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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stehen und richtete sich auf. Betonplatten zerbrachen unter dem Griff der Beinklauen. Das Monstrum breitete seine Schwingen aus wie eine gewaltige Fledermaus. Die Haut glänzte wie nasses Leder und zuckte gleichmäßig. Der Kopf hing schwer zwischen dem dreifachen Paar pumpender, zuckender Flügel, und der Hinterleib krümmte und wand sich, als hätte er einen eigenen Willen. Skudder rappelte sich auf die Knie und legte das Gewehr an, feuerte aus allen drei Läufen gleichzeitig. Wolken aus Fleisch und Hautfetzen spritzten auseinander, wallten auf, als Explosivgeschosse in der klaffenden Wunde explodierten, und darauf folgte die dumpfe Explosion der Gewehrgranate und legte Knochen und Panzerplatten frei. Hautlappen hingen auf den Boden herunter. Der Shait schrie, ein gellendes, in den Ohren schmerzendes Geräusch. Ungläubig beobachteten sie, wie das verletzte Fleisch zu schäumen begann und sich innerhalb von Sekunden regenerierte.  Daher stammt also die Unverwundbarkeit eines Megakriegers, dachte Charity erschüttert. Skudder begann wieder zu schießen, riß den oberen Thorax des Shait auf ganzer Länge auf, ohne die Bewegung des Wesens damit auch nur eine Spur zu verlangsamen. Mit drei raschen Schritten seiner sechs gedrungenen Beine glitt der Shait näher heran, zermalmte einen fahrbaren Scheinwerfer einfach unter sich und streckte sich weit nach vorn, um nach ihnen zu greifen. Skudder stieß Charity zur Seite und ließ sich nach hinten fallen, verfeuerte während des zeitlupenhaften Sturzes seine gesamte Munition in die wimmelnde Masse aus Tentakeln, die das Maul bildeten. Körperflüssigkeit und Fleischfetzen klebten auf Charitys Helmvisier, als sie wieder auf die Knie kam. Eine rasiermesserscharfe Kralle traf sie an der Hüfte und riß sie einfach von den Beinen. Die metallisch glänzenden Sichelkrallen schnellten hervor, erfaßten statt ihres Körpers das Gewehr, das sie instinktiv zwischen sich und ihren Gegner gebracht hatte, rissen es fort und zermalmten es in einer einzigen Bewegung. Charity hatte nicht einmal genug Zeit, die Augen zu schließen. Die gesamte Munition in den beiden Magazinen und im Werferrohr explodierte in einer Kettenreaktion, die nicht einmal eine Sekunde dauerte und den ausgestreckten Arm des Shait einfach in Fetzen riß. Laserschüsse zerschmolzen den Beton um sie herum. Sie blickte sich hastig um und erkannte ein Dutzend Moroni, die auf sie zugerannt kamen. Die ganze Halle war in Bewegung. Irgendwo hinter den Moroni-Kriegern schien der Berg aus Trümmern in Bewegung zu geraten und barst auseinander. Charity spürte, wie der Boden vibrierte, und rollte sich instinktiv nach vorne ab. Irgend jemand feuerte ein paar Granaten in ein Baugerüst, und metergroße Stahlplatten kippten herunter und zermalmten einen Flügel des Shait. Das Monstrum reagierte, indem es mit einem Klauenschlag die Plattform zertrümmerte und den nackten Fels freilegte. Die gesamte Bodenplatte rutschte aus ihrer Halterung, neigte sich und stürzte mit einer Kante in die Lava. Charity verlor den Halt und glitt hilflos weiter, bis an die Lava heran. Die Hitze ließ ihr das Blut in die Wangen steigen. Der Boden schwankte, als der Shait sich zu ihr herabbeugte, während Charity noch immer auf die Lava zurollte. Ein verbogener Doppelträger stoppte ihre Bewegung und brach ihr zwei Rippen. Ihr Helmvisier zersplitterte, und neben dem Schwefelgestank der Lava drang ihr ein seltsamer Geruch in die Nase und trieb ihr die Tränen in die Augen. Als sie aufsah, war das zuckende Maul des Shait keine zwei Meter mehr von ihr entfernt. Die verstümmelten Tentakel wanden sich aufgeregt.  Nein, dachte sie hilflos. Die beiden oberen der drei noch intakten Arme breiteten sich aus und streckten sich ihr mit alptraumhafter Langsamkeit entgegen. Sie hatte das Gefühl, daß die großen Facettenaugen sie geduldig beobachteten und jede ihrer Reaktionen in sich aufnahmen. »Genieß es«, stieß sie hervor und riß ihre Waffe aus dem Gürtel. Die Geschosse trafen eines der riesigen Augen und ließen es zerplatzen. Das Maul öffnete sich weit und kam immer näher, und ihre Waffe blockierte, als das Ende des Ladestreifens erreicht war. Sie schloß die Augen. Öffnete sie wieder. Der Shait verharrte regungslos, die tödlichen Klauen kaum eine Armlänge von ihr entfernt. Die einzige Bewegung war das unablässig pumpende Atmen seiner Flügel. Der Kampfeslärm verebbte. Es schien, als wäre die Welt plötzlich in durchsichtiges Harz
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