« zu lesen stand. Als Erster ins Zimmer getreten, nach Massimos Aufforderung, schob er die Sonnenbrille hoch und musterte aufmerksam unter gezupften Brauen die Umgebung. Dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
    »Gut, gut, gut. Was hattest du hier vor? Ich darf dich doch duzen, oder?«, fragte Architekt Nummer zwei tuntig.
    »Also, ich dachte an einen ruhigen Raum, wo man was trinken kann. Vielleicht mit einer Stereoanlage oder einem großen Bildschirm, um …«
    »Ja, was für eine großartige Idee! Aber sicher, sicher. Doch zuallererst brauchen wir ein bisschen Licht.«
    »Licht?«, fragte Massimo.
    »Ja sicher, mein Lieber … entschuldige, wie heißt du noch?«
    »Massimo«, antwortete selbiger, während er bemerkte, wie die Alten den Innenarchitekten feixend ansahen und sich gegenseitig in die Rippen boxten. Auf der anderen Seite des Zimmers bemühte sich Tiziana angestrengt, einen Lachanfall zu unterdrücken.
    »Was für ein schöner Name. Kraftvoll. Ich sagte, lieber Massimo, dass es hier nicht mal ein Fenster gibt. Also, wenn du ein Zimmer beleben möchtest, dann brauchst du als Erstes Licht. Meinst du nicht?«
    »Sicher«, sagte Massimo, während ihm allmählich der kalte Schweiß ausbrach, weil Gino und Ampelio sich mit eingebildeten Fächern Luft zufächelten.
    »Also, fangen wir an. Hier ist etwas Diskretes gefragt, damit die müden Augen sich vom grellen Licht der Mittagssonne erholen können. Etwas Indirektes, das das ganze Zimmer umarmt und die Gäste wie Flachreliefs herausragen lässt, an so etwas dachte ich. Hier …«, erklärte der Innenarchitekt und drehte sich um, während Pilade und Aldo, die hinter ihm standen, zu Stein erstarrten und die affektierten Küsschen, die sie sich auf den Handflächen zupusteten, mehr schlecht als recht in Zeigegesten umwandelten, »hier würde ich ein paar Spots anbringen, am besten traubenförmig angeordnet.«
    »Eh …«, machte Massimo, während er das abscheuliche Pärchen mit einem bitterbösen Blick bedachte.
    »Hier hingegen …«, fuhr der Innenarchitekt, nach Norden gewandt, fort, »wäre eine Stehlampe ideal. Und dazu eine große Kugel, von der Decke hängend. Was hattest du dir für die Mauer vorgestellt?«
    »Da würde ich was weiß ich dran machen«, sagte Massimo, während er ohnmächtig Aldo und Pilade beobachtete, die, nachdem sie sich treuherzig angeblickt hatten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher