Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Autoren: Campus
Vom Netzwerk:
schweigen von Banken und Politikern, die es gewohnt waren, sich fossile Energien an bestimmten begrenzten Orten zu holen – schien das nur logisch zu sein. Also begannen überall dort in Europa, wo es diese Energien in Hülle und Fülle gab, riesige zentralisierte Solarparks und Windfarmen aufzutauchen.
    Um 2006 jedoch machten einige Energieunternehmer, Strategieberater, NGOs und Politiker eine einfache Beobachtung, die unweigerlich zu einer tiefgreifenden Veränderung der Diskussion um ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell führte. Die Sonne scheint, wenn auch mit verschiedener Intensität, überall auf der Erde, und das jeden Tag. Wind weht überall auf der Welt, auch wenn es dazwischen Flauten gibt. Wo immer wir einen Fuß auf die Erde setzen, gibt es darunter geothermische |58| Energie. Für Müll sorgen wir alle. In den landwirtschaftlichen Gegenden fallen Erntereste und Waldabfälle an. An den Küsten, wo ein großer Teil der Bevölkerung lebt, kennt man das ewige Auf und Ab von Gezeiten und Wellen. Gebirgsbewohner leben zumeist an Bächen, die vom Schmelzwasser der Gletscher gespeist werden. Mit anderen Worten: Im Unterschied zu fossilen Brennstoffen und Uran, die wir als »elitäre Energien« bezeichnen können, weil wir sie nur in bestimmten Gegenden finden, gibt es erneuerbare Energien überall. Diese Erkenntnis veränderte das Denken meiner Kollegen von Grund auf. Wenn regenerative Energien dezentral und – in verschiedenen Größenordnungen, mit verschiedener Häufigkeit – überall auf der Welt anzutreffen sind, warum sollten wir sie dann nur an einigen zentralen Orten sammeln?
    Wenn wir über Energie nachdachten, so unsere Erkenntnis, dachten wir in veralteten Modellen aus dem 20. Jahrhundert, die alle auf unseren Erfahrungen mit fossilen Brennstoffen basieren. Wenn auch keiner von uns etwas gegen riesige Windfarmen und Solarparks hat – ich halte sie sogar für unabdingbar für den Übergang zur kohlenstofffreien Wirtschaft der Dritten Industriellen Revolution –, kamen wir doch zu der Überzeugung, dass sie nicht ausreichen würden.
    Wenn regenerative Energien überall zu finden sind, stellt sich die Frage, wie wir sie dezentral einsammeln können. Anfang 2007 bereiteten die Sonderausschüsse für Energie und Klimawandel am Europaparlament ihre Berichte über die nächsten Schritte in Sachen Energiesicherheit und Erderwärmung vor. Ich erhielt einen Anruf von Claude Turmes, einem Grünen-Politiker aus Luxemburg und beim EU-Parla ment die führende Autorität für regenerative Energien. Er drängte mich, die Bauindustrie für unsere Bemühungen zu gewinnen. Claude wusste um meine Kontakte zu einigen der führenden auf Nachhaltigkeit spezialisierten Firmen auf diesem Gebiet, in Amerika wie in Europa. Und er wusste, dass ich gerade Vorträge über die Notwendigkeit, bestehende Bausubstanz in Mikrokraftwerke umzuwandeln, zu halten begann. Die Bauindustrie, so erinnerte er mich, sei das große Problem, das keiner anzusprechen wage, wenn es um den wirtschaftlichen Alltag geht. Schließlich ist sie der größte industrielle Arbeitgeber der EU und erwirtschaftet |59| zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts. 76 Claude meinte, die Bauindustrie könnte sich als wichtiger Verbündeter erweisen und als Gegengewicht zu den großen Energiekonzernen, die sowohl in den Ausschüssen als auch in den Mitgliedsstaaten jede grüne Gesetzgebung, jeden politischen Schritt der Ausschüsse hin zu einer nachhaltigen Entwicklung zu hintertreiben versuchten.
    Wenn die Wirtschaft tatsächlich das ist, was zählt, wie Bill Clinton im Wahlkampf meinte, dann ist es die Bauindustrie, die für Geschäft und neue Arbeitsplätze sorgt. Es gibt in den 27 Mitgliedsstaaten der EU geschätzte 190 Millionen Gebäude. 77 Jedes dieser Gebäude ist ein potenzielles Mikrokraftwerk, das die erneuerbaren Energien vor Ort aufsaugen könnte – die Sonne auf dem Dach, den Wind, der um die Außenmauern streicht, die Abwässer aus dem Haus, die Erdwärme unter dem Gebäude und so weiter.
    Hat die Erste Industrielle Revolution dicht besiedelte Stadtkerne, Mietskasernen, Reihenhäuser, Wolkenkratzer und mehrgeschossige Fabriken hervorgebracht und die Zweite Industrielle Revolution Industrieparks und Vorstädte voll vorgefertigter Einfamilienhäuser, so wird die Dritte Industrielle Revolution jedem bestehenden Gebäude neben seinem ersten Sinn einen zweiten geben – den eines Mikrokraftwerks. Damit hätten wir die zweite Säule. Bauindustrie und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher