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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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verließen schlurfend den Saal, wobei die Glücklichen, die den Telefondienst abbekommen hatten, triumphierend auf die armen Schweine herabsahen, die den Rest des Tages im strömenden Regen durch den Matsch waten würden. Logan stand unschlüssig am Ende der Schlange herum und hoffte, irgendein bekanntes Gesicht zu entdecken. Ein Jahr krankgeschrieben, und schon konnte er keinem mehr einen Namen zuordnen.
    Der Inspector sah ihn unschlüssig herumstehen und rief ihn zu sich.
    »Was war da letzte Nacht los?«, fragte er, als der letzte Constable draußen war und sie den Besprechungsraum für sich hatten.
    Logan zückte sein Notizbuch und begann abzulesen: »Die Leiche wurde um zweiundzwanzig Uhr fünfzehn von einem gewissen Duncan Nicholson entdeckt …«
    »Das habe ich nicht gemeint.« DI Insch machte es sich wieder auf der Tischkante bequem und verschränkte die Arme. Mit seiner beachtlichen Leibesfülle, dem kahlen Schädel und dem neuen Anzug erinnerte er an einen elegant gekleideten Buddha. Nur nicht ganz so freundlich. »Constable Watson hat Sie nach zwei Uhr heute früh in die Notaufnahme gebracht. Noch keine vierundzwanzig Stunden im Dienst, und schon verbringen Sie die Nacht im Krankenhaus. David Reids Großvater sitzt wegen eines tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten in einer Arrestzelle. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, kommen Sie auch noch zu spät in meine Einsatzbesprechung gehumpelt.«
    Logan trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Nun ja, Sir, Mr. Reid war sehr erregt. Er konnte im Grunde nichts dafür. Wenn die Presse nicht bei ihm angerufen hätte, dann wäre er …«
    DI Insch fiel ihm ins Wort. »Sie sind eigentlich DI McPherson zugeteilt.«
    »Äh … ja.«
    Insch nickte wissend, fischte ein weiteres Gummibärchen aus der Tasche, steckte es sich mitsamt Fusseln und Krümeln in den Mund und redete kauend weiter. »Jetzt nicht mehr. Bis sie McPherson den Kopf wieder zusammengeflickt haben, gehören Sie mir.«
    Logan versuchte sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. McPherson war zwei Jahre lang sein Chef gewesen, bis Angus Robertson ein Jagdmesser mit fünfzehn Zentimeter langer Klinge dazu missbraucht hatte, Logans Bauch in ein Sieb zu verwandeln. Logan mochte McPherson. Jeder, den er kannte, arbeitete für McPherson.
    Von DI Insch wusste er nur, dass er auf Idioten allergisch reagierte. Und für den Inspector war jeder ein Idiot.
    Insch lehnte sich zurück und musterte Logan von Kopf bis Fuß. »Sie werden mir doch hoffentlich nicht irgendwann im Dienst tot umkippen, Sergeant?«
    »Nicht, wenn ich es vermeiden kann, Sir.«
    Insch nickte, sein breites Gesicht verschlossen und distanziert. Ein unbehagliches Schweigen machte sich zwischen ihnen breit. Das war eines von DI Inschs Markenzeichen. Man musste beim Verhör nur eine längere Pause entstehen lassen, und irgendwann würde der Verdächtige schon den Mund aufmachen, würde einfach irgendetwas sagen, nur um die Lücke zu füllen. Es war schon verblüffend, was die Leute in einem unbedachten Moment so alles von sich gaben. Sachen, die sie eigentlich gar nicht sagen wollten. Sachen, von denen sie ganz bestimmt nicht wollten, dass DI Insch sie erfuhr.
    Diesmal hielt Logan einfach den Mund.
    Schließlich nickte der Inspector. »Ich habe Ihre Akte gelesen. McPherson meint, dass Sie kein Idiot sind, deswegen will ich mal das Beste annehmen. Aber wenn Sie es noch mal fertig bringen, in der Notaufnahme zu landen, dann sind Sie draußen. Verstanden?«
    »Ja, Sir. Danke, Sir.«
    »Gut. Ihre Eingewöhnungszeit ist hiermit gestrichen. Dieses ganze Samthandschuh-Gedöns ist mir sowieso zuwider. Entweder sind Sie fit genug für den Job, oder Sie sind es nicht. Die Obduktion beginnt in fünfzehn Minuten. Sie werden dabei sein.«
    Er hievte sich vom Tisch hoch und klopfte seine Taschen nach weiteren Gummibärchen ab.
    »Ich bin von acht Uhr fünfzehn bis elf Uhr dreißig in einer Stabsbesprechung; Sie werden mir also berichten müssen, wenn ich zurück bin.«
    Logan blickte zur Tür und sah dann wieder Insch an.
    »Haben Sie noch etwas auf dem Herzen, Sergeant?«
    Logan verneinte, was glatt gelogen war.
    »Gut. In Anbetracht Ihrer kleinen Spritztour zur Notaufnahme letzte Nacht ernenne ich Constable Watson zu Ihrem Schutzengel. Sie ist um zehn wieder im Haus. Lassen Sie sich ja nicht ohne sie erwischen. In dem Punkt lasse ich nicht mit mir reden, verstanden?«
    »Ja, Sir.« Na toll, jetzt bekam er auch noch eine
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