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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten
Autoren: S Booth
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hinter mir«, erwiderte Granger.
    »Aber der Pfarrer hat Ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
    »Der war regelrecht besessen von seinem Friedhof. Keine Ahnung, warum der so wichtig für ihn war.«

    »Was war mit dem Einbruch in der Sakristei?«, fragte Hitchens. »Den Diebstählen? Den Schäden an seinem Wagen?«
    »Wir hatten nichts gegen ihn, wirklich. Aber ihn schien nichts von diesem blöden Friedhof ablenken zu können. Er hätte alles beim Alten lassen sollen.«
    Fry warf einen Blick auf ihre Notizen, die sie sich vor der Vernehmung gemacht hatte. An oberster Stelle standen die Anrufe, die Neil Granger in der Nacht seines Todes von seinem Handy aus getätigt hatte. Unter anderem Verbindungen zu einer Nummer in Glossop – der Nummer seines Bruders.
    »Sehen Sie, da haben Sie es«, sagte Philip, als sie ihn nach den Anrufen fragte. Und dabei warf er seinem Anwalt ein kleines triumphierendes Lächeln zu, aber der Anwalt reagierte nicht. »Hätte Neil mich angerufen und ein Treffen vorgeschlagen, wenn er dachte, ich würde ihm was antun?«
    »Die Tatsache, dass Neil nicht erwartete, von Ihnen attackiert zu werden, erklärt noch lange nicht Ihre Absichten«, erwiderte Fry.
    »Ich wollte ihn nicht töten. Ich meine, warum auch?«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Hören Sie, er hat mich so lange genervt, bis ich mich dort oben mit ihm getroffen habe. Er hatte sich so was wie eine Morgenzeremonie für den Maifeiertag in den Kopf gesetzt und wollte das dort oben proben. Ich glaube, er hatte deswegen Streit mit Onkel Lucas und den anderen. Also musste er denen was beweisen. Neil konnte manchmal so sein – so richtig stur. Aber es hätte ihm nichts genützt, das allein durchzuziehen. Er brauchte einen Zeugen. Also hat er an mich gedacht. Ab und zu hatte sogar mein kleiner Bruder Verwendung für mich. So ein Blödsinn! Glauben Sie vielleicht, ich hatte große Lust, mitten in der Nacht auf den Berg zu diesem Luftschacht zu steigen? Er hat mich so lange genervt, bis ich ›ja‹ gesagt habe. Ich weiß gar nicht, wieso.«

    »Vielleicht ist Ihnen schlagartig klar geworden, was für eine glänzende Gelegenheit sich Ihnen da bot.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, erwiderte Philip und schüttelte den Kopf.
    Hitchens faltete seine Hände vor sich auf dem Tisch und machte weiter, damit Fry ihre nächste Frage vorbereiten konnte.
    »Wie sind Sie eigentlich zu dem Luftschacht gekommen, zu Ihrem Treffpunkt mit Neil?«, fragte er. »Wir haben alle Lastwagenfahrer auf der A628 befragt, und keiner hat irgendwelche anderen Fahrzeuge in der Parkbucht gesehen außer dem Wagen Ihres Bruders.«
    »Ich besitze kein Auto, ich fahre Motorrad. Ich habe die Maschine hinter Neils Wagen abgestellt. Sie war von der Straße aus nicht zu sehen.«
    »Und von der Parkbucht aus sind Sie dann zu Fuß zu dem Luftschacht gegangen?«
    »So weit ist das nicht. Wenn Neil das schaffte, warum nicht ich?« Philip grinste. »Aber um ehrlich zu sein, ich war schon ein wenig außer Puste, als ich oben ankam. Ich lebe nicht so gesund wie der gute alte Neil. Auch wieder so ein Punkt, wo er mir immer zu verstehen gab, dass ich nicht mithalten konnte.«
    »Sie hätten mit dem Motorrad hinauffahren können«, meinte Hitchens.
    »Ganz dumm bin ich auch wieder nicht. Das hätte Spuren hinterlassen.«
    »Sie machten sich Gedanken, Spuren zu hinterlassen, behaupten aber, Sie hatten nicht die Absicht, Ihren Bruder zu töten?«
    Philip öffnete den Mund, hielt inne und schaute seinen Anwalt an, der nur traurig den Kopf schüttelte.
    »Kein Kommentar.«
    Fry warf Hitchens einen Blick zu, der sich zufrieden zurücklehnte.
Zeit, einen anderen Kurs einzuschlagen. Falls Granger dachte, er könnte so leicht davonkommen, sollte er sich täuschen.
    »Mr Granger«, setzte Fry die Vernehmung fort, »laut Obduktionsbefund wurden Spuren der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit aus der Kopfverletzung Ihres Bruders auf seine Hand übertragen, während er im Sterben lag. Das können nur Sie getan haben. Stimmen Sie mir in dem Punkt zu?«
    Granger sah krank aus. Hätte er noch bleicher werden können, wäre er es jetzt geworden. Er klang sehr leise, als er antwortete.
    »Es war immer noch ziemlich dunkel, aber ich erinnere mich an das Geräusch«, sagte er. »Es war so eine Art Aufprall und Knacken, als ob jemand auf der Straße eine Packung mit Keksen fallen lässt. Ich sah sofort, dass Neil nicht tot war. Er bewegte sich noch und gab Geräusche wie ein Tier von sich. Aber ich
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