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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ungehalten. »Woher zum Kuckuck soll ich das wissen? Ich liege genauso im Dreck wie du.« »Dann schau mal nach rechts«, sagte Skudder. Charity drehte sich langsam auf die Seite und spähte in die angegebene Richtung. In der hinteren Hälfte der Halle, die im Dunkeln lag, bewegte sich eine unförmige Gestalt, umgeben von mehreren Dutzend Kriegern. Zwischen den ausgebrannten Trümmern der Raffinerieanlage kam der Trupp langsam näher. »Wir bekommen Besuch«, sagte sie tonlos. Skudder nickte grimmig. »Die Beschreibung stimmt.« Das Band setzte sich quietschend wieder in Bewegung. »Sobald wir am Ende ankommen, beginnt der Feuerzauber«, sagte Charity noch. »Ich übernehme den Moroni am Steuerpult.« In dem Moment, in dem sie über die Bandkante hinweggetragen wurden, versetzte sie der Bombe einen kräftigen Stoß, der sie selbst ein wenig bremste. Die eigene Trägheit trug sie trotzdem in einem weiten Bogen über den Moroni-Bautrupp hinweg. Charity schaltete ihre Zieloptik ein, kam mit einer eleganten Rolle auf die Füße und stieß sich von der Podestwand sofort wieder ab. Der Moroni am Steuerpult der Transportbänder starrte ihr fassungslos entgegen. Sie rammte ihm den Gewehrlauf gegen den Schädel, und er kippte wie in Zeitlupe über die Pulte nach hinten. Charity vergewisserte sich mit einem hastigen Blick, daß Harris und Dubois das Transportband verlassen hatten. Die Bombe lag zusammen mit dem Würfel auf der Podestfläche vor dem Transmitter. Rasch beugte sie sich vor und ergriff wahllos ein paar Hebel. Die Bänder stoppten nacheinander. Sie sah, wie Dubois, die sich einfach seitlich vom Band gerollt hatte, sich vom Boden abstieß und auf das Podest zutrieb. Wolken im nahen Infrarot markierten den Einschlag von Explosivgeschossen, und Hochrasanzgeschosse wurden zu Glühwürmchen, die auf Schnellbahnstraßen reisten. Einer der Hebel glitt über die Nullstellung hinaus, und mit kreischenden Motoren kehrte das vordere Transportband seine Bewegungsrichtung um. Eine Lasersalve traf das andere Pult und verwandelte es in glühende Schlacke. Sie drehte sich herum, feuerte während der Drehung ein halbes Magazin in Richtung auf die Montagegerüste. Drei Moroni-Krieger wurden von dem Geschoßhagel erfaßt. Charity flankte über die Pulte hinweg und ließ sich in die Baugrube fallen. Skudder hatte vier der Ameisen erschossen, er kämpfte mit der fünften, während sich ihm zwei weitere von hinten näherten. Ihre Schüsse trafen die Moroni, ohne ihre Bewegung zu stoppen, und der Zweikampf wurde sekundenlang zu einem unübersichtlichen Standbild, bevor Skudder sich seines Widersachers entledigen konnte. »Danke«, sagte er schwer atmend und rappelte sich wieder auf. Der Druckanzug hatte ein paar Schrammen abbekommen. »Hier herauf«, sagte Charity und streckte die Hand aus. Skudder kam aus der Grube heraus und sah sich um. Der Shait war innerhalb weniger Sekunden bis auf hundert Meter an sie herangekommen und befand sich nun im Lichtkreis der Scheinwerfer. Auf diese Entfernung wirkte er wie ein degeneriertes Höhlen-Flugwesen, eine Libelle mit undurchsichtigen Flügeln, die seinen großen Körper mit Sauerstoff versorgen sollten und ihm in dieser niedrigen Schwerkraft vielleicht sogar die Möglichkeit gaben, sich in der Luft zu halten. Der mächtige Körper, der mindestens sechs Meter in die Höhe ragte, war mit Panzerplatten bedeckt, die eine Art natürlichen Harnisch bildeten, und die vier großen Arme endeten in Krallen, die ineinander verschränkt waren. Der glatte, insektoide Kopf endete in zwei mächtigen Facettenaugen und zwei Bündeln verschieden langer, haariger Fühler. Hinter dem großen vorderen Thorax begann ein vielfach untergliederter Hinterleib, wie der segmentierte Körper eines angeschwollenen Hundertfüßlers, und Paare von kleineren Armen, noch immer so groß wie die eines ausgewachsenen Moroni-Kriegers, hingen wimmelnd herab. Sechs kräftige Beine trugen die riesige Masse vorwärts, wobei der Hinterleib über den Boden glitt auf eine Art, die an eine Schnecke erinnerte. Krallen durchsetzten den Wald armlanger Tentakel, hinter dem sich das Maul verbergen mußte.  Dieses Unwesen kann eine Königin überwältigen, dachte Charity. Sie war wie gelähmt. Und auf der anderen Seite der Halle, zwischen verbogenen Stahlträgern und rußgeschwärzten Blechen, fing ein anderes Wesen einen vertrauten Geruch auf und erwachte schlagartig aus seinem Schlaf.  Jetzt, dachte es. Der Shait blieb
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