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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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schwierig werden. Messer im Kopf.« Er demonstrierte die Bewegung des Zustechens mit der Hand, und Logan versuchte, nicht zusammenzuzucken. »Sind Sie …« Der Sergeant schlug in einem Heft nach, das vor ihm auf dem Tisch lag, und blätterte mehrmals hin und her, bis er gefunden hatte, was er suchte. »Detective Sergeant McRae?«
    Logan gab zu, auf diesen Namen zu hören, und zeigte zum Beweis seinen Dienstausweis vor.
    »Okay«, meinte der Sergeant, ohne eine Miene zu verziehen. »Sehr schön. Sie sollen sich bei DI Insch melden. Seine Einsatzbesprechung beginnt …« – er warf einen Blick auf die Uhr – »… vor fünf Minuten.« Das Lächeln war wieder da. »Er mag es gar nicht, wenn man unpünktlich ist.«
    Logan kam zwölf Minuten zu spät zu der für halb acht angesetzten Einsatzbesprechung. Der Raum war voll mit ernst dreinschauenden Polizisten und Polizistinnen, und alle Köpfe fuhren synchron herum, als er sich hineinstahl und die Tür leise hinter sich schloss. Vorn stand Detective Inspector Insch, ein Mann von beeindruckender Leibesfülle mit Glatze und einem nagelneuen Anzug. Er brach mitten im Satz ab und wartete mit finsterer Miene, bis Logan sich zu einem freien Platz in der ersten Reihe geschleppt hatte.
    »Wie ich bereits sagte« – der Inspector warf Logan einen vernichtenden Blick zu –, »kommt der vorläufige Bericht der Gerichtsmedizin zu dem Schluss, dass der Zeitpunkt des Todes vor rund drei Monaten anzusetzen ist. Drei Monate sind eine lange Zeit, wenn es um Beweismaterial geht, das an einem Tatort herumliegt, besonders bei diesem Pisswetter. Aber das heißt nicht, dass wir nicht danach suchen werden. Das ganze Gelände wird durchkämmt, und zwar in einem Radius von knapp einem Kilometer um den Fundort der Leiche.«
    Das Publikum des Inspectors reagierte mit Stöhnen. Das war eine verdammt große Fläche, die sie da abdecken sollten, und finden würden sie dabei ganz bestimmt nichts. Nicht nach drei Monaten. Und draußen goss es immer noch wie aus Kübeln. Das würde eine lange, mühsame und feuchte Angelegenheit werden – kurz: ein Scheißjob.
    »Ich kann verstehen, wenn Sie nicht gerade vor Begeisterung in lauten Jubel ausbrechen«, sagte DI Insch und angelte in seiner Hosentasche nach einem Gummibärchen. Er betrachtete es kritisch, blies die Fusseln herunter und steckte es in den Mund. »Aber das ist mir egal. Wir reden hier von einem dreijährigen Jungen. Wir werden das Schwein finden, das ihn auf dem Gewissen hat. Keine Pannen. Verstanden?«
    Er machte eine Pause und blickte sich herausfordernd im Raum um.
    »Gut. Apropos Pannen: Irgendjemand hat gestern Nacht der Press and Journal gesteckt, dass wir David Reids Leiche gefunden haben.« Er hielt eine Ausgabe der Morgenzeitung hoch. Die fette Schlagzeile lautete: » Vermisster Junge ermordet aufgefunden! « Zwei Fotos prangten auf der Titelseite; das eine zeigte den lächelnden David Reid, das andere das Zelt der Spurensicherung, von innen erleuchtet vom Blitzlicht des Polizeifotografen. Die Silhouetten der im Zelt Versammelten zeichneten sich an den Plastikwänden ab.
    »Sie haben die Mutter angerufen, um eine Stellungnahme zu bekommen« – er hob die Stimme, und seine Miene verfinsterte sich –, »noch bevor wir der armen Frau sagen konnten, dass ihr Sohn tot ist!«
    Insch knallte die Zeitung auf den Tisch. Im Saal erhob sich zorniges Gemurmel.
    »Sie dürfen sich alle in den nächsten Tagen auf einen Besuch der Dienstaufsicht gefasst machen. Aber glauben Sie mir«, fuhr Insch langsam und betont fort, »die Hexenjagd dieser Jungs wird Ihnen wie ein Teddybären-Picknick vorkommen, verglichen mit dem, was Sie von mir erwartet. Wenn ich rauskriege, wer dahintersteckt, werde ich den Kerl persönlich an die Wand nageln – und zwar an den Eiern!«
    Er nahm sich einen Moment Zeit, um grimmige Blicke in die Runde zu werfen.
    »Gut, jetzt zur Einteilung für heute.« Der Inspector ließ sich mit einer Pobacke auf der Tischkante nieder und verlas die Namen: Wer Klinken putzen musste, wer das Flussufer abzusuchen hatte, wer im Präsidium bleiben und Telefondienst machen durfte. Der einzige Name, den er nicht vorlas, war der von Detective Sergeant Logan McRae.
    »Und bevor Sie gehen«, sagte Insch und hob die Arme, wie um seine Gemeinde zu segnen, »möchte ich Sie noch daran erinnern, dass die Karten für das diesjährige Märchenspiel ab sofort am Empfang erhältlich sind. Vergessen Sie nicht, sich eine zu besorgen!«
    Die Polizisten
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