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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten
Autoren: S Booth
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bekommt den Mund nicht auf.«
    »Und sie werden auch nichts sagen, ganz gleich, wie oft man sie befragt. Ich denke, Ryan hat auch nur deshalb was gesagt, weil er Angst wegen der ASBO-Verfügung hatte. Er wusste, wenn noch einer von ihnen Ärger kriegt, würde die ganze Familie die Waterloo Terrace verlassen müssen. Deshalb beschloss er, lieber den Schweigekodex zu brechen und Craig hinzuhängen, der passenderweise tot ist und sich nicht mehr äußern kann. Aber ich bin überzeugt, dass die Oxleys immer alles zusammen machen, nie einer allein.«
    »Und das ist deine Theorie, Ben?«
    »Ja. Und die Geschichte wird für immer im kollektiven Gedächtnis der Oxleys begraben sein. Uns fehlt jede Möglichkeit, da ranzukommen. Jedenfalls nicht so, dass wir damit vor einem Richter und einer Geschworenenjury auftreten könnten.«

    Cooper beobachtete eine Gruppe von Leuten, die in schwarzen Lumpenjacken, mit schwarzen Hüten und Sonnenbrillen die Straße entlanggingen. Es waren Tänzer und Musiker aus Hey Bridge, die für die Aufführung der Border Rats zum Ersten Mai nach Withens kamen.
    »Spielst du auf diesen Unfug mit den Border Rats an?«, fragte Fry. »Die Staatsanwaltschaft würde uns um den Hals fallen, wenn wir ihnen die alle als Augenzeugen präsentieren würden.«
    Wegen der vielen Menschen und des Brunnenschmucks im Dorf war Cooper gezwungen gewesen, den Wagen an der Straße unterhalb des Dorfes zu parken, auf der anderen Seite von der Kirche. Ein Autofahrer, der zu schnell nach Withens hineingefahren war, hatte eine Aaskrähe erwischt, die sich an den zerquetschten Überresten eines Kaninchens zu schaffen gemacht hatte. Die zerrupfte schwarze Gestalt lag zur Hälfte in einem Schlagloch im Grünstreifen.
    Cooper starrte auf die Überreste der Krähe, deren Schwungfedern im Luftstrom eines vorbeifahrenden Wagens kurz erbebten.
    »Die Natur war letzten Endes doch nicht auf ihrer Seite«, sagte er.
    »Auf wessen Seite?«
    »Der der Oxleys.«
    »Jetzt rede keinen Unsinn, Ben«, meinte Fry tadelnd.
    Cooper machte sich nicht die Mühe, sich zu verteidigen. Er beobachtete, wie der lose Schotter auf dem gegenüberliegenden Hügel wieder ein Stück näher in Richtung Withens rollte. Es konnte noch eine Weile dauern, aber die Natur gab den Kampf nie auf.
    »Ich habe auf dem Weg hierher über Craig Oxley nachgedacht«, sagte er stattdessen. »Ich weiß nicht, was es für einen Sinn haben soll, junge Leute ins Gefängnis zu stecken. Nicht bei dem gegenwärtigen System. Letzten Endes kommen sie nur noch krimineller heraus.«

    »Ich weiß.«
    »Wenn es eine Gruppe im Gefängnis gibt, denen tatsächlich geholfen werden könnte, dann sind es sicher die Jungen. Wenn sich ernsthaft jemand für sie interessieren würde, könnte man ihrem Leben noch mal eine andere Richtung geben. Sie könnten wenigstens eine Ausbildung bekommen. Ich meine, eine richtige Ausbildung – kein Training für eine Zukunft als Autodieb oder Handy-Gangster.«
    »So viele Fälle wie diesen gibt es nun auch wieder nicht, Ben.«
    »Nein. Das System bewertet Craig Oxley wahrscheinlich sogar als Erfolg. Er wird jedenfalls nicht mehr die Gerichte blockieren oder der Polizei wertvolle Zeit stehlen, nicht wahr?«
    »Es hat keinen Sinn, sich mit dir zu unterhalten, wenn du so drauf bist, Ben«, seufzte Fry. »Geh heim und schlaf dich aus. Sieh zu, dass du wieder auf den Boden der Tatsachen kommst, und übertreib nicht immer alles. Morgen früh sieht die Welt gleich wieder anders aus. Und vergiss nicht unser Treffen. Wir müssen endlich einen Termin vereinbaren. Wir müssen unbedingt dieses Gespräch über deine Zukunft führen.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch.«
    »Jetzt mach mal halblang, Diane.«
    »Wir können das nicht länger hinausschieben.«
    »Aber du hast doch genug um die Ohren.«
    »Für dich habe ich immer Zeit, Ben.«
    Es folgte eine Pause, in der Cooper versuchte, sich Dianes Gesichtsausdruck vorzustellen. Manchmal waren Telefone ein ungeeignetes Mittel, um miteinander zu kommunizieren.
    »Du sagtest, du wärst später noch in Withens?«, fuhr Fry fort. »Du wolltest dir unbedingt noch den Rest von dieser Border-Rats-Sache ansehen. Richtig?«
    »Richtig. Aber du kommst doch, oder?«
    »Leider muss ich ein letztes Mal bei den Renshaws vorbeischauen.
Ich habe ihnen versprochen, sie persönlich zu informieren, welchen Fortschritt die Ermittlungen machen. Ich wünschte, ich müsste nie mehr im Leben nach Withens. Es wird nicht leicht werden heute
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