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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen
Autoren: Unbekannt
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Was willst du dann?’, entgegnete dieser hochmütig und siegesgewiss.
     Fürst Mstislaw trat indessen noch zwei weitere Schritte an den hölzernen Sockel heran und tat, als ob er die gestreckten Lanzen überhaupt nicht sehe, die inzwischen seine Haut zu ritzen begannen.
     ‘Ich erwarte, dass Ihr Euren Teil des Versprechens einhaltet und mir die liebreizende Nichte des Herzogs Bernhard zum Weibe gebt! An meiner Seite soll es ihr an nichts mangeln. Mit ihr gemeinsam, Hand in Hand, will ich mein Land führen und seinen Wohlstand mehren. Und unsere Kinder sollen dann eines Tages das große Erbe ihrer Eltern übernehmen und es stolz und gerecht verwalten.’
     Die Geduld des Markgrafen hingegen war nicht von langer Dauer. Wütend sprang er aus seinem Stuhl empor, zeigte mit dem Finger auf unseren Fürsten und brüllte lauthals: ‘Niemals werde ich die Verwandte eines Herzogs einem Hunde zum Weibe geben! Nimm deinen Lohn und verschwinde aus meinem Angesicht! Meine Großmut soll nun wahrlich erschöpft sein, und wenn du nicht auf der Stelle tust, was ich befohlen habe, dann hast du dir die Folgen selbst zuzuschreiben.’
     Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte unser Fürst, ob dieser tödlichen Beleidigung, auf dem Absatz kehrt, und verließ stolz erhobenen Hauptes den Burghof. Voller ohnmächtiger Wut über die Demütigung und mit brennendem Bewusstsein über unsere eigene Unterlegenheit folgten wir zornesbebend unserem Fürsten. Unter dem steinernen Torbogen angelangt, konnte der stolze Mstislaw jedoch nicht mehr an sich halten. Er drehte sich um und rief dem Markgrafen zum Abschied: ‘Bei allen Göttern, so schwöre ich Euch, Markgraf Dietrich, dass wir uns schon bald wiedersehen werden.’
     Vor der Burg des Markgrafen sammelten wir dann unsere Pferde ein und verließen, so schnell wir konnten, das Land der Sachsen.
     Kaum daheim angekommen berief Fürst Mstislaw eine Versammlung der höchsten Fürsten unseres Landes ein. Er meinte, und dies mit Recht, dass nun das Maß an Demütigungen und Ungerechtigkeiten endgültig voll sei. Der Rat der höchsten Fürsten wurde sich sehr schnell einig. Es gab keine Gegenstimmen während der gefassten Beschlüsse. Niemand war gekommen, der nicht selbst von eigenen leidvollen Erfahrungen zu berichten wusste. Schon am nächsten Tage, also vor zwei Tagen, wurde die Fahne des Greifs entrollt und Boten in unser gesamtes Land geschickt, die den Beschluss des Rates der Liutizen verkünden sollen.«
     Nicht nur Milosc und Wolzek waren inzwischen vor Zorn aufgesprungen. Niemand der Anwesenden hatte es auf seinem Platze ausgehalten. Wahrhaftig, das Maß war voll! Nur noch der ausstehende Beschluss des höchsten Rates der Slawen zwang die Siedler zur weiteren Aufmerksamkeit.
     Sokolov holte tief Luft und verkündete: »Unter dem Banner des Greifes wollen wir unser stolzes Volk vereinen. Wir dürfen es uns nicht mehr gefallen lassen, dass unser Nachbarland, und sei es noch so mächtig, unsere heiligsten Gebote mit den Füßen tritt. Wir dürfen nicht mehr tatenlos mit ansehen, wenn ihre Steuereintreiber unser Land ausplündern. Und vor allem müssen wir den Priestern des Christen Jesus - jene, die unsere heiligen Götter spotten - Einhalt gebieten und sie für alle Zeiten aus unserem schönen Lande verjagen.
     Dies ist die Botschaft, welche ich Euch, meine lieben Brüder, überbringen soll. Seid Ihr bereit, für die Ehre und die Gerechtigkeit zu kämpfen?«
     Ein ohrenbetäubendes Gebrüll setzte ein, dem sich auch die hinter den Fässern versteckten Freunde nicht verschließen konnten. Bikus und Rapak sprangen als Erste aus ihrer Deckung hervor, liefen auf die Versammlung zu und riefen lauthals: »Wir wollen auch kämpfen! Nehmt uns mit!«
     Nur Paddie zögerte. Von Kosi immer noch fest umklammert, traute er sich nicht sich so einfach loszureißen. Der Zauber ihrer Berührungen war so schön, dass er meinte, über den Wolken schweben zu können.
     Sehr schnell merkte die junge Frau, welche Unruhe sich in Paddie ausbreitete. Sie hatte ja selbst jedes Wort des Boten vernommen und war nicht minder empört als alle anderen Zuhörer auch. Mit einem einzigen Ruck löste sie sich und sagte mit auffordernder Stimme: »Nun los doch, lauf zu den anderen!«
     Als Paddie zögerte, versetzte sie ihm einen kleinen Schubs.
     »Geh endlich!«
     Erst jetzt rannte Paddie in Richtung seines großen Bruders davon. Als er sich noch einmal umdrehte, um seiner geliebten Kosi zuzuwinken, war
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