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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Autoren: Campus
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Immobilie. Einige Banken bieten bereits spezielle grüne Hypotheken an. In den kommenden Jahren werden grüne Hypotheken wahrscheinlich das Hypothekengeschäft umstrukturieren und zu einem weltweiten Bauboom beitragen.
    Und was würde eine Erhöhung der Energieeffizienz in Kombination mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien für die Arbeitsmarktsituation bedeuten? Forscher der Energy and Resources Group entwickelten zusammen mit der Haas School of Business der University of California in Berkeley ein analytisches Arbeitsplatzbeschaffungsmodell für den Stromsektor zwischen 2009 und 2030. Die Grundlage dafür bildeten synthetisierte Daten aus fünfzehn verschiedenen Studien über eine Erhöhung der Energieeffizienz einerseits sowie die Installation und Wartung regenerativer Energien an amerikanischen |62| Gebäuden andererseits. Das Modell berücksichtigt eine ganze Reihe von Variablen wie etwa den Verlust von Arbeitsplätzen in anderen Teilen des Stromsektors durch den Umstieg auf Energieeffizienz und regenerative Energien, die indirekte Arbeitsplatzschaffung aufgrund zunehmender Kaufkraft der Arbeiterschaft sowie die Multiplikatoreffekte der ursprünglichen wirtschaftlichen Aktivität auf andere Geschäftszweige. Das Ergebnis der Studie: »Eine Halbierung der jährlichen Wachstumsrate bei der Stromerzeugung im Verein mit einer RPS-Zielvorgabe von 30 Prozent (Renewable Portfolio Standard) sorgt bis 2030 für etwa vier Millionen Arbeitsplätze.« 82 Würde man beim RPS – dem anzuvisierenden Anteil regenerativer Energien am Gesamtenergiemix – 40 Prozent ansetzen, käme man auf einen Nettozuwachs an Arbeitsplätzen von über 5,5 Millionen allein in den USA. Es gibt Regionen in anderen Teilen der Welt, die bereits 60 Prozent RPS erreicht haben; wieder andere haben sich bis 2030 gar noch höhere RPS-Werte zum Ziel gesetzt.
    Wie weiter hinten noch zu diskutieren sein wird, berücksichtigt dieses Arbeitsplatzmodell nur die Säulen I und II – erneuerbare Energien und Umbau von Gebäuden in Mikrokraftwerke; es sieht diese Säulen als eigenständige Initiativen unabhängig von Energiespeicherung, Verteilernetz und Umstieg auf Steckdosen- und Brennstoffzellenfahrzeuge. Das ist in etwa so, als hätte man die Arbeitsmarktsituation auf dem IT-Sektor Ende der 1980er Jahre 20 Jahre in die Zukunft gerechnet – mit anderen Worten: ohne das Internet mit einzubeziehen.
    Wenn alle fünf Säulen der Dritten Industriellen Revolution erst einmal miteinander verbunden sind, bilden sie ein neues Zentralnervensystem der Wirtschaft. Die effiziente Nutzung der Energie macht einen Riesenschritt nach vorne, und ungeahnte Perspektiven eröffnen sich auf dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft.
    Nach einer nun 100-jährigen Vorherrschaft der großen Energiekonzerne, von ihrem Einfluss auf die nationale und internationale Politik ganz zu schweigen, steht nun ein neues Konzept zur Debatte: die Demokratisierung von Energieerzeugung und -verteilung durch Millionen von Mini-Energieunternehmern.
    |63| Die Sonne scheint nicht immer, der Wind steht auch mal still
    So sehr Überfluss und Sauberkeit regenerativer Energien den Gedanken an eine nachhaltige Zukunft in greifbare Nähe rücken, sie haben ihre ganz spezifischen Probleme: Die Sonne scheint nicht immer, und der Wind steht auch mal still – oder weht, wenn ihn keiner braucht. Anders gesagt: Erneuerbare Energien fallen, jedenfalls größtenteils, unregelmäßig an; harte Energien sind zwar endlich und schmutzig, stehen aber (vorerst) auf konstantem Niveau zur Verfügung.
    Im Mai 2002 traf ich mich in der Botschaft der EU in Washington zu einem kleinen Plausch mit Romano Prodi, dem damaligen Präsidenten der Europäischen Kommission. Ich gestand ihm meine ernsten Zweifel an dem ehrgeizigen Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Das entspräche einer Abhängigkeit der europäischen Stromversorgung zu fast einem Drittel von Wind, Sonne und anderen Quellen, die nur unregelmäßig Energie liefern. »Herr Prodi«, sagte ich, »stellen Sie sich einmal folgendes vor. Es ist 2020, und die EU hat ihr Ziel von 20 Prozent erneuerbarer Energien erreicht. Es ist ein heißer Sommer. Mitten im Juli blockiert eine dunkle Wolkendecke über ganz Europa für mehrere Wochen die Sonneneinstrahlung. Und weil ein Pech zum anderen kommt, weht in weiten Teilen Europas obendrein kein Wind. Und als wäre das noch nicht genug, sind an den Wasserkraftwerken die Wasserspiegel aufgrund
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