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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene
Autoren: Ulrich Hefner
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werde ein Wartungsteam runterschicken. Die sollen sich dort mal umsehen und die Sensoren überprüfen.«
    »Ach, und wenn du gerade dabei bist, ruf in Key West an, die sollen eine Ballonsonde aufsteigen lassen! Ich brauche Werte aus den oberen Schichten.«
    Noch bevor Schneider zum Telefonhörer gegriffen hatte, wurde lautstark die Tür aufgestoßen. Vargas stürzte in den Raum, das Gesicht rot vor Anstrengung. »Wir haben was Großes auf dem Schirm!«, rief er atemlos. »Was wirklich Gigantisches. Dreihundert Kilometer unterhalb der Baja. Es kommt rasch näher.«
    Chang schaltete auf eine Übersichtskarte und zoomte auf die Westküste des Kontinents.
    »Verdammt!«, zischte er. Ein Wolkenwirbel mit einer Ausdehnung von fast dreihundert Kilometern lag knapp einhundert Kilometer vor der Baja California. Das Satellitenbild wurde alle zehn Sekunden aktualisiert. Zweifellos trieb der Wolkenwirbel auf das Festland zu.
    »Verflucht, ein weiterer gigantischer Wirbelsturm!«, sagte Schneider mit großen Augen.
    »Gebt sofort eine Warnung heraus!«, ordnete Chang an. Für die Schifffahrt im Pazifik südlich der Baja und für die gesamte Südwestküste. Am besten bis hinauf nach Los Angeles. Wenn uns das hier trifft, dann gnade uns Gott. Habt ihr ein Verlaufsschema berechnet?«
    »Wir haben den Wirbel vor fünfzig Minuten vor der Küste Mexikos geortet, da war er noch ein kleines Wolkenknäuel, nicht mehr als ein dichtes Wolkenband. Die Rotationsgeschwindigkeit liegt weit über 250 Kilometer. In vierzig Stunden ist er da, wenn er nicht die Richtung wechselt.«
    »Wahrscheinlichkeit?«, fragte Schneider.
    Vargas atmete tief ein. »Nördliche Richtung, wir haben dort draußen eine Tiefdruckrinne, die bis San Francisco hinauf reicht.«
    »Teufel, das wird verdammt eng.«
    Wayne Chang fasste sich an den Kopf. »Der reinste Albtraum … dabei hat die Saison der Stürme noch gar nicht begonnen. Ich denke, die Jungs in Miami sollten sich das mal genauer anschauen. Irgendetwas stimmt dort nicht.«
     
Raumfähre Discovery, 500 Kilometer vor der Baja California
    8.23 GMT. Nach vier Tagen im All befand sich die Raumfähre Discovery auf dem Rückflug von der Raumstation ISS und war vor knapp zwei Minuten von ihrer Umlaufbahn in den Orbit eingetreten. Die Manövriertriebwerke waren planmäßig gezündet und die Sinkgeschwindigkeit auf exakt 336 Stundenkilometer verringert worden. Der Übergang in die Stratosphäre stand bevor, und alle Systeme arbeiteten auf Automatik. Der Routinesinkflug war eingeleitet, und Copilot Sanders und der Missionsgast Helmut Ziegler von der Austrian Space Agency hatten sich auf Anweisung des Flugleiters zur Ruhe begeben. Die Überwachung der Steuerungsautomatik lag bei der Bodenkontrolle in Houston. Don Gibson, der Pilot der Raumfähre, beobachtete die Instrumente mit wachem Blick. Er war ein routinierter und erfahrener Pilot. Diese Mission war sein vierter Flug ins All und sollte, ginge es nach ihm, auch nicht sein letzter sein. Er schaute aus dem kleinen Dreiecksfenster auf die blau schimmernde Kugel hinab, die von hier oben so winzig und verletzlich erschien. Schon als kleiner Junge hatte er davon geträumt, mit den riesigen Raketen ins Weltall zu fliegen, um die Planeten zu erforschen. Mittlerweile wusste er, wie naiv seine Vorstellung vom All und von Raum und Zeit gewesen war. Selbst eine Mondlandung bedurfte höchster Anstrengungen und eines Heers von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern, um die Expedition zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Und dabei war der Mond astronomisch gesehen nicht einmal einen Katzensprung entfernt.
    Der Mars war gemessen an der unermesslichen Ausdehnung des Weltalls für bemannte Raumflüge immer noch unerreichbar. Verglich man die bisherigen Leistungen der Raumfahrt mit astronomischen Dimensionen, hatte man im Grunde genommen gerade mal einen Fuß vor die Haustür gesetzt. Trotzdem wollte Don Gibson diesen Anblick nicht mehr missen. Die Erde war in ein tiefes Blau getaucht, in dem weiße, flauschige Wollebällchen dahinschwebten, und dahinter ergoss sich die undurchdringliche Schwärze des Kosmos.
    Gibson blickte auf seine beiden Begleiter, die in ihren Raumanzügen steckten und auf Anordnung des Flightcommanders den schönsten Teil der Mission verschliefen. Die beiden hatten vor kaum einer Stunde noch über der Raumstation geschwebt, um eine defekte Satellitenantenne auszurichten. Die Außenmission im Weltall war mit allerlei Komplikationen verbunden gewesen,
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