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Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman

Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman

Titel: Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
Autoren: Alan Dean Foster
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geboten. Das hielt man für lehrreich.
    Immer zur Stelle, wenn es um Lehrreiches ging, hatte Flinx sich sogleich einer dieser Touren angeschlossen. Wie erwartet waren die internen Sicherheitsmaßnahmen, die der Fremdenführer beiläufig erwähnte, beträchtlich. Wenn er also in die Einrichtung und zu dem Wissen vordringen wollte, das er dort zu finden hoffte, würde er auf jeden Fall Hilfe benötigen.
    Und um sich diese zu verschaffen, war er sogar bereit, seine Talente als Empfänger und Sender zu nutzen – um Emotionen zu erspüren und dann gezielt auf diese einzuwirken. Bisher hatte er so etwas nur wenige Male in seinem Leben getan, und auch nur, um sich gegen jemanden zu wehren, der ihm Schaden zufügen wollte.
    Diesmal jedoch kam er sich dabei, nun ja, ein wenig schäbig vor.
    Ja, er hatte einen Plan. Weshalb er nun auch den Strand am Point Argolla entlangschlenderte, der südlich des dicht besiedelten Garza-Deltas mit seinem Vergnügungspark und angeschlossenen Hotels lag, die sich in bester Lage sowohl über wie auch unter Wasser befanden. Obwohl von scheinbar gleichgesinnten Sonnenanbetern umgeben, fühlte er sich unwohl, und je eher er wieder zu den entlegenen Gegenden des Commonwealth-Raums aufbrach, umso besser. Kurz: Es gefiel ihm hier nicht, und das, was er gezwungen sein würde zu tun, gefiel ihm noch viel weniger.
    Vor der Küste tollten ein paar Kinder in der sanften Brandung. Die eisigen Fluten des nordwärts fließenden Humboldtstroms wurden von dem gewaltigen Wärmeüberschuss, den die Entsalzungsanlage weiter südlich ausstieß, aufgeheizt. Doch diese kurzzeitige Erwärmung reichte lediglich hinab bis in eine Tiefe von vier oder fünf Metern. Unterhalb dieser künstlich geschaffenen Thermokline ging das Leben im Pazifik seinen gewohnten Gang.
    Landeinwärts, jenseits des Strands, wichen die Obst- und Gemüsegärten der Atacamawüste rasch den Ausläufern der Hochanden. Das lang gestreckte Seebad, bekannt unter dem Namen Tacrica, war nicht ganz so überlaufen wie die anderen dieses Kontinents. Für Menschen, die an seinen Stränden Sonne, Meer und Vergnügen suchten, war es das Paradies. Für Flinx hingegen hatte die Anlage, wie überhaupt die ganze Erde, absolut nichts Paradiesisches. Ein Gefühl des Nachhausekommens war völlig ausgeblieben, als er seinen Fuß auf diesen Boden gesetzt hatte. Nicht eine Träne plötzlicher Ergriffenheit hatte der rothaarige Außenweltler mit dem olivfarbenen Teint vergossen. Für Flinx war die Erde nichts weiter als ein kugelförmiger Klumpen Menschheitsgeschichte, der eine drittrangige Sonne umkreiste.
    Was er von dieser Welt wollte, waren Auskünfte, keine unechten Gefühle. Das jedenfalls hatte er im Zuge seines letzten Besuches begriffen.
    Und eine Frau namens Elena hatte ihm gesagt, wo er sie voraussichtlich finden würde. Er spürte sie, noch ehe er sie sah. Die in seiner Erinnerung abgespeicherte typisch weibliche Emotion war für sein Talent so leicht zu wittern wie angegangenes Fleisch für einen Hund: die Verliebtheit einer jungen Frau. Sie hatte nicht deshalb einen Narren an ihm gefressen, weil er der Mann war, von dem sie ihr ganzes Leben lang geträumt hatte, auch nicht, weil er ein Ausbund an männlichen Tugenden war, sondern weil er diese Gefühle in sie hineinprojiziert hatte – sorgfältig gemischt und dosiert wie die Farben eines Künstlers auf einem Ölgemälde.
    Flinx war empathischer Telepath. Wenn seine unbeständigen Fähigkeiten denn einmal funktionierten, war er in der Lage, die Emotionen anderer zu lesen. Im Verlauf des vergangenen Jahres hatte er zudem herausgefunden, dass sein sich stetig veränderndes, offenbar aufblühendes und doch so sprunghaftes Talent sich mitunter auch zur Projektion von Empfindungen einsetzen ließ. Mithilfe der technischen Geräte an Bord der Teacher war es ihm sogar gelungen, die winzigen elektrischen Entladungen zu messen, die dabei in bestimmten Bereichen seines Gehirns erzeugt wurden. Um diese neurophysikalischen Vorgänge zu verstehen, würden eine Menge weiterer Untersuchungen erforderlich sein, und auch Fachkenntnisse, die er nicht besaß. Eines stand jedoch außer Frage: Es bedurfte einer enormen Geistes- und Willensanstrengung, das Kunststück zu vollbringen.
    Zuerst war es nicht mehr als eine Ablenkung gewesen, ein Spiel, eine Möglichkeit, sich mit seinen rätselhaften Talenten die Zeit zu vertreiben. Bis vor kurzem, als er gezwungen gewesen war, sie zu seiner eigenen Verteidigung einzusetzen,
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