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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene
Autoren: Ulrich Hefner
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und Sanders sowie Ziegler waren bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gegangen, um ihren Auftrag erfolgreich zu beenden. Länger als im Zeitplan vorgesehen hatte das Shuttle im All verbringen müssen, der Sauerstoffvorrat war nahezu aufgezehrt, und die beiden waren völlig erschöpft ins Shuttle zurückgekehrt.
    »Commander/NTO: G/S Zero!« Die Stimme des Flightcommanders der Flugkontrolle in Houston ertönte im Kopfhörer.
    »Ich höre«, antwortete Gibson.
    »Sie halten auf eine gewaltige Sturmfront zu. Korrigieren Sie Ihren Kurs und drehen Sie auf 325, drei … zwo … fünf. Damit weichen Sie dem Sturmzentrum aus und streifen nur die äußeren Schichten.«
    Gibson warf einen Blick aus dem Fenster. Direkt unter der Nase der Discovery entdeckte er ein gewaltiges Wolkenfeld.
    »Roger«, bestätigte Gibson. »Übernehme manuelle Steuerung.«
    Manuelle Kurskorrekturen waren jederzeit möglich. Die Geschwindigkeit und der Winkel des Sinkfluges lagen noch immer im grünen Bereich. Nach der Kurskorrektur galt es lediglich, einen anderen Landewinkel zu berechnen und das Resultat in das automatische Landesystem einzuspeisen. Danach konnte sich Gibson wieder zurücklehnen und zusehen, wie die Discovery wie an einer Schnur gezogen die weitläufige Landebahn auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien ansteuerte. Er führte ein sanftes Lenkmanöver aus, bis er den angegebenen Kurs erreicht hatte, dann schwenkte er wieder in die horizontale Position ein. Die Geschwindigkeit sank auf 320 Kilometer.
    »Korrektur erfolgt«, gab er kurz an das Kontrollzentrum durch.
    »Wir haben euch auf dem Schirm, das sieht gut aus«, erhielt er zur Antwort. »Die neuen Landevektoren sind in den Rechner übertragen. Discovery, gehen Sie wieder auf Automatik. Wir melden uns.«
    Ein zufriedenes Lächeln huschte über Gibsons Gesicht. Der Sinkflug verlief ruhig. Am Übergang in die Troposphäre wurde das Schiff durchgerüttelt, doch Gibson blieb gelassen. Die Dichte der Gasschichten nahm deutlich zu, und die Geschwindigkeit verringerte sich zusehends. Plötzlich war aus dem Kopfhörer nur noch ein Rauschen zu vernehmen, und das Schiff begann zu trudeln. Gibson riss am Steuerruder und schaltete die Automatik ab. Ein heftiges Schütteln lief durch das Schiff, und ein lautes Prasseln war zu vernehmen. Eiskristalle prallten gegen die Außenhaut. Gibson fluchte.
    Für einen kurzen Moment hielt er inne. Irgendetwas war dort draußen in den Wolken. Die aufkeimende Angst jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Es war, als ob ihn sein eigener Schatten verfolgte und nach seiner Seele griff. Ein ohrenbetäubendes Donnern ließ ihn zusammenzucken. Ein gleißend heller Blitz durchzuckte das Cockpit, und die Instrumente begannen verrücktzuspielen.
    »Houston!«, rief er in das Sprechgeschirr. »Houston, wir sind in Schwierigkeiten!«
    Er wartete, doch außer dem Rauschen und Knistern herrschte Schweigen im Kopfhörer. Er warf einen Blick nach draußen und sah, dass sie sich mitten in einer Wolkenhülle befanden. Erneut erzitterte das Shuttle unter einem kräftigen Donnerschlag. Die aufblitzende Helligkeit brannte in seinen Augen. Für Sekunden schloss er geblendet die Lider.
    »Verdammt, Houston!«, rief er, doch die Antwort blieb aus. Er wandte sich Sanders zu und rief seinen Namen in das Bordfunkgerät. Doch Sanders rührte sich nicht, seine Augen blieben geschlossen. Auch Ziegler, der auf dem Sitz hinter ihm in seinen Gurten saß, schlief einfach weiter. Irgendetwas stimmte mit ihnen nicht, doch er hatte keine Zeit, sich um die Kollegen zu kümmern, denn erneut wurde das Schiff von einem Blitz getroffen. Es schien, als ob die Raumfähre wie ein Stein durch die Wölken sackte.
    »Verdammt, wir stürzen ab!«, rief er in das Mikro.
    »Discovery … melden … Kurs …«
    Nur Wortfetzen, unverständliche Fragmente drangen an sein Ohr. Mit eisernem Griff hielt er das Steuerruder umklammert und versuchte, sich dem Zerren des Sturms entgegenzustemmen. Das Schiff stöhnte und ächzte unter der Belastung, doch es gelang ihm, die Lage des Shuttles zu stabilisieren. Die Geschwindigkeit war auf 275 Kilometer gesunken. Viel zu langsam, um die Landebahn in Edwards zu erreichen. Er überlegte. Schließlich kam ihm ein abenteuerlicher Gedanke. Noch war das Monomethylhydrazin in den Treibstofftanks nicht ganz aufgebraucht. Der Schub würde für einen kurzen Zündimpuls ausreichen. Er legte den grünen Kippschalter um, der die Zufuhr von Stickstofftetroxid
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