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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa
Autoren: Bianka Minte-König
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Arm eines Kraken in mich ein und schlang sich saugend um meine Seele. Ich fühlte mich so leer …
    »Was tust du, Tochter?«, rief Bruder Antonius keuchend.
    Jeden Augenblick würde er Amadeus loslassen und alles war vergebens. Ich musste ihn einweihen.
    »Er ist ein Vampir! Er ist nicht nur besessen, er ist ein Untoter. Es gibt nur diese eine Art, ihn zu erlösen.«
    Bruder Antonius glaubte mir nicht. »Du darfst dich von dem Dämon nicht blenden lassen, mein Kind«, sagte beschwörend. »Er wird dich mit all seinen Künsten umgarnen und verführen wollen. Er verwirrt deinen Geist, aber bedenke, es ist nichts als eine vom Satan hervorgerufene Illusion!«
    Er stimmte eine neue Beschwörung an und Amadeuszuckte und wand sich auf dem luxuriösen Lager. Marc und Bruder Antonius würden ihn nicht mehr lange niederzwingen können.
    Bruder Antonius war nicht nur vor Anstrengung hochrot im Gesicht. Man sah ihm die innere Panik an, und in seinen Augen stand auch die Angst davor, in etwas hineingezogen zu werden, was über seinen christlichen Auftrag weit hinausging. Dennoch drückte er Amadeus weiter auf das Lager nieder und leierte mechanisch seine Beschwörungsformeln herunter: »Libera nos domine …«
    Und obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, zu seinem Henker zu werden, hob ich erneut den Pflock, setzte ihn Amadeus auf die Brust und schlug, noch ehe mich Antonius davon abhalten konnte, mit dem Hammer zu.
    »Sanctus … Sanctus … Sanctus … dominus deus sabaoth …«
    Es ist Liebe, Amadeus, nicht Hass, die mich dies für dich tun lässt, dachte ich dabei verzweifelt.
    Sein unmenschlicher Schrei brach sich an der Decke des Raumes und stürzte wie zerborstenes Glas in akustischen Splittern auf uns zurück. Sie drangen spitz und scharf über das Ohr direkt ins Gehirn. Der Schmerz war fast nicht zu ertragen. Doch noch einmal hob ich die Hand mit dem Hammer zum Schlag. Diesmal musste es gelingen oder alles war vergebens.
    »Exorciamus te omnis diaboli …«
    Ich sah, wie das Fleisch sich dem spitzen Pflock öffnete … wie er in seinen wundervoll erotischen Körper hineinglitt … spürte, wie eine Rippe unter dem gewaltsam eindringenden Holz splitterte … wie er sie durchstieß, bis sie gänzlich brach … um sich dann tief in das muskulöse Herz zu versenken.
    »Leb wohl, Amadeus, und verzeih!«
    Sein Herz tat nur noch einen einzigen Schlag, doch mit einer solchen Heftigkeit, dass er den Pflock fast aus meiner Hand und wieder aus Amadeus’ Körper herauskatapultiert hätte. Nur mit äußerster Willensanstrengung konnte ich das verhindern.
    »Sanctus … sanctus …dominus deus sabaoth«, ertönte erneut Antonius’ Litanei.
    Eine Fontäne weißen Blutes schoss mir entgegen. Ich hatte vom Weißbluten der Vampire gelesen und so konnte sein Ende nicht mehr fern sein.
    Das sah wohl auch Bruder Antonius so, denn er ließ Amadeus los, richtete sich auf und schlug mit den Worten »Requiescat in pace« das Kreuz über ihn. Ein heftiges Zittern durchlief Amadeus daraufhin und dann begann sein Körper unter meinen Händen und vor meinen entsetzten Augen zu zerfallen.
    Wie bei einer alten Tonfigur aus einem antiken Königsgrab zerbröckelte seine Hautoberfläche, barsten die Muskeln, zerbröselten Haare und Knochen, bis das ganze Skelett und alles, was ich einmal geliebt hatte, zu Asche zusammenfiel.
    Sie lag grau und in der Form eines menschlichen Umrisses für einen kurzen Moment auf dem Bett und verwirbelte dann, wie durch einen göttlichen Atemzug belebt, zu einer leuchtenden Säule empor, aus der heraus unter sphärischen Klängen Hunderte von Lichtfäden aufstiegen, sich in einer Art Elmsfeuer vereinigten, wieder zerstäubten und ungehindert von Holz und Stein durch die Decke entschwanden.
    Einen Moment standen wir alle drei vollkommen von diesem Schauspiel überwältig in gebanntem Schweigen. Dann entglitten Hammer und Pflock meinen Händenund erschüttert und fassungslos wie Elektra nach ihrem schrecklichen Sieg stammelte ich: »Ich trage die Last seiner Erlösung, ich trage die Last seines Glücks …«
    »Seine Seele ist gerettet«, sagte Bruder Antonius schließlich mit kratziger Stimme. Er hatte sich von dem Schock etwas erholt und schien mir nun zu glauben, dass Amadeus ein Vampir gewesen war. Die Beweise hätten auch kaum schlagender sein können. Ein Besessener löste sich schließlich bei einem Exorzismus nicht einfach in Luft auf.
    Ich lehnte von einem Weinkrampf geschüttelt an Marcs Brust.
    »Du hast die
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