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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
Autoren: Philip K. Dick
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hatte – und zog sich vorsichtig an; ihm war noch immer hundeelend, und es kostete ihn einige Mühe, seinem heftigen Brechreiz nicht nachzugeben. »Stimmt«, sagte er zu Dr. Smile, ging ins Wohnzimmer zurück und knöpfte sich das Hemd zu. »Ich habe am Freitag ein Memo bezüglich Miss Fugate bekommen. Ihre Prognosen sind unzuverlässig. Die Panoramafenster mit Bildern aus dem amerikanischen Bürgerkrieg waren ein kolossaler Fehlgriff ... stellen Sie sich vor, sie dachte, damit könnte sie in der Volksrepublik China einen echten Verkaufsschlager landen.« Er lachte.
    Die Badezimmertür öffnete sich einen Spalt. Er erhaschte einen flüchtigen Blick auf Roni; rosig, frisch und biegsam, trocknete sie sich ab. »Hast du mich gerufen, Schatz?«
    »Nein«, sagte er. »Ich habe mit meinem Arzt gesprochen.«
    »Irren ist menschlich«, lautete Dr. Smiles ziemlich nichtssagender Kommentar.
    »Wie sind sie und ich ...«, begann Barney. Er wies zum Schlafzimmer. »Nach so kurzer Zeit?«
    »Schicksal«, meinte Dr. Smile.
    »Wie bitte?«
    »Nun ja, Sie sind beide Präkogs. Sie haben vorausgesehen, daß Sie sich prächtig verstehen und irgendwann eine erotische Beziehung eingehen würden. Und da haben Sie sich gedacht – nach ein paar Drinks –, warum nicht gleich? ›Das Leben ist kurz, die Kunst ist ... ‹« Der Koffer verstummte, weil Roni Fugate nackt aus dem Bad gekommen war und an ihm und Barney vorbei ins Schlafzimmer tapste. Sie hatte einen schmalen, schlanken Körper – ein erstklassiges Fahrgestell, fand Barney – und kleine, straffe Brüste mit Warzen, die nicht größer waren als ein Paar rosa Erbsen. Oder, besser, ein Paar rosa Perlen.
    »Ich wollte dich gestern abend schon danach fragen«, sagte Rom Fugate. »Warum sprichst du eigentlich dauernd mit deinem Psychiater? Meine Güte, er ist immer dabei; du hast ihn nicht einmal weggestellt – und du hast ihn angelassen, bis wir ...« Sie runzelte die Stirn und sah ihn forschend an.
    »Aber dann habe ich ihn ausgemacht«, sagte Barney mit Nachdruck.
    »Findest du mich schön?« Sie stieg auf die Zehenspitzen, streckte sich, hob die Arme über den Kopf und vollführte zu seinem Erstaunen eine rasche Folge von Übungen; sie hüpfte auf und ab, und ihre Brüste wippten.
    »Allerdings«, murmelte er verblüfft.
    »Ich wäre dick und fett«, keuchte Roni Fugate, »wenn ich nicht jeden Morgen die Gymnastik der UN-Kampfgeschwader machen würde. Holst du mir eine Tasse Kaffee, Schatz?«
    »Bist du wirklich meine neue Assistentin bei P. P. Layouts?« fragte Barney.
    »Ja, natürlich; hast du das etwa schon vergessen? Aber du bist vermutlich wie die meisten Eins-a-Präkogs: Du kannst so gut in die Zukunft sehen, daß du die Vergangenheit nur verschwommen in Erinnerung behältst. Entsinnst du dich noch an gestern abend?« Sie hielt inne und schnappte nach Luft.
    »Äh«, sagte er geistesabwesend, »ich glaube schon.«
    »Also, daß du einen Psychiater mit dir herumschleppst, kann doch eigentlich nur bedeuten, daß du deinen Musterungsbescheid bekommen hast. Nicht wahr?«
    Er nickte zögernd. Das hatte er nicht vergessen. Der gefürchtete blaugrüne Umschlag war vor einer Woche eingetroffen; nächsten Mittwoch würde er sich im UN-Militärhospital in der Bronx einem Psychotest unterziehen müssen.
    »Hat er dir geholfen? Hat er« – sie deutete auf den Koffer – »dich krank genug gemacht?«
    Barney wandte sich an Dr. Smiles mobile Telekontakteinheit und fragte: »Was meinen Sie?«
    »Leider sind Sie nach wie vor recht lebenstüchtig, Mr. Mayerson«, antwortete der Koffer. »Sie können zehn Freud Stress verkraften. Es tut mir wirklich leid. Aber wir haben ja noch ein paar Tage Zeit; wir stehen schließlich erst am Anfang.«
    Rom Fugate ging ins Schlafzimmer, hob ihre Unterwäsche auf und stieg hinein. »Stell dir vor«, sagte sie nachdenklich, »wenn du eingezogen und in die Kolonien entsandt wirst, Mr. Mayerson ... werde ich vielleicht zu deiner Nachfolgerin ernannt.« Ihr Lächeln entblößte herrliche, ebenmäßige Zähne.
    Diese Vorstellung gefiel ihm gar nicht. Und seine Präkog-Fähigkeiten halfen ihm in diesem Fall nicht weiter: Wie es ausgehen würde, hing allein von Ursache und Wirkung in der Zukunft ab.
    »Du wärst mit meiner Arbeit völlig überfordert«, meinte er. »Du warst ja schon in China überfordert, und da ist es verhältnismäßig leicht, Prä-Faktoren zu isolieren.« Doch eines Tages wäre sie soweit; das sah er eindeutig voraus. Sie war jung und
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