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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen
Autoren: Unbekannt
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geriet und dessen Schwert mit voller Wucht seine Kehle traf. Ohne noch einen einzigen Laut von sich geben zu können, fiel Ritter Udo rücklings in den Staub der Straße. In breiten Strömen pulsierte sein Blut aus der weit klaffenden Wunde. Sein Körper zuckte noch im Todeskampf, während der Blick seiner Augen erstarrte. Dann war es vorbei. Nicht der beste Medikus wäre jetzt noch in der Lage gewesen, den ehrlosen Edlen zu retten. Er starb, wie er gelebt hatte: ohne die kleinste Spur von Reue, ohne Beichte.
     Ein lautes Triumphgeschrei aufseiten der Slawen brachte Udos Gefolge ins Wanken. Als schließlich der Erste von ihnen sich umwandte und die Flucht ergriff, war es nur noch die Angelegenheit von wenigen Augenblicken, bis die anderen sich auch eines Besseren besannen. Ohne ihren Anführer verspürten sie nicht die geringste Lust zum Weiterkämpfen. Die Schlacht in der engen Gasse war vorbei.
     Während die letzten der Kriegsknechte um eine Hausecke verschwanden, knieten Paddie und Rapak bereits neben dem alten Stephan und schnürten in Windeseile seinen blutenden Armstumpf ab. Sie trugen keine Schwerter bei sich und hatten sich auch während des Kampfes zurückgehalten. Dieses hatte Milosc ihnen ausdrücklich verboten, denn trotz ihres Mutes waren sie einfach noch zu jung, um in einer Schlacht bestehen zu können. Aber sie hatten große Ledertaschen bei sich, in denen sich alles befand, was man für eine erste Notversorgung von Verletzten brauchen konnte. Das war ihr Anteil, den sie zum Gelingen des Vergeltungsfeldzuges beitragen wollten.
     Als Fürst Milosc sich mühsam und mit dröhnendem Schädel aufzurichten versuchte, waren die beiden Knaben schon längst wieder unterwegs, um andere Schwerverletzte zu versorgen.
     
    Vom Herrn des Doms, Bischof Folkmar, im Stich gelassen, hatten sich seine Glaubensbrüder und auch all die anderen, die mit dem Kampfe nichts im Sinn hatten, Schutz suchend in den großen Dom zurückgezogen. Während vor den Türen der Kampf tobte, beteten sie um Beistand und Vergebung und hofften auf das Wunder, dass man sie irgendwie verschonte.
     Schließlich war endlich alles vorbei und auch der letzte Kampfeslärm verstummte. Die Stadt war von wilden Heidenstämmen erobert worden, denen die meisten von ihnen nicht mehr Intelligenz zugetraut hätten als einem räudigen Straßenköter.
     Unglaublich langsam verrann die Zeit, bis sich draußen an dem großen Portal etwas tat. Knarrend und quietschend bewegten sich die schweren Türflügel in ihren eisernen Angeln als sie aufschwangen. Sonnenlicht, aber auch der Gestank von Blut und Feuersbrunst, strömte in den großen Chorsaal und ließ die unzähligen Schutzsuchenden zusammenfahren.
     In kampfbereiten Haltungen drangen die ersten Slawenkrieger in das geweihte Gebäude ein und sahen sich sichernd nach allen Seiten um. Als sie aber merkten, dass ihnen in diesem Christentempel keine Gefahr drohte, senkten sie ihre Waffen.
     Die Slawen waren gekommen, um Vergeltung zu üben, aber sie waren keine skrupellosen Mörder. Sämtliche Mönche als auch die verängstigten Bürger der Stadt wurden gefangen genommen und vor die Tore der Stadt getrieben. Am flachen Ufer der Elbe, leicht überschaubar und leicht zu bewachen, mussten sie sich versammeln, um ihr weiteres Schicksal abzuwarten.
     Dieses Mal verzichtete das wütende Slawenheer auf eine Zerstörung des riesigen Christentempels. Die meisten von ihnen hatten nämlich noch nie zuvor ein so gewaltiges Steinhaus gesehen und wollten ihren Augen nicht trauen, als sie durch den unglaublich hohen Saal schritten. Sei es aus Ehrfurcht oder sei es aus aufkeimender Angst vor einer Rache des Christengottes: Der Dom wurde zwar in Windeseile und auch nur flüchtig geplündert, blieb aber ansonsten unversehrt. Niemand wagte es, sich an dem hölzernen Mann zu vergreifen, welcher mit einer Dornenkrone verziert mitleiderweckend an einem Kreuz hing. Nicht ein Einziger berührte den vergoldeten Altar, in dem unglaubliche Bilder geschnitzt waren. Auch die hohen Fensterbögen, die mit Unmengen von schillerndem Glas ausgefüllt waren, wurden von keinem einzigen Wurfgeschoss getroffen.
     Die schweren, silbernen Kerzenleuchter als auch die reich verzierten Pokale und Kelche, wurden allerdings sehr schnell ein Teil der Kriegsbeute. Aber schon kurz darauf waren sämtliche Eroberer froh, diesen unheimlichen Ort so schnell als möglich wieder verlassen zu können.
     
     Auf einem grasbewachsenen Uferstreifen, unweit
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