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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihm am Telefon berichtet hatte, war so unglaublich, daß er es einfach nicht begriff. Die Mordkommission war noch im Haus, sicherte Spuren, Darkster lag noch auf der Couch, mit aufgerissenem Mund, aus dem ein dünner Blutfaden gelaufen war, eingedrückter Kehle und schrecklich verkrümmten Fingern. Der Tascheninhalt seines Anzuges lag ausgebreitet auf einem Tisch und wurde gerade gesichtet. Der Lieutenant hatte einen Kleinbildfilm gegen die Lampe gehoben und betrachtete die Negative.
    »Das ist ein Ding!« sagte er, als Ballister ins Zimmer stürmte. »Wer hätte daran gedacht. Der Boyfriend der kleinen Saunders! Boxmeister der Universität. Erdrosselt andere mit seinem Springseilchen. Wer kommt denn auf so einen Gedanken? Jetzt brauchen wir nur noch die Motive! Was sagen Sie dazu?«
    »Ich bin sprachlos!« sagte Ballister heiser. »Mir ist das völlig unbegreiflich.«
    »Mir auch!« Der Lieutenant hielt Ballister den Film entgegen. »Den hatte Darkster in der Tasche. Tolle Aufnahmen. Faßmichan und Tumirwas auf dem Balkon! Muß ein besonders scharfes Paar sein! Bin gespannt, wer's ist, wenn wir den Film abgezogen haben.«
    »Ich!« sagte Ballister trocken.
    »Was ich?«
    »Auf den Fotos bin ich mit einer auch Ihnen bekannten Dame. Sie können eine Vernichtungsaktion starten, wenn Sie diese Bilder freigeben!« Ballister warf einen Blick auf Darkster. Im Tode sah er weniger harmlos aus als im Leben. Er war es also, dachte Ballister. Wie war es möglich, daß ich diesen kleinen Reporter in Libyen übersehen konnte? Wie ist er auf unsere Spur gekommen? Wenn man das vorher gewußt hätte. Die große Angst wegen Prinz Khalif wäre gar nicht aufgekommen, denn mit einem Mann wie Darkster hätte man sich arrangieren können.
    »Ist das ein Motiv?« fragte der Lieutenant und rollte den Film zusammen.
    »Wohl kaum. Cummings hatte keine Ahnung, wer Darkster war.«
    »Und Sie?«
    »Ich weiß es seit genau 30 Sekunden, durch Sie!« Ballister streckte die Hand aus. »Geben Sie mir den Film, Lieutenant?«
    »Ein Beweisstück? Ich bitte sie …«
    »Was beweist es? Nur eine heimliche Liebe! Ist das Aufgabe der Polizei?«
    »Sie bekommen den Film, wenn der Staatsanwalt ihn freigibt. Er bleibt unter Verschluß! Zufrieden?«
    »Halb …«
    »Mehr kann ich nicht für Sie tun. Oder glauben Sie, die Polizei könnte nicht diskret sein?«
    »Ich möchte darauf hoffen.« Ballister zögerte, dann sagte er, etwas leiser: »Ich möchte den Film verbrennen.«
    »So knallhart ist er?«
    »Ich brauche keine Fotos von dem, was ich besitze. Ich werde die Dame in Kürze heiraten.«
    Der Lieutenant nickte und sah Ballister nachdenklich an. »Uns liegt der Obduktionsbefund Ihrer Frau vor. Ein glatter Herzinfarkt. Sekundentod. Sie haben ein unverschämtes Glück, daß Ihre Frau diese Fotos nicht mehr gesehen hat.«
    »Ja, das habe ich«, sagte Ballister ruhig. »Versäuern Sie dieses Glück nicht von Amts wegen …«
    Im oberen Stockwerk, in einem der Schlafzimmer, traf Ballister auf Dr. Meyer. Rosa lag reglos im Bett, die Fenster waren abgedunkelt.
    »Wie geht es ihr?« fragte Ballister.
    »Der Schock sitzt. Aber sie ist jung genug, um ihn zu verkraften.«
    »Red Cummings! Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    »Nein. Ich gebe es auf, in dieser Familie nach Erklärungen zu suchen. Ich bin zwar Ihr Hausarzt, Jérome, aber diese Familie schafft auch mich als Arzt! – Was kommt denn noch?«
    »Ich hoffe: Normalität!«
    »Sprechen Sie das Wort nicht aus!« Dr. Meyer hob wie entsetzt beide Arme. »Dieses Wort in Ihrer Umgebung kann zur neuen Katastrophe werden! Als ob es bei euch ein normales Leben gäbe …«
    Lora Ballister wurde begraben unter der Regie von Kolschynski und Popow. Es war eine Art Staatsbegräbnis, für das man runde 10.000 Dollar in Rechnung stellte. Sechs Engel mit riesigen Palmwedeln umringten den Sarg und sangen einen Choral, als er in das Grab glitt. Über das Dach hatte man einen Baldachin gebaut, als handele es sich um eine Krönung. Ballister war das alles ungemein peinlich, aber Hunters und Dr. Meyer erklärten die Notwendigkeit dieser Inszenierung. Meyers geheime Aktion zeigte bereits Erfolge. Von den über 1.000 Trauergästen am Grab waren Zweidrittel Frauen aus den Frauenverbänden. Ihr Mitgefühl war herzzerreißend. Hinzu kam, daß Felicitas Saunders in einem schlichten schwarzen Kleid mit Schleierchen neben Ballister am Grab stand und ihn unterhakte und einen großen Rosenstrauß auf den Sarg legte. So wie es Lora gewollt
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