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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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selbst war dieser Schlüssel. Kaeritha konnte es nicht fassen, dass Shîgû ein so wahnsinniges Risiko einging.
    Kein Wunder, dass es ihr gelungen war, Lillinaras Kirche zu benutzen, so viele Menschen in Kalatha zu lenken, die Priesterinnen von Lillinaras Stimme zu töten und sie durch ihre eigenen Werkzeuge zu ersetzen! In all den endlosen Zeitaltern, seit Phrobus dem Bösen verfallen war, hatte kein Gott des Lichts oder des Dunkels gewagt, offen mit einem seiner oder ihrer göttlichen Feinde in der Welt der Sterblichen zu ringen. Sie waren einfach zu mächtig dafür. Wenn sie miteinander kämpften, liefen sie Gefahr, das ganze Universum zu vernichten, in dem sie um die Vorherrschaft fochten. Deshalb gab es Grenzen, war ihre Macht beschnitten und auch geregelt, auf welche Weise sie sich in die Welt der Sterblichen einmischen konnten. Aus genau diesem Grund gab es Paladine des Lichts und ihre dunklen Äquivalente, die Famuli.
    Shîgû jedoch hatte sich eingemischt. Sie hatte diese vereinbarten Grenzen überschritten und war persönlich in die Welt der Sterblichen getreten. Paratha war kein Famulus, sie war Shîgûs Fokus, ihr Anker in diesem Universum. Sie wurde nicht von der Macht Shîgûs berührt, sondern in diesem Augenblick war sie die Macht von Shîgû. Kaeritha fühlte, wie gleichzeitig eine erschütternde Welle der Macht von Tomanâk selbst in sie selbst strömte.
    »Also, kleiner Paladin«, zischte Paratha, »du möchtest also gegen MICH kämpfen, hm?«
    Sie lachte, während sich das Netz ihrer Macht zu ihren lebenden Bütteln ausspannte, wie zuvor zu ihren toten. Kaeritha hörte die Schreie der Priesterinnen, in denen sich die Qual mit fürchterlicher, besudelter Ekstase mischte, als Shîgûs Avatar sie packte. Sie starben nicht, jedenfalls nicht sofort, aber das war keineswegs eine Gnade. Stattdessen verwandelten sie sich in Knotenpunkte des Netzes, dessen Mittelpunkt Paratha bildete.
Sie loderten in Kaerithas Paladin-BILD wie menschliche Fackeln, als dieselbe Macht sie durchdrang. Sie entsprang einem Willen, der auch Paratha belebte und der nicht mehr der einer Sterblichen war, falls es denn jemals so gewesen sein mochte. Er umklammerte Kaeritha wie mit Zangen. Alle neun überlebenden Priesterinnen bewegten sich wie eine Person vorwärts und bildeten einen tödlichen Kreis um Kaeritha und Paratha.
    »Deine Seele wird ausgezeichnet schmecken«, gurrte Paratha. »Ich werde sie mir wie einen guten Branntwein auf der Zunge zergehen lassen!«
    »Das glaube ich kaum«, erwiderte Kaeritha, und Parathas Blick flackerte, als sie das unterschwellige Timbre in Kaerithas Sopranstimme hörte. Es war ein tiefer Ton, wie das dumpfe Donnern der Kavallerie, die zum Angriff reitet. Die blaue Aura um Kaeritha loderte heller und heißer und dehnte sich schließlich über ihr aus, als es die leuchtend durchscheinende Gestalt von Tomanâk Orfro bildete, dem Gott des Krieges und der Gerechtigkeit, dem Oberkommandierenden der Götter des Lichts, die sich der Spinne von Shîgû entgegenstellte. Die Priesterinnen, die in Shîgûs Netz gefangen waren, erstarrten, als wären sie mit einem Bann belegt worden. Paratha dagegen wich nur ein wenig zurück. Und trotz ihres kurzen Zögerns verzog sie den Mund, als fletschte sie die Zähne wie ein tollwütiges Tier.
    »Diesmal nicht, Waagenmeister!«, fauchte sie, oder etwas, das ihre Stimme benutzte. »Diese hier gehört MIR !«
    Parathas Körper spannte sich an und bei ihrem letzten Wort schleuderte sie einen gewaltigen Strahl von Energie aus. Wie ein Mauerbrecher aus gelbgrüner Gier fegte er kreischend durch die Audienzkammer, so dass der Tempel bis in seine Grundfesten erbebte, als dieser Strahl Kaeritha traf. Das heißt, er prallte gegen den blau gleißenden Nimbus, der sie umhüllte. Und diese Aura zertrümmerte den tödlichen Strahl in eine Vielzahl giftgrüner Blitze, die gegen die Mauern der Kammer
zuckten, Brunnen vernichteten und zwei der noch lebenden Priesterinnen auf der Stelle einäscherten. Kaeritha fühlte den erschütternden Aufprall bis in ihre Knochen. Aber mehr spürte sie davon nicht – und lächelte ihre Feindin böse an.
    »Ich gehöre DIR, hm?«, fragte sie, und ein merkwürdiges Gefühl von Gemeinschaft durchströmte sie, als sie Tomanâks Anwesenheit in sich fühlte. »Das glaube ich kaum«, wiederholte sie. Parathas Gesicht verzerrte sich vor Wut und Ungläubigkeit, als Tomanâks Macht ihren gewaltigen Angriff so mühelos abwehrte.
    Kaeritha lächelte hart und
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