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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms
Autoren: Heinz G. Konsalik
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spätestens vierzehn Tagen hat Amerika seine Super Love Story!«
    »Geht es nicht unauffälliger, Doktor?« fragte Ballister bedrückt.
    »Natürlich. Aber Sie kennen doch die Menschen! Gerade von Ihnen und der Saunders, der TV liebstes Kind, erwartet man den großen vulkanischen Ausbruch! Wer berühmt ist, hat kein Recht mehr auf Ruhe! Ruhm und Ruhe fangen zwar mit ›R‹ an, aber sie entfernen sich voneinander in dem Maße, in dem der eine wächst und man die andere sucht. Man muß im Leben eben für alles bezahlen.« Dr. Meyer trank den dritten Bourbon. »Also, was ist, Ballister?«
    »Tun Sie, was Sie wollen, Doktor.« Ballister bedeckte seine Augen mit beiden Händen. »Ich gestehe, daß mir im Augenblick alles gleichgültig ist. Man hat es zum erstenmal geschafft, mich fertig zu machen.«
    Am Abend rief er Felicitas in Moskau an. Als er sie endlich hörte, fragte er ohne Umschweife: »Willst du mich heiraten, Lici?«
    »Das ist alles, was du jetzt zu sagen hast?« fragte sie verwirrt.
    »Ist das nicht genug?«
    »Man wird uns steinigen.«
    »Im Gegenteil, man wird uns mit Glückstränen benässen.«
    »Hast du getrunken, Jérome?«
    »Nicht viel. Aber ich komme mir wie ein Stück Dreck vor. Dr. Meyer hat einen Plan, nach dem wir sofort heiraten müssen, wenn Lora begraben ist. Es war Loras Wunsch.«
    »Bist du verrückt?«
    »Man kann es werden, Lici! – Willst du mich heiraten?«
    »Ja!«
    »Dann ist es gut.« Ballister spürte, wie sein Herz hämmerte. Er hatte ebenso mit einem Nein gerechnet. »Ich glaube, es wird keine Katastrophe geben …«
    Man kann über Arthur Darkster denken, was man will, und daß er ein Gauner war, steht außer Zweifel, auch wenn er nur die Gelegenheit ausgenutzt hatte und plötzlich nach langen Hungerjahren auf eine Goldader stieß, die zufällig menschlicher Natur war, eines war er nicht: Einer jener eiskalten Gangster, denen ein Menschenleben uninteressanter ist als ein gut gemixter Drink! Im Grunde war Darkster eine Mischung aus verzweifeltem Wollen und lähmender Ängstlichkeit, genau die Mischung also, die nie zu einem Erfolg kommt. Seine plötzliche Erpresserlaufbahn war unbestritten der Höhepunkt seines Lebens, eine einsame Spitze, nie mehr erreichbar.
    Die Nachricht von Lora Ballisters plötzlichem Herztod traf ihn deshalb wie ein Keulenschlag. Daß der Tod mit dem übersandten Foto zusammenhing, kam ihm nicht in den Sinn, vielmehr sah er es anders herum, nämlich als Schlag des Schicksals gegen ihn. Mit Loras Ableben war die größte Drohung für Ballister gestorben. Der Skandal einer Ehescheidung mit viel schmutziger Wäsche blieb aus. Die Wirkung der Fotos in der Presse war jetzt nur noch halb, denn wenn Lora Ballister nicht mehr lebte, kam es zu keinen Auseinandersetzungen mehr zwischen ihr und Felicitas Saunders, was ja die ganze Würze des Falles gewesen wäre! Ballisters große Angst vor Offenlegung seiner Liebschaft war jetzt auf einen Nullpunkt gesunken. Wenn er noch zahlte, war er ein Rindvieh. Auch Felicitas hatte keinen Grund mehr, aus Darkster einen reichen Rentner zu machen, der Weg zu Ballister war nach einer gewissen Trauerzeit frei!
    Darkster sah es so und wurde sehr unruhig. Der Höhepunkt seines Lebens verwandelte sich zu einem Absturz. Zwar hatte er bisher schon 18.000 Dollar kassiert, aber das war lächerlich gegen die Million, mit der er bereits jongliert hatte.
    Um sich zu orientieren, wie die Stimmung im Hause Ballister war, verwandelte er sich zum Reporter zurück und fuhr zu Ballisters Villa. Sie stand für jedermann offen, solange Lora noch nicht beerdigt war. In der großen Diele war ein Tisch aufgebaut, wo man sich in ein Kondolenzbuch eintragen konnte und Blumen abgab. Das war eine Idee des Bestattungsunternehmens Kolschynski und Popow gewesen, den größten Fachleuten in dieser Branche von New York. Ballister hatte sich dagegen gewehrt, aber Hunters wie auch Dr. Meyer waren der Ansicht, man müsse so etwas tun, im Gegenteil, zuviel sei noch zu wenig! Und so hatten Kolschynski und Popow die Idee verwirklicht, aus vier Lautsprechern die Diele von Ballisters Villa mit Trauermusik zu berieseln, vom Trauermarsch aus ›Siegfried‹ von Wagner bis – keiner wußte, wie sie dahin gehörte – zur ›Wassermusik‹ von Händel. Dazwischen lagen das Ave Maria von Bach-Gounod und das Lied ›Jesu geh voran …‹, aber auch Nocturnes von Chopin. Ballister war vor dieser Schau geflüchtet, vor allem, als die Mannen von Kolschynski und Popow begannen,
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