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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte, flüsterte man sich zu. Daß Ballister so schnell wie möglich die Saunders heiraten würde, war nun selbstverständlich. Man hatte Felicitas zwei Abende vorher wieder im Fernsehen bewundern können. Halb Amerika hörte ihr zu, als sie Breschnew ihre Fragen stellte und der Kremlherrscher sie geduldig beantwortete. Wenn man sie einem Mann gönnte, dann war es Ballister.
    Darksters Begräbnis war weniger feierlich. Da sich keine Verwandten meldeten, die sich um seinen Leib kümmern wollten, fuhr man ihn zum Anatomischen Institut, wo man präparierte. An ihm lernten später junge Studenten die ersten Schnitte in einen menschlichen Körper.
    Von Red Cummings hörten sie zuerst durch Dr. Meyer. Man hatte Cummings in einer neurologischen Klinik durchgetestet und ein Gutachten erstellt. Nach diesem Expertenurteil war es fraglich, ob er jemals vor ein Gericht gestellt wurde. Dr. Meyer erklärte es so:
    »Vor ungefähr drei Jahren ist Cummings bei einem Boxkampf schwer k.o. gegangen. Fast vierzehn Tage lang war er wie benommen, aber keiner achtete darauf. Er wurde nicht untersucht, nicht geröntgt, nicht klinisch behandelt. Nach dem K.o. ließ man den kräftigen Kerl wieder laufen. Niemand bemerkte damals auch, daß er eine Gehirnblutung hatte, die aber lokalisiert war. Als sie zum Stillstand kam, bildete sich ein großer Blutpfropf im Hirn, ein Hämatom, das zunächst latent blieb. Aber in der letzten Zeit reagierte das Hirn auf besondere Erregungen, das Hämatom drückte bestimmte Schaltzentren ab, so auch das Bewußtsein für Unrecht und die Bremse des Vernichtungsdranges. Wenn Cummings in einen solchen Zustand kam, mußte er einfach töten, weil es ihm befohlen wurde in seinem Hirn. Er begriff gar nicht, daß er vernichtete … er erkannte das erst viel später, und dieses Erkennen löste wieder eine neue Tötungsdrangperiode aus. Das ist natürlich etwas laienhaft ausgedrückt, man kann das präzisieren, aber im Endeffekt bleibt es sich gleich. Cummings ist nicht verantwortlich. Es war das grausame Schicksal von Varone und Barley, daß sie ihm gerade dann über den Weg liefen, als er ein Opfer haben mußte. Du lieber Himmel, wenn ich daran denke, was alles noch passiert wäre, wenn wir das nie entdeckt hätten und er Rosa wirklich geheiratet hätte!«
    »Eines Tages hätte er auch sie umgebracht«, sagte Felicitas tonlos.
    »Das glaube ich kaum.« Dr. Meyer sah wieder suchend um sich. Ballister kannte das und stand auf.
    »Der Bourbon kommt sofort!« sagte er.
    »An Rosa hing Cummings mit geradezu hündischer Liebe. Das ist ja das Schreckliche: Rosa hätte an ihm nie eine Veränderung bemerkt. Er hätte sich von ihr wie ein Tier beherrschen lassen und sich ihr völlig untergeordnet.« Er nahm das Glas aus Ballisters Hand und prostete Felicitas zu. »Wie ist das bei euch? Wer hat hier das große Wort?«
    »Darüber sind wir uns noch nicht einig!« sagte Felicitas leichthin. »Im Augenblick herrscht wieder der große Krach.«
    »Ach nein!«
    »Sie will an die russisch-chinesische Grenze, an den Ussuri, und dort filmen! Das ist doch Wahnsinn!«
    »Und ich fahre!« sagte sie laut. »Da war noch nie eine Frau!«
    »Eben! Und deshalb verbiete ich das!« Ballister hob beide Hände. »Doktor, bitte helfen Sie mir gegen dieses schreckliche Weib!«
    »Ich werde mich hüten!« Dr. Meyer trank sein Glas leer. »Mehr als notwendig will ich nicht in die Mahlsteine dieser Familie kommen! Den Ruhm, durch Verrücktheiten berühmt zu werden, überlasse ich euch!« Er setzte das Glas ab und starrte Ballister an, als habe er etwas vergessen. »Wann bekomme ich endlich die Fotos zu sehen? Das ist ungerecht, mich zum Beichtvater für alles zu machen, aber mir diese schönen Bilder vorzuenthalten.«
    »Pech, Doktor.« Felicitas legte ihm ihre Hand auf das Knie. »Als der Film von der Staatsanwaltschaft zurückkam, habe ich ihn sofort verbrannt.«
    »Aus Prinzip«, sagte Ballister. »Um diesen ganzen vergangenen Komplex auszulöschen. Außerdem war er jetzt ja wertlos. Alle Welt kennt unsere Liebe, dazu brauchen wir keine Fotodokumentation mehr. Wir wollen in Ruhe glücklich werden.«
    Das Telefon klingelte. Dr. Meyer blies in sein leeres Glas, was einen hellen Klang ergab. »So viel Wünsche bleiben offen«, sagte er ahnungsvoll. »Das ist Hunters. Ich bin gekommen, um euch beizustehen.«
    Ballister riß den Hörer hoch und stellte die Mithöranlage an. Es war wirklich Hunters' dröhnende Stimme.
    »Jérome!« bellte er. »Ist Felicitas
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