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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista
Autoren: Marco Malvaldi
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macht noch jemals welche gemacht hat; die gute Laune eines Menschen, für den das Leben wie ein langer, ruhiger Fluss ist, der Frühstück, Mittagessen, Abendessen und Nachmittage in der Bar mit sich bringt. Die gute Laune also eines Menschen, der in seinem ganzen Leben noch keinen Handschlag getan hat und auch noch stolz darauf ist.
    Gegenüber diesem Menschen empfand Massimo jetzt gerade widerstreitende Gefühle; weil er ein Problem für ihn gelöst und gleichzeitig ein neues geschaffen hatte. Im Grunde, wenn auch mit Massimos Billigung, stammte die Idee mit dem Billard nämlich von ihm.
    Die Räumlichkeiten, in denen sich Massimos Bar befand, waren sehr groß. Massimo hatte sie vor Jahren erstanden, als er dank einer einmaligen Fügung des Schicksals im Fußballtoto dreizehn Richtige bekam und daraufhin, kurz nach der Universität, beschlossen hatte, da seine Berufung nicht in der Mathematik lag, eine Bar aufzumachen. Oder besser: Er würde als barista , wie er sich zu nennen und von sich zu denken pflegte, arbeiten.
    Ein Teil dieser Räumlichkeiten, ein fensterloses, großes, dunkles Zimmer mit nur einer einzigen Öffnung nach draußen, war beinahe ungenutzt geblieben; Massimo verwendete es zunächst als Lager für unverderbliche Waren, auch weil schon ein schöner Batzen Geld verbraucht war, nachdem er die Räume gekauft und eingerichtet hatte. Daher hatte er beschlossen, es erst einzurichten, wenn die Bar liefe.
    Aber dann, nach und nach, fing die Bar an zu laufen. Und wie. Nach der Anfangszeit, als die Einwohner Pinetas hauptsächlich aus Neugier angezogen wurden, wurde die BarLume im wahrsten Sinne des Wortes »Massimos Bar«.
    Vorübergehend war Massimo aufgrund seiner nur wenig ausgeprägten Neigung, den Gästen das Recht auf eigene Entscheidungen zuzugestehen, die Hauptattraktion. Da offensichtlich einer gewissen Anzahl von Personen diese außergewöhnliche Behandlung gefiel, oder weil man ordentlich damit angeben konnte, seine Freunde dorthin mitzunehmen, »wo dieser Barista arbeitet, der einen zum Teufel jagt«, war die BarLume immer ziemlich gut besucht.
    Nachdem Massimo auf eine Weise, die mehr als entscheidend gewesen war, dazu beigetragen hatte, den Schuldigen an dem Verbrechen in Pineta zu finden, war das Geschäft für eine gewisse Zeit förmlich durchgestartet. Dann war der Sommer zu Ende, die Leute vergaßen, und Massimo musste aufhören, sich wie Micky Maus aufzuführen. Von ganzem Herzen hatte er sich wieder seiner Lebensaufgabe als Barista gewidmet.
    Das erste zu lösende Problem war, das Hinterzimmer einzurichten. Trotz des enormen kulturellen – sowohl wissenschaftlichen als auch humanistischen – Gepäcks, das er mit sich herumtrug, verfügte Massimo über keinerlei ästhetisches Empfinden und war ernstlich davon überzeugt, dass jeder, der auch nur das geringste Interesse für Design und Architektur hegte, halb schwachsinnig sein müsse. Immerhin erkannte er, dass dies eine persönliche Schwäche war, und hatte folglich beschlossen, einen Innenarchitekten zurate zu ziehen.
    Innenarchitekt Nummer eins war ein junger Mann aus Riccione, um die fünfundzwanzig, lang und dünn wie eine Bohnenstange, der in überheblichem Tonfall unentwegt damit angab, welche Persönlichkeiten aus der Welt der Mode und des Theaters er kannte; Persönlichkeiten, die Massimo sämtlich nicht bekannt waren oder bei denen er sich hütete, sie kennenzulernen. Unter den Augen der neu ins Leben gerufenen Prüfkommission (Massimo einziges offizielles Mitglied, Tiziana als Frau mit Affinität zum Thema und die vier Vieljährigen, weil, nun ja, versuch halt mal, die irgendwo wegzuschicken) war der Innenarchitekt in das Zimmer geführt und aufgefordert worden, ein erstes Urteil abzugeben.
    Der Experte hatte sich mit etwas gequälter Miene umgesehen.
    »Hier?«
    »Hier.«
    »Ah.« – Seufzer. – »Ein bisschen begrenzt vom Platz her, sozusagen. Aber das ist kein Problem, wir werden den Raum bestens nutzen. Also, woran hattet ihr gedacht? Was wolltet ihr machen? Was soll der Output dieses Zimmers sein?«
    »Wie?«
    »Was du vorhast. Ballsaal, zum Beispiel, Salon für Weindegustationen, Ausstellungsraum für Vernissagen …«
    »Nein, nein«, hatte sich Ampelio eingemischt, »wir dachten eher an einen Zirkus. Wissen Sie, mit Elefanten und so. Das Problem ist nur: Wo bringen wir die Trapezkünstler unter?«
    »Großvater, halt den Mund, bitte. Nein, ich dachte an etwas Schlichtes, ein einfaches Zimmer, wo man was
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