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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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erster Waffenmeister es genannt hatte. Und sie hatte dieses Gespür im Lauf der Jahre noch verfeinert. Obwohl sie ihre Widersacherin jetzt nie aus den Augen ließ, nahm sie wahr, wie sich die letzte unversehrte Priesterin lautlos von hinten an sie heranschlich.
    Paratha schien nur Augen für Kaeritha zu haben, doch der Paladin hatte sich schon einmal fast von ihr täuschen lassen. Das würde nicht mehr passieren. Ihr war klar, dass sie nur eine einzige Gelegenheit bekommen würde, den Kampf zu beenden, bevor die Wachen hereinstürmten, die Paratha erwähnt hatte. Falls die Majorin sie so lange auf Abstand hielt, war Kaeritha verloren. Also musste sie die andere irgendwie dazu bringen, sie jetzt anzugreifen … oder aber der Majorin weismachen, dass sie auf ihren Trick hereingefallen war.
    Paratha ging langsamer und ließ Kaeritha dichter an sich herankommen. Ihr Säbel tanzte vor ihr hin und her, und seine tödliche, glühende Spitze zog eine hässliche, grüngelbe Lichtspur hinter sich her. Kaeritha fühlte, wie ihre Anspannung wuchs. Die Priesterin war mit ihrem vergifteten Dolch jetzt ganz dicht hinter ihr. Parathas Augen verengten sich fast unmerklich. Wenn es passieren sollte, dachte Kaeritha, dann …
    Jetzt!
    Die Priesterin sprang vor, ihre Zähne zu einem lautlosen Schrei gefletscht, und wollte ihren Dolch mit aller Kraft in Kaerithas ungeschützten Rücken rammen. Gleichzeitig führte Paratha ihren eigenen Schlag aus, mit diesem vollendeten Zusammenspiel, das nur möglich war, wenn ein Wesen beide Körper beherrschte. Sie sprang mit ausgestrecktem Säbel auf Kaeritha los.
    Es wäre fast gelungen. Eigentlich hätte es gelingen müssen. Aber wie Tomanâk Shîgû bereits gewarnt hatte, seine Paladine waren allem gewachsen, was Shîgû ihnen entgegenwerfen konnte. Kaeritha wusste, was auf sie zukam, und sie hatte ihr halbes Leben damit verbracht, die Fähigkeiten zu verfeinern,
die sie für genau einen solchen Augenblick benötigte. Kaerithas Erwiderung war ebenso vollendet wie der Angriff, den Paratha – oder Shîgû – komponiert hatte. Mit einem entscheidenden Unterschied: Sie regte sich um den Bruchteil einer Sekunde früher als ihre Feinde.
    Sie drehte ihren Oberkörper mit einer fließenden Bewegung um neunzig Grad zur Seite und sprang mit ausgestreckter Klinge in einem vollendeten Stoß auf Paratha zu. Ihr linkes Schwert fuhr in einer Funken stiebenden Explosion aus Licht und Hass an der Schneide des längeren Krummsäbels vorbei, stieß ihn zur Seite, und dann rammte sie die kürzere, blau glänzende Klinge durch Parathas Brustpanzer, als bestände der gehärtete Stahl nur aus Spinnweben. Noch während sie den Satz ausführte, riss sie ihre rechte Hand nach hinten, und die Priesterin, die sich mit ausgestrecktem Dolch auf Kaeritha gestürzt hatte, spießte sich mit dem Schwung ihres Angriffs selbst auf diese tödliche Klinge auf.
    Einen Augenblick lang stand Kaeritha zwischen ihren beiden Widersacherinnen, beide Arme in entgegengesetzte Richtungen ausgestreckt, und ihre saphirblauen Augen brannten sich in Parathas gelbgrün leuchtende. Dann riss die andere in fassungslosem Entsetzen den Mund auf, ihr Säbel erzitterte und landete in einer knisternden Explosion grünen Lichts auf dem Boden. Mit der Linken packte sie das Heft des Schwertes, das sich in ihre Brust gegraben hatte, und Blut quoll aus ihrem Mund.
    Damit war es vorbei. Kaeritha drehte beide Handgelenke gleichzeitig, richtete sich auf und zog dabei ihre beiden Schwerter mit einer einzigen, ruckartigen Bewegung zurück. Die Leichen ihrer Gegnerinnen fielen schlaff zu Boden.

23
    DIE ALARMGLOCKEN SCHLUGEN noch immer. Kaeritha wandte sich von ihren gefallenen Feinden ab und drehte sich zu den Doppeltüren der Kammer um. Widerlicher Gestank wehte durch den Saal, und überall loderten kleine Feuer, wo die Ausbrüche der miteinander kämpfenden Macht des Lichts und Dunkels Möbel und Wandbehänge in Brand gesetzt hatten. Wände, Decke und der glänzende Boden waren vernarbt und rußig, und das Glas an der Ostwand war aus den Fenstern geflogen und zersplittert. Überall lagen Leichen in ihrem Blut, einige ebenso versengt wie die Möbel. Es stank nach zerfetzten Organen.
    Die blaue Aura von Tomanâk umhüllte Kaeritha weiterhin. Alle Priesterinnen, die sie sahen, einen Augenblick innehielten und darüber nachdachten, was sie zu bedeuten hatte, würden sie erkennen. Allerdings galt das schwerlich für die meisten der regulären Tempelwachen. Schlimmer
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