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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa
Autoren: Bianka Minte-König
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richtige Entscheidung getroffen«, sagte er und streichelte meine tränenfeuchte Wange. Dann führte er mich sanft aus dem Zimmer, in dem Amadeus und ich uns geliebt hatten, und ich fühlte, dass die Schuld wie ein Schatten hinter mir herging. Es war ein Irrtum, dass sie mit Amadeus sterben würde.
    »Es ist vollbracht«, teilte Bruder Antonius Friedrich und Klara mit, als wir in den Salon zurückkehrten. Ihm war anzumerken, dass er froh war, die Sache hinter sich zu haben.
    »Du hättest es mir sagen müssen«, meinte er jedoch vorwurfsvoll zu mir. »Ich hätte bei einem solchen Ritual nicht mitwirken dürfen.«
    »Aber es hat seine Seele gerettet«, wisperte ich. »Sie haben es doch gesehen. Alleine hätten wir es nicht geschafft. Nun ist er erlöst, dank Ihrer Hilfe mit Gottes Segen.«
    Ich stand noch ziemlich unter Schock und so begleiteten Marc und Friedrich Bruder Antonius hinaus und ließen mich mit Klara allein.
    »Er hat mich so geliebt«, sagte ich leise.
    »Ich weiß. Und du? Hast du ihn auch geliebt?«
    Ich nickte. »Ja, nur weil ich ihn so liebte, war ich zu dieserTat fähig. Vielleicht … wenn er kein Vampir gewesen wäre … wenn es nicht diese entsetzliche Familiengeschichte gegeben hätte … wenn wir uns unter anderen … weniger gewalttätigen Bedingungen begegnet wären …«
    Wir schwiegen und wussten beide, dass man die Zeit nicht zurückdrehen und die Geschichte nicht ändern konnte.
    »Du bist schwanger«, sagte Klara plötzlich ohne Vorwarnung. »Ist … es … von ihm? Wusste er es?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe es ihm nicht gesagt. Ich … ich weiß ja selber nicht einmal, wer der Vater ist … Marc oder Amadeus.« Ich stockte, weil ich mir irgendwie promiskuitiv vorkam. »Es … es ist beides möglich … Ich hätte mal besser an Kondome denken sollen.«
    Klara lächelte verständnisvoll. »Du wärst nicht die Erste, die im entscheidenden Augenblick nicht an Verhütung denkt … und ich glaube kaum, dass Amadeus sich darüber jemals Gedanken gemacht hat.«
    »Marc auch nicht«, sagte ich immer noch etwas beschämt, »aber bei ihm könnte ich mir sogar vorstellen, dass er es bewusst darauf ankommen ließ. Er würde sicher sehr gerne das Gut restaurieren und mit mir eine Familie gründen. Gewiss hat er meine Mutter schon als Oma und Kinderfrau eingeplant!«
    Klara lachte nun laut. »Louisa«, sagte sie dann jedoch wieder ernst. »Du wirst in der Chronik gelesen haben, dass Amanda und ich uns in der Weimarer Republik sehr für die Rechte der Frauen engagiert haben, insbesondere haben wir schon damals für die Abschaffung des § 218 gekämpft. Jede Frau soll selber entscheiden, ob sie ein Kind austragen möchte. Damals sind wir noch gescheitert, aber heute hast du alle Möglichkeiten.«
    Ich nickte und legte meine Hand ganz automatisch aufmeinen Bauch. »Du hast recht«, sagte ich. »Ich hoffe sehr, dass mein Kind von Marc ist. So gut es war, dass Estelle Amanda ausgetragen hat und die Blutlinien der verfeindeten Familien dadurch vereint wurden, so falsch wäre es, noch einmal eine Ehe mit einem illegitimen Kind zu belasten, zumal sich das Vampirgen erneut aktivieren könnte.«
    Klara lächelte. »Na und? Ich genieße es, eine Vampirin zu sein!«
    Friedrich und Marc kamen zurück. Es war Zeit, Abschied zu nehmen. »Wir werden bald nach Amerika zurückkehren«, sagte Friedrich, »aber zuvor möchte ich dir den geheimen Mechanismus erklären, mit dem du in das Gewölbe gelangen kannst.«
    »Und dann wäre da noch etwas«, fügte Klara hinzu. »Du weißt, dass wir auch – und, ich gebe zu, ursprünglich hauptsächlich – wegen des Goldes aus dem Bankraub gekommen sind. Friedrich hat es unangetastet in seinem Versteck vorgefunden. Wir möchten es mit dir teilen.«
    Ich sah Friedrich an, dass ihn Klaras Worte schmerzten, denn er hätte gewiss liebend gerne alles für sich behalten.
    So sagte ich: »Wir möchten das Gut wieder herrichten, eine kleine Finanzspritze würde uns dabei natürlich helfen. Wir wollen nicht mehr als nötig … Ich weiß ja, dass Friedrich in Amerika große Pläne hat.« Ich wandte mich nun direkt an Friedrich: »Marc kann es kalkulieren … vielleicht sprichst du darüber am besten noch mal mit ihm.«
    Ich war mir sicher, dass genug Gold übrig bleiben würde, mit dem Friedrich die Wall Street aufmischen konnte. Ich fand, er passte dahin: Blutsauger zu Blutsauger!
     
    Eine Woche später saß ich an Estelles Schreibtisch im geheimen Gewölbe und schrieb
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