Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten
Autoren: S Booth
Vom Netzwerk:
hatte ihm erzählt, dass sie von den Wasserwerken dem Erdboden gleichgemacht worden waren. Von Woodhead und Crowden waren wenigstens noch ein paar vereinzelte Häuser stehen geblieben und deuteten an, wo sich die Ortschaften einst befunden hatten. Laut Karte näherte er sich aber jetzt bereits dem Dorf Saltersbrook.
    Cooper spähte von der Straße aus bergabwärts. Ein steiniger Pfad führte hinunter in ein kleines Tal, wo ein Bach in den River Etherow floss und weiter in die Staubecken. Am Fuß des Pfades konnte Cooper eine schmale Steinbrücke erkennen, die einen Wasserlauf überspannte. Sie sah aus wie eine Packpferdbrücke und war vermutlich von den Händlern benutzt worden, die einst Salz auf ihren Packtieren aus Cheshire in die Städte von Yorkshire gebracht hatten. Das musste der ursprüngliche Salzweg gewesen sein, dem das Dorf Saltersbrook seinen Namen verdankte. Doch jetzt gab es hier nichts mehr.
    Die Böschung des Baches war auf beiden Seiten dicht von Adlerfarn bewachsen, der auch einen Teil des Areals bedeckte, wo Saltersbrook einst gestanden hatte. Vom Ort waren nur noch die Fundamente einiger weniger Häuser und die Ruinen des Dorfgasthofs übrig geblieben, der sich auf der anderen
Seite der Brücke auf einer kleinen Anhöhe befunden hatte. An den Wänden einiger zerfallener Zimmer waren noch die Kamine zu sehen. Der Anstieg von der Brücke hinauf war sehr steil, und der Pfad war mit Steinen gepflastert, um den Hufen der Packtiere sicheren Halt zu bieten. Die eingestürzten Steinmauern des Gasthofs waren mit Brennnesseln und rauem Gras überwuchert. Im Augenblick weideten einige Schafe darauf.
    Mit Ausnahme des Verkehrs auf der A628 deutete nichts auf die Anwesenheit von menschlichem Leben in dieser Landschaft hin; das heißt, bis auf die Turbinen des Windenergieparks im Nordosten. Cooper fiel auf, dass sich zwei der Turbinen nicht bewegten. Als er um eine Kurve bog, hatte er freien Blick über das weite Moor bis hin zu der Anlage, wo mehrere Fahrzeuge parkten.
    Cooper hielt am Straßenrand an, darauf bedacht, nicht zu nahe an den weichen Rasensaum zu geraten, denn die Reifen würden mit Sicherheit im weichen Torfmoor einsinken. Der kleine Fuhrpark am Fuß der Turbinen bestand aus mehreren Landrovern, einem Minibus und sogar einem kleinen, mobilen Kran. Wahrscheinlich war eine Wartungsmannschaft im Einsatz. Wie lange sie dort wohl schon gearbeitet hatten, ohne dass er etwas davon bemerkt hatte? Und wen hatten sie von ihrem einzigartigen Aussichtspunkt aus nach Withens hinein- und wieder hinausfahren sehen?
    Cooper schaute auf seine Uhr. Er war früh dran. Ihm blieb noch genügend Zeit, um den Männern einen Besuch abzustatten.
     
     
    Philip Granger hatte beschlossen, den Rat seines Pflichtverteidigers in den Wind zu schlagen und seine Erklärung allein vorzubringen. Dabei lächelte er die beiden vernehmenden Kripobeamten aufmunternd an.
    »Sie haben das nicht richtig verstanden«, berichtigte er sie.
»Ich hatte nicht die Absicht, Neil zu töten. Wieso hätte ich das tun sollen? Er war mein Bruder.«
    »Wir wissen, dass Neil Reverend Alton dabei helfen wollte, den Friedhof umzugraben. Sie wussten genau, dass er dabei auf die Überreste von Barry Cully stoßen würde. Ihre ganze Familie wusste es. Und jemand musste ihn aufhalten. Wir denken, dass Sie die geeignete Person dafür waren, Mr Granger.«
    Philip Granger war noch bleicher als sonst. Er schien sich seit Tagen nicht mehr rasiert zu haben, und auch seine Kleidung stank bereits. Sein Zustand hatte sich in der letzten Woche deutlich verschlechtert, und das hätte eigentlich jemandem auffallen müssen.
    »Sicher, ja. Aber ich wollte ihn nicht umbringen«, wiederholte er. »Ich wollte Neil nur den Arm brechen, sonst nichts – aber ihn doch nicht töten.«
    »Aber Sie haben ihn getötet, Mr Granger.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es war ein Unfall. Er bewegte sich im falschen Moment und schlug mit dem Kopf auf die Steine am Fuß des Luftschachts auf. Sie wissen , dass es so passiert ist. Es war ein Unfall.«
    »Ein gebrochener Arm hätte ihn eine Weile aus dem Verkehr gezogen, aber nicht für immer«, wandte Hitchens ein. »Außerdem hätte Ihnen klar sein sollen, dass Mr Alton auch allein den Friedhof umgegraben hätte. Was er ja auch getan hat. Hatten Sie wirklich gehofft, dass die Überreste von Barry Cully niemals gefunden würden?«
    »Wir hofften, dass Alton gehen würde. Dass man die Kirche schließen würde.«
    »Wir?«
    »Die Familie stand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher