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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa
Autoren: Bianka Minte-König
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die Hände fiel, kam er ziemlich spät nach Hause, und ich war schon fast eingeschlafen, als ich ihn in der Küche rumoren hörte.
    Ich huschte aus dem Bett, warf mir den Bademantel über und ging dann leise mit einem leeren Wasserglas und dem Brief der Anwaltskanzlei in der Tasche ebenfalls in die Küche. Dort stand Marc und knallte geräuschvoll einen Trager Bier auf den Tisch.
    Isabell steckte den verstrubbelten Kopf aus ihrem Zimmer,das an die Küche grenzte, und knurrte missbilligend: »Geht es auch etwas weniger störend? Wenn du schon so spät kommst, könntest du wenigstens etwas Rücksicht nehmen.«
    Marc zog spaßhaft den Kopf zwischen die Schultern, als hätte man ihm eins draufgegeben, und murmelte in gespielter Reue: »Ja, Entschuldigung, kommt nicht wieder vor.«
    Dabei grinste er mir zu, machte mit dem Öffner eine Bierflasche auf und schob sie mir rüber.
    »Trinkst du noch ein Bier mit?«, fragte er, ohne weiter auf Isabell zu achten, die darum frustriert ihre Tür zuzog. »Ich brauche einen Schlaftrunk. Die Fakultätssitzung war mal wieder sehr nervend. Keiner hat was zu sagen, aber jeder will das Wort. Jetzt haben wir über drei Stunden getagt und doch nur Beschlüsse gefasst, die wir locker in einer halben Stunde hätten erledigen können.« Er hob seine Flasche und kickte sie mit meiner zusammen. »Prost!«
    Wir gingen in den Wohnflur und kuschelten uns auf unser gemütliches ausgesessenes Sofa und ließen den Fernseher ohne Ton laufen. Elton blödelte herum und veräppelte mit irgendwem zusammen ahnungslose Passanten.
    »Und wie war dein Tag, Loulu?« fragte Marc.
    Nun konnte ich mich wirklich nicht länger bremsen und so platzte es aus mir heraus: »Marc, du glaubst nicht, was passiert ist.«
    Und als er mich fragend ansah, erzählte ich ihm von dem Brief des Notars.
    »Meine Mutter wollte das Erbe ja immer ablehnen.«
    Er sah mich prüfend an.
    »Okay, und was willst du?«
    Ich merkte, dass meine Stimme unsicher klang. »Ich hatte es eigentlich auch schon abgehakt.«
    »Aber warum das denn? Ein Gut in der Mark Brandenburg, das stelle ich mir doch absolut großartig vor.«
    Ich seufzte. »Ich auch, aber ich kann mir so was doch gar nicht leisten. Es ist vermutlich eine Ruine und die Ländereien sind verkommen, und das alles wieder in Schuss zu bringen, würde mehr kosten, als das Erbe wert wäre …«
    Ich merkte, wie ich plötzlich die Argumentation meiner Mutter wiederholte, und brach resigniert ab.
    »Und du hast es noch nie angesehen?« Marc nahm einen Schluck aus der Flasche und wirkte dabei nachdenklich. Jedenfalls hatte er seine Denkerstirn unter der Haartolle kraus gezogen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Es war ja auch irgendwie noch nicht spruchreif. Erst mal haben sie gesagt, dass ich es ohnehin nicht zurückbekommen würde, wegen Fristversäumnissen oder so …«
    »Und jetzt?«
    Ich starrte ihn an. Wollte er mich veräppeln? »Jetzt ist es anders. Habe ich doch gesagt! Da haben einige Leute geklagt … beim Bundesverfassungsgericht und jetzt geht es offenbar doch!«
    »Und wovon hängt es ab, ob es wirklich geht?«
    »Erst mal von mir«, sagte ich verunsichert, weil ich nicht wusste, worauf er hinauswollte. »Ich müsste das Mandat erneuern, damit die Kanzlei wieder aktiv werden kann.«
    »Warum tust du es dann nicht? Wenn du das Gut haben willst, dann mach es. Alles andere findet sich.«
    »Das sagt sich so leicht. Wenn ich es zugesprochen kriege, hängt da viel dran, auch finanziell. Wo ich noch nicht mal meine eigenen Brötchen verdiene! Meine Mutter meinte, so ein Gut sei ein Fass ohne Boden und würde uns ruinieren.«
    Das gab Marc zu denken, brachte ihn aber nicht sofortvon der angenehmen Vorstellung ab, unter seinen Mitbewohnern bald eine Gutsbesitzerin zu haben. Das hatte für ihn sicherlich genauso was Prickelndes wie für mich. Außerdem war er Architekt, Gebäude übten also schon deshalb eine magische Anziehungskraft auf ihn aus.
    »Ich finde, bevor du das Gut nicht wenigstens mal angesehen hast, kannst du gar nichts entscheiden.«
    Der Ansicht war ich mittlerweile auch. »Stimmt, allmählich würde ich es wirklich gerne mal sehen, bevor ich weitere Entscheidungen treffe.«
    »Und warum siehst du es dir dann nicht an?«
    Ja, warum eigentlich nicht?
    »Blankensee ist ja schließlich nicht am Ende der Welt. Wir könnten am Wochenende mit dem Motorrad hindüsen. Das Wetter ist ideal für eine kleine Spritztour. Ich wollte dich ohnehin fragen, ob du Lust auf einen Ausflug
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