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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene
Autoren: Ulrich Hefner
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lauter Warnton. Das Bugrad hing fest. Ein rotes Licht signalisierte eine Fehlfunktion.
    »Verdammt, Edwards!«, fluchte Gibson. »Mein Bugrad rastet nicht ein. Habt ihr gehört?«
    »Verstanden!«
    »Was soll ich tun?«
    Die Landebahn näherte sich rasch. Die Geschwindigkeit war auf 210 Kilometer gesunken. Die Höhe betrug noch knapp 450 Meter.
    »Zum Teufel, Edwards, was soll ich tun?«
    »Kommen Sie nach Hause«, sagte der Flugleiter. »Landen Sie, Pilot. Kommen Sie rein und beten Sie.«
     
    Die Discovery setzte knapp drei Minuten nach dem letzten Funkruf auf der Landebahn der Edwards Air Force Base auf. Zuerst bekamen die Fahrwerke unter der Tragfläche Bodenkontakt. Eine ganze Weile brauste die Discovery mit aufgerichteter Nase über den Asphalt. Als sich die Geschwindigkeit immer weiter reduzierte, zog die Schwerkraft die Nase des Shuttles dem Boden entgegen. Das Bugrad bekam unter einem Schwall von Qualm und Staub Bodenkontakt. Doch es knickte nicht ein. Zumindest nicht sofort. Gibson bremste und aktivierte die zusätzlichen Bremsfallschirme. Schließlich gab das Bugrad nach, und der Rumpf der Raumfähre streifte über den Boden. Funken stieben auf, und ein Teil der Rumpfkacheln löste sich. Noch immer rollte das Raumschiff auf den Tragflächenfahrwerken geradeaus weiter, bis es kurz vor dem Ende der Landebahn zum Stehen kam. Sofort brausten Rettungsfahrzeuge über die Landebahn und hielten auf die Discovery zu.
    »Mein Gott, das war knapp«, sagte der Chef des Rettungsteams, nachdem die Astronauten aus dem Shuttle geborgen waren. »Sie haben es geschafft, Sie Teufelskerl. Wie haben Sie das bloß hingekriegt?«
    »Ich habe gebetet«, antwortete Don Gibson mit krächzender Stimme.
     
Caraguela, Orinoco-Delta, Venezuela
    Trotz der holperigen Fahrt über staubige Straßen war Brian eingedöst. Die Umgebung wechselte ihr Gesicht. Der rötliche Staub wurde durch eine ausgedehnte Graslandschaft ersetzt, die von einem breiten Gürtel von Sträuchern und Büschen durchzogen war. Obwohl es noch früh am Morgen war, wurde es bald unerträglich heiß im Wagen. Die subtropische Luftfeuchtigkeit ließ Brians Hemd und Hose an seinem Körper festkleben. Schließlich rückte die Waldgrenze näher, und die ersten Bäume säumten ihren Weg. Brian hätte manches für eine Klimaanlage gegeben, doch der Landrover hatte seine besten Jahre schon hinter sich. Der Motor schnaubte, und dunkler Rauch quoll aus dem dröhnenden Auspuff, als sie eine Steigung passierten, deren Fahrbahnbelag aus blankem Felsgestein bestand. Kurz vor Mittag, bei tropischen Temperaturen, endete die Piste an einem reißenden Fluss.
    »Maldita sea!«, fluchte Juan.
    »Und was jetzt?«, fragte Brian, der schon das jähe Ende seiner Reise gekommen sah, doch Juan schaute ihn unbeeindruckt an.
    »Me cago en diez!«, sagte er grinsend und legte einen Schalter um, der sich direkt neben dem Schaltknüppel befand. »Jetzt waschen wir den Wagen.« Er stieg aus dem Jeep und wies Brian an, sich hinter das Steuer zu setzen.
    »Gas!«, rief er Brian zu, als er sich direkt vor dem Wagen postiert hatte.
    Brian zuckte mit der Schulter.
    »Auskuppeln und Gas geben, Canadiense!«
    »Ich denke, das kriegt sogar ein Eskimo aus dem kalten Norden hin.«
    Brian fluchte und tat, wie ihm aufgetragen wurde. Der Motor heulte auf. Schließlich erkannte er, was Juan vorhatte. Der Venezolaner hielt den Karabinerhaken der Seilwinde in der Hand und zog das Stahlseil hinter sich her. Der Fluss war tatsächlich nicht sonderlich tief. Das Wasser reichte Juan bis zu den Knien. Trotzdem bedurfte es einer gehörigen Anstrengung, die knapp zehn Meter breite und tückische Furt zu durchqueren. Am anderen Ufer angekommen, schlang Juan das dicke Stahlseil um einen kräftigen Baum. Wenig später zog die Winde den Wagen über die Furt ans andere Ufer.
    »Auf den Straßen in das Delta muss man auf alles gefasst sein«, meinte Juan. »Aber ich sagte doch, ich kenne mich hier aus.«
    Brian nickte anerkennend und schlug sich mit der flachen Hand gegen den Hals. Diese verdammten Mücken waren eine einzige Plage, und dabei hatte er sich vor dem Abflug mit reichlich Mückenschutzmittel eingedeckt. Eine Stunde später, drei Kilometer vor Tucupita, tauchten die ersten Hütten am Wegesrand auf. Juan lenkte den Wagen von der breiten Piste in einen schmalen Seitenweg, der mitten hinein in den dichten Dschungel führte. Brian lief inzwischen der Schweiß in Strömen über den Rücken. Die Luft im Wagen blieb trotz
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