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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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auf, um zu schreien, doch es war keine Luft mehr in seinen Lungen.
    Logans Knie knickten ein. Eine Hand packte ihn grob am Revers und hielt ihn auf den Beinen, während eine zweite Faust ausholte, um sein Gesicht zu blutigem Brei zu schlagen.
    Constable Watson rief irgendetwas, aber Logan hörte nicht hin. Ein lautes Krachen, und die Hand, die ihn hielt, ließ plötzlich los. Logan klappte auf dem Teppich zusammen, krümmte sich und hielt sich den brennenden Bauch. Ein wütender Schrei, und dann Constable Watsons scharfe Stimme. Sie drohte, ihm den Arm zu brechen, wenn er sich nicht beruhigte.
    Mr. Reid stieß einen Schmerzensschrei aus.
    Das geblümte Schlachtschiff kreischte: »Charlie! Um Himmels willen, hör auf damit!«
    Constable Watson ließ noch eine höchst unprofessionelle Bemerkung fallen, und dann waren alle still.
    Der Streifenwagen brauste mit Blaulicht und heulender Sirene über den Anderson Drive. Logan saß auf dem Beifahrersitz. Sein Gesicht war grau und mit kaltem Schweiß bedeckt. Er hielt sich mit beiden Händen den Bauch, und bei jeder Unebenheit und jedem Schlagloch knirschte er mit den Zähnen.
    Mr. Charles Reid war auf dem Rücksitz festgeschnallt. Der Gurt war über seine mit Handschellen gefesselten Hände gespannt. Er sah verängstigt aus.
    »O Gott, es tut mir Leid! O Gott, es tut mir ja so Leid!«
    Vor dem Eingang der Notaufnahme brachte Constable Watson den Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen – auf einem Parkplatz mit der Aufschrift Nur für Rettungswagen . Sie half Logan aus dem Wagen, als wäre er aus Glas, wobei sie nur ein Mal kurz innehielt, um Mr. Reid anzufauchen: »Bleiben Sie bloß sitzen, bis ich zurückkomme, sonst mache ich mir Strumpfbänder aus Ihren Eingeweiden!« Um ganz sicher zu gehen, aktivierte sie die Alarmanlage und sperrte ihn im Wagen ein.
    Sie hatten es schon bis zum Empfang geschafft, als Logan ohnmächtig wurde.

3
    Das Präsidium der Grampian Police war in einem Gebäude aus grauem Beton und Glas untergebracht, einem siebenstöckigen Hochhaus, dessen Dach Notfall-Sendeanlagen und Funkantennen zierten. Es stand ganz am Ende der Queen Street, direkt neben dem Bezirksgericht. Gegenüber erhob sich das Marischal College, eine Art Hochzeitstorte aus grauem Granit, und gleich um die Ecke war das Arts Centre, ein Gebäude im Stil eines römischen Tempels und Zeugnis des viktorianischen Geschmacks. Das Polizeipräsidium dagegen zeugte lediglich von der Vorliebe der Bauherren für hässliche Architektur. Aber dafür war es nur einen Steinwurf vom historischen Town House, dem Rathaus und ungefähr einem Dutzend Pubs entfernt.
    Pubs, Kirchen und Regen. Drei Dinge, die Aberdeen in Hülle und Fülle hatte.
    Der Himmel über der Stadt war tief und düster, und das gelbliche Licht der Straßenlaternen verbreitete in den frühen Morgenstunden eine angekränkelte Atmosphäre – selbst die Straßen sahen aus, als ob ihnen schlecht wäre. Die sintflutartigen Regenfälle hatten auch über Nacht nicht nachgelassen, und immer noch klatschten schwere Tropfen auf das glänzende Pflaster. Die Gullys liefen schon über.
    Busse rumpelten durch die Straßen und verpassten jedem, der so dumm war, sich an einem Tag wie diesem vor die Tür zu wagen, eine kostenlose Dusche.
    Logan hielt sich krampfhaft mit einer Hand den Mantelkragen zu, während er das ganze Busfahrerpack mit deftigen Flüchen zur Hölle wünschte. Er hatte eine wahrhaft beschissene Nacht hinter sich: Ein Schlag in die Magengrube, gefolgt von drei Stunden in der Notaufnahme, wo die Ärzte an ihm herumgefummelt und ihn auf Herz und Nieren durchgecheckt hatten. Endlich, um Viertel nach fünf in der Früh, hatten sie ihn mit einer Packung Schmerztabletten und einem elastischen Verband nach Hause geschickt.
    Immerhin hatte er eine ganze Stunde geschlafen.
    Logan patschte in die Eingangshalle des Gebäudes in der Queen Street und blieb triefend vor der geschwungenen Empfangstheke stehen. Von seiner Wohnung waren es zu Fuß keine zwei Minuten bis hierher, aber er war trotzdem klatschnass.
    »Guten Morgen, Sir«, begrüßte ihn ein spitzgesichtiger Sergeant, den Logan nicht kannte, von seinem Platz hinter der gläsernen Trennwand. »Was kann ich für Sie tun?« Er setzte ein höfliches Lächeln auf, und Logan seufzte.
    »Morgen, Sergeant«, sagte er. »Ich sollte eigentlich DI McPherson zugeordnet werden …«
    Das höfliche Lächeln verschwand, als der Wachhabende merkte, dass Logan gar kein Zivilist war.
    »Das dürfte
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