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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiter geneigt, und das untere Ende schmolz unter der Hitzeeinwirkung und tropfte zäh in die Lava. Die Plastikbeschichtung schwelte bereits, setzte einen ätzenden schwarzen Rauch frei, der die beiden unförmigen Gestalten einzuhüllen begann. »Bist du okay?« erkundigte sich Skudder, als sie ihn erreichte.  »Was ist mit deinem Gesicht passiert?« Sie öffnete das zerbrochene Visier und berührte mit dem Finger ihre Wange. Die Feuchtigkeit darauf war Blut, kein Schweiß. »Müssen Splitter gewesen sein«, sagte sie. »Wir müssen hier weg, solange die Moroni noch unter der Kontrolle dieses Käfers stehen.« Skudder sah zu dem Shait und seinem Gegner hinüber. Die Zangen des Käfers hatten sich in den Kopf des Shait gebohrt, der sich noch immer nicht bewegen konnte. Es war totenstill in der Halle, und Charity glaubte, ein saugendes, schmatzendes Geräusch zu hören. Übelkeit breitete sich in ihrer Magengrube aus. »Ein Räuber«, sagte sie. Die Beschichtung der Plattform stand plötzlich in Flammen, und der Brand breitete sich rasch aus. »Ich vermute, es ist ein natürlicher Feind der Spezies, nach der die Shait-Körper geschaffen wurden.« Sie packte ihn bei der Schulter und zog ihn mit sich. »Sobald er tot ist, werden die Moroni aus ihrer Lähmung erwachen.« »Dann sollten wir uns beeilen«, sagte er. Charity winkte den beiden Soldaten zu, die noch immer mit angelegten Gewehren die stille Konfrontation auf der Plattform beobachteten. Die Ausläufer der Flammen hatten inzwischen die beiden riesenhaften Kreaturen erreicht, und die Rauchschwaden verbargen die Einzelheiten. Im nächsten Moment schrie der Shait gellend seinen Zorn heraus und bäumte sich auf, riß sich einfach aus dem tödlichen Zangengriff heraus, und seine Arme schlangen sich um das Käferwesen. Anscheinend hatten die Schmerzen der Verbrennungen den seltsamen Bann gebrochen. Die Plattform erbebte unter dem Zweikampf der archaischen Giganten und riß sich aus den letzten Verankerungen. Unaufhaltsam rutschte die Platte in die Lava hinab, keine fünfzehn Meter von ihnen entfernt. Wieder schrie der Shait, aber diesmal in Panik, bevor er halb in der Lava versank. Die tödliche Hitze überwog sogar die erschreckende Regenerationsfähigkeit des tyrannischen Parasiten. Der unförmige Kopf hob sich über die Lava, und die verstümmelten Arme krallten sich in den spröden Fels des Beckenrandes. Charity starrte gebannt auf die trüben Facettenaugen und hatte das deutliche Gefühl, daß der Shait sie allein anstarrte. Der Käfer hing wie ein Stück Holzkohle am Torso des Shait, hatte sich in die Unterseite des Kiefers verklammert. Die Klauenarme brachen große Stücke Basalt aus dem Rand des Bassins, und der mächtige Körper rutschte noch etwas tiefer in die Lava. Der Panzer begann zu schmoren und verkochte, als das flüssige Gestein ihn berührte. Charity riß sich gewaltsam los und deutete auf die Moroni, die verwirrt die Köpfe bewegten. »Es geht los«, sagte sie, gerade als der gewaltige Umriß des Shait sich noch einmal aufbäumte, bevor die Lava über ihm zusammenschlug. Sie schaltete ihr Funkgerät um. »Hartmann«, rief sie hinein, »holen Sie uns hier heraus.« Das zwanzig Meter hohe Schiebetor zerplatzte unter dem Einschlag einer Laserbreitseite, und Trümmer wirbelten weit in die Halle hinein. Die Erschütterung ließ den Boden beben. Der hintere Teil der Halle brach plötzlich ein und versank in aufsteigender Lava. Das stählerne Gerippe der Raffinerie schmolz dahin, als wäre es aus Wachs gemacht. Der Gleiter schob sich durch die glühenden Trümmerstücke des Tores halb in die Halle hinein. Die Moroni eröffneten sofort das Feuer, schossen mit erschreckender Heftigkeit auf den Gleiter und schnitten tiefe Kerben in die Panzerung. Es wimmelte plötzlich von Kriegern, die in ihrer anhaltenden Verwirrung auf alles zielten, was sich bewegte. »Sie werden uns den Weg abschneiden«, rief Skudder aus. Der Gleiter schwankte, als er von einer Laserkanone getroffen wurde. Charity blickte sich gehetzt nach einem Ausweg um. Ihr Blick fiel auf die Transportbänder. »Los«, sagte sie und zerrte Skudder mit sich. »Hartmann, verschwinden Sie aus dem Kreuzfeuer«, rief sie, während sie geduckt auf das Steuerpult neben dem Band zurannten. Die Laserwaffen des Gleiters brannten eine Feuerschneise, in die Trümmerlandschaft und zerfetzten die Laserkanone. »Ich schieße Ihnen den Weg frei«, sagte Hartmann über Funk. Seine Stimme klang
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