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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa
Autoren: Bianka Minte-König
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modisch, also okay. Auch seine Kleidung war in Ordnung. Jeans, Freizeithemd und leichter Pulli, den er um die Schulter geknotet trug. War dafür heute auch zu warm. Offensichtlich kam er direkt aus der Uni. In der Freizeit kleidete er sich sicherlich noch etwas legerer.
    Seine Augen waren blaugrau und dominierten sein nicht direkt markantes Gesicht. Er sah wirklich nicht schlecht aus, wirkte sogar relativ trainiert, um die Körpermitte allerdings etwas mollig, was darauf schließen ließ, dass er zumindest kein Kostverächter war. Das gefiel Stefan, der es als selbst ernannter WG-Koch liebte, uns immer mal wieder mit einer lukullischen Mahlzeit zu verwöhnen, weil Frauen sich »zwar ernähren, aber nicht wirklich kochen können«. Auf mich, Isabell und Mandy traf das insofern zu, als wir für ausschweifende Kochorgien einfach keine Zeit hatten. Wir studierten schließlich nicht Lehramt!
    Wir kamen mit Marc bald in ein nettes Gespräch und nach einer Stunde machte sich Stefan daran, eins seiner köstlichen Spontangerichte zu kochen. Marc war eingeladen, blieb gerne und wirkte so locker, als hätte er schon immer dazugehört. Da stellte sich nur noch die Frage, ob wir eigentlich seinen Ansprüchen genügten.
    »Ist dir das Zimmer nicht zu klein?«, fühlte ich also vor.
    Er schüttelte den Kopf. »Nö, grade richtig. Ich muss nur meinen Zeichentisch reinkriegen und ein Bett. Ansonstenhabt ihr ja genügend Gemeinschaftsräume, in denen man sich aufhalten kann.«
    Die hatten wir in der Tat. Neben der Wohnküche gab es noch eine Wohndiele mit Sofa, Sesseln und selten benutztem Fernseher und außer einem geräumigen Duschbad auch eine separate Toilette.
    »Perfekt«, meinte er, nachdem ich ihm alles noch einmal gezeigt hatte.
    Bei Pasta und Rotwein waren wir uns dann alle einig: Marc konnte einziehen!
     
    Ich weiß nicht, ob es der Rotwein war, dem ich kräftig zugesprochen hatte, oder ob Marcs zweifellos vorhandene Männlichkeit mich inspirierte, aber in dieser Nacht ging es in meinem Traum richtig zur Sache.
     
    Diesmal begann der Traum mit einer leisen Sphärenmusik … seltsam esoterische Töne … flirrend und unscharf … ja, sogar ein wenig gespenstisch. Wieder stand ich vor dem Himmelbett, doch die Vorhänge waren geöffnet, und als ich näher trat, schlug der schöne Fremde die Augen auf. Sein Gesicht hatte einen melancholischen Ausdruck, den aber sein Blick Lügen strafte, denn der war eindringlich und herausfordernd. Er wirkte noch immer totenbleich und seine Lippen bläulich und blutleer, sodass ich mich bei seinem Anblick unwillkürlich fragte, wie jemand, der so tot aussah, dennoch leben konnte.
    Aber noch ehe ich begriff, was mit mir geschah, hob er den bleichen Arm und zog mich zu sich auf das Lager.
    »Du musst mir verzeihen«, hauchte er mit samtweicher Stimme, »aber ich habe mich so nach dir gesehnt.«
    Bevor ich überhaupt reagieren konnte, bedeckte er mein Gesicht mit Küssen und schloss sich schließlich tastend meinenMund zu intimeren Zärtlichkeiten auf. Seine Lippen waren kühl, wie auch sein Atem, aber dennoch ergriff mich seine Leidenschaft und setzte meinen Körper in Flammen. Die zahlreichen Träume hatten eine Sehnsucht in mir geweckt, die mich ihm nun förmlich entgegenfiebern ließ. Er begann mich zu entkleiden, und jede seiner Berührungen löste kleine sensationelle Ekstasen aus, welche meine Begierde immer weiter anstachelten. Die Art und Weise, wie wir als zwei Fremde übereinander herf ielen, war völlig irrsinnig, aber der Rhythmus, in dem unsere Körper einer Vereinigung zustrebten, war perfektes Verständnis und reine Harmonie. Kein Wort fiel zwischen uns, aber alles versprach höchste Lust und größtes Glück.
    So war ich gerade dabei, mich diesem beeindruckenden Mann im Liebesspiel völlig hinzugeben, als mein Traum platzte.
    Jedenfalls brach er abrupt ab, weil mich jemand schüttelte und schrie: »Wo ist der Feuerlöscher? Schnell! Stefans Bude brennt!«
    »In … in … der Küche … unter der Spüle …«, stammelte ich rein mechanisch, ohne jedoch wirklich orientiert zu sein. Erst als die Gefahr bereits gebannt war und ich noch halb schlafend aus meinem Zimmer in die Diele taumelte, begriff ich, dass mich Stefan vermutlich um meinen schönsten Orgasmus aller Zeiten gebracht hatte. Und nur weil er im Bett rauchen musste!
    »Der Junge braucht eine Freundin«, sagte ich frustriert zu Isabell, die ebenfalls leicht durch den Wind war. Wir standen bei Stefan in der Zimmertür
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