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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Antwort. Wenn man das Foto mit männlichen Augen betrachtet, ist die Antwort klar. Solch eine Frau zu besitzen, ist schon ein Kuß des Schicksals. Aber, verdammt nochmal, wenn man solch eine Frau besitzt und hat noch eine angetraute Frau zusätzlich, dann ist man vorsichtiger als der beste russische Agent! Aber was machen Sie? Sie springen frisch, fromm, fröhlich und nackt auf afrikanischen Hotelbalkons herum und lassen sich auch noch fotografieren! Soviel Dämlichkeit bei Ihnen hätte ich nie vermutet!«
    »Wer denkt daran, daß in Libyen jemand uns belauert?«
    »Man muß immer daran denken, wenn man etwas zu verbergen hat.« Dr. Meyer sah sich suchend um. »Jérome, gibt es bei Ihnen einen Whiskey?«
    »Jede Menge! Irisch, Schottisch oder Bourbon?«
    »Bourbon! Ohne Eis, mit Wasser.« Dr. Meyer schob das Foto in seine Arzttasche zurück. »Ich werde das Bild verbrennen, oder wollen Sie's jetzt haben als Erinnerung an Tripolis?«
    »Vernichten Sie es!« Ballister brachte den Whiskey. »Wann kann ich Lora begraben?«
    »Nächste Woche. Die Polizei war wie wild. Aber der Obduktionsbefund wird bestätigen, daß Lora eines natürlichen Todes gestorben ist. Wenn man von der auslösenden Ursache absieht, aber die kennen nur Sie und ich.«
    »Und der Erpresser.«
    »Er wird darüber entsetzt sein!«
    »Das glaube ich nicht. Das ist ein eiskalter Bursche.« Ballister goß sich auch ein Glas ein. »Ich warte jetzt, daß noch woanders Bilder auftauchen.«
    »Treten Sie die Flucht nach vorn an, Jérome.«
    »Das müssen Sie mir erklären, Doktor.«
    »Lassen Sie ausstreuen, Sie und die Saunders seien schon lange ein Paar. Lora habe es gewußt und stillschweigend geduldet, weil sie durch ihre Krankheit sehr behindert war. Die Ehe habe man nur noch zum Schein aufrecht erhalten.«
    »Das wäre gegenüber Lora gemein, Doktor!«
    »Stimmt. Sie kann sich nicht wehren! Aber man wird es Ihnen glauben, vor allem die mächtigen Frauenvereine! Loras plötzlicher Tod bestätigt ihre Krankheit. Man wird Lora wie eine neue Heilige bejubeln. Die Frau, die ihrem Mann vor dem Tod noch ein neues Glück gönnt. Tränen werden wie Wasserfälle rauschen! Sie und Felicitas wird man nicht verurteilen, sondern als Paar des Jahres küren!«
    »Sie sind ein ganz raffinierter Hund, Doktor! Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut!«
    »Und der Erpresser kann seine Bildchen einstampfen. Sie sind frei von allen Zahlungen! Wenn alle Welt euer Verhältnis kennt, was sollen dann die Fotos? Neckische Morgenspiele setzt man voraus! Sie stehen plötzlich im weißen Kleidchen da, Ballister! Nur eins möchte ich Ihnen dringend raten: Heiraten Sie die Saunders bald!«
    »Wenn sie will, das ist noch zweifelhaft!«
    »Ich denke, Sie sind ihre himmelhohe Liebe?«
    »Die kann man sein ohne amtliches Siegel.«
    »Natürlich. Aber vor der Öffentlichkeit macht es sich besser, wenn Sie im Standesamtregister stehen. Auch die moderne Welt ist irgendwo noch altmodisch. Gottseidank, sage ich!« Meyer trank noch einen großen Bourbon und schnaufte danach. »Na, was halten Sie von meinen Vorschlägen?«
    »Sie wären ein neuer Betrug an Lora, Doktor«, sagte Ballister stockend.
    »Der allerletzte, aber er rettet Sie! Oder wollen Sie jetzt der Märtyrer sein und mit Halleluja untergehen? Die moralische Schuld tragen Sie sowieso bis zum Ende mit sich herum, die nimmt Ihnen keiner ab! Aber nach außen hin sollten Sie ein blankpoliertes Schild tragen.« Dr. Meyer wedelte mit beiden Händen. »Wollen Sie das mir überlassen, Jérome?«
    »Was?«
    »Das Blankputzen Ihres Namens! Verdammt, man wird sagen, das ist keine Aufgabe eines Arztes, sich da hineinzuhängen. Stimmt! Aber ich kann auch nicht mit ansehen, wie Sie und Felicitas zugrunde gehen. Gut, ihr habt Lora seit langer Zeit betrogen, das war gemein, aber ich weiß auch, Jérome, daß Sie alles getan haben, um Lora zu schützen und sich ihrer Krankheit unterordneten. Sie wurden hin- und hergerissen. Und Sie hätten bis zum Konkurs gezahlt, um Lora diese Fotos zu ersparen.«
    »Ja.«
    »Obgleich es einfacher gewesen wäre, sie ihr zu zeigen und das auszulösen, was nun geschehen ist. Damit wären Sie von allem frei gewesen.«
    »Um Himmels Willen! Daran habe ich nie gedacht! Nie!«
    »Das weiß ich ja. Und darum will ich Ihnen helfen. Jérome, ich werde hintenherum – das ist am wirksamsten und spricht sich am schnellsten rum – ganz vertraulich erzählen, was mir Lora anvertraut hat und wie großherzig sie gewesen ist. In
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