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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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totzuschlagen, ehe Insch aus seiner Besprechung kam.
    »Wie wär’s mit ’ner kleinen Spritztour?«
    Sie unterschrieben für einen Wagen aus dem Kripo-Fuhrpark. Constable Watson fuhr den rostigen blauen Vauxhall, während Logan auf dem Beifahrersitz saß und in den Dauerregen hinausschaute. Es blieb ihnen gerade noch genug Zeit, um quer durch die Stadt nach Bridge of Don zu fahren, wo die Suchtrupps vermutlich immer noch durch den Regen und den Matsch stapften, auf der Suche nach höchstwahrscheinlich nicht vorhandenem Beweismaterial.
    Vor ihnen rumpelte ein Gelenkbus die Straße entlang und spritzte Fontänen von Regenwasser durch die Gegend. Er war über und über mit Weihnachtsreklame von Geschäften in der Innenstadt bepflastert.
    Watson hatte die Scheibenwischer auf die höchste Stufe gestellt, und das rhythmische Quietsch-Klack des Gummis auf der Windschutzscheibe übertönte sogar das Rauschen der Lüftung. Keiner der beiden hatte ein Wort gesprochen, seit sie das Präsidium verlassen hatten.
    »Ich habe dem Wachhabenden gesagt, er soll Charles Reid eine Verwarnung geben und ihn laufen lassen«, sagte Logan schließlich.
    Constable Watson nickte. »Dachte ich mir schon.« Sie fuhr hinter einem teuer aussehenden Geländewagen auf die Kreuzung.
    »Er konnte wirklich nichts dafür.«
    »Darüber steht mir kein Urteil zu, Sir. Sie sind derjenige, den er fast umgebracht hätte.«
    Der Fahrer des Geländewagens mit Vierradantrieb – wahrscheinlich war das schwierigste Gelände, das er je zu bewältigen hatte, die Holburn Street mit ihren Schlaglöchern – kam plötzlich auf die Idee, rechts abbiegen zu wollen, und blieb mitten auf der Kreuzung stehen. Watson fluchte und versuchte, eine Lücke im Verkehr abzupassen, der jetzt links an ihnen vorbeiströmte.
    »Typisch Mann am Steuer!«, murmelte sie, dann fiel ihr ein, dass Logan neben ihr saß. »’tschuldigung, Sir.«
    »Ist schon in Ordnung …« Er verfiel wieder in Schweigen und dachte an Charles Reid und ihre Fahrt zur Notaufnahme der Aberdeen Royal Infirmary vergangene Nacht. Charles Reid konnte man wirklich keinen Vorwurf machen. Da ruft irgendein Typ deine Tochter an und fragt sie, was sie davon hält, dass die Leiche ihres ermordeten dreijährigen Sohnes in einem Straßengraben gefunden wurde. Kein Wunder, dass er dem Erstbesten, der ihm in die Quere gekommen war, eine verpasst hatte. Der wahre Schuldige war derjenige, der die Geschichte der P & J verkauft hatte, wer immer es gewesen war.
    »Neuer Plan«, sagte er. »Wollen doch mal sehen, ob wir uns nicht einen von diesen schmierigen Journalisten vornehmen können.«
    » The Press and Journal. Lokalnachrichten seit 1748 .« So prangte es im Kopf jeder Ausgabe. Aber das Gebäude, das die Zeitung mit ihrem Schwesterblatt, dem Evening Express , teilte, wollte so gar nicht zu dieser ehrwürdigen Tradition passen. Es war ein potthässlicher zweistöckiger Betonklotz in einer Seitenstraße der Lang Stracht, der hinter einem hohen Maschendrahtzaun hockte wie ein schlecht gelaunter Rottweiler. Da es von der Hauptstraße aus keine Zufahrt gab, kutschierte Constable Watson sie durch ein schäbig aussehendes Gewerbegebiet mit überfüllten Ausstellungsräumen von Autohäusern und zugeparkten Straßen. Der Wachmann warf nur einen Blick auf Watsons Uniform und fuhr sofort die Schranke hoch, um sie mit einem Lächeln, das sein lückenhaftes Gebiss sehen ließ, durchzuwinken.
    » Aberdeen Journals Ltd .« stand in goldenen Lettern auf der Wand aus poliertem Granit neben der Drehtür, durch die man in den Empfangsbereich gelangte. Darunter eine Messingtafel mit der Geschichte der Zeitung. » Gegründet von James Chalmers im Jahre 1748 … « Bla, bla, bla. Logan sparte sich den Rest.
    Die zartlila gestrichenen Wände des Empfangsbereichs waren kahl. Nur eine geschnitzte Holztafel, auf der die Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Mitarbeiter der Zeitung verewigt waren, durchbrach die Monotonie. Logan hatte eine etwas mehr zeitungsgemäße Einrichtung erwartet: gerahmte Titelseiten, Preise, Fotos der Journalisten. Stattdessen sah es so aus, als wäre der Verlag gerade erst hier eingezogen und noch nicht dazu gekommen, die Bilder aufzuhängen.
    Kümmerliche Topfpflanzen standen auf dem grellbunten Fußboden herum – leuchtend blaue Linoleumquadrate in Marmor-Optik in einem Gitter aus Gold und Pink.
    Die Dame am Empfang sah auch nicht viel besser aus: rosa Augen, strähnige blonde Haare. Sie roch streng nach
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