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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
Autoren: Philip K. Dick
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getroffen. Das Buch handelt von dem Konflikt zwischen einer ›weißen‹ und einer ›schwarzen‹ Macht. Das ist das eigentliche Thema, und den Sieg erringt ein ›kleiner‹ Mann, ein Mann (Leo Bulero), der sozusagen das Salz der Erde ist. Er ist kein Titan. Aber er ist fest entschlossen, er selbst zu bleiben, den Sieg über einen Fluch bzw. eine Seuche zu erringen. Die Figur des Palmer Eldritch ist im Grunde nichts weiter als ein Fluch, der Fluch, der auf allem Leben liegt. Trotzdem gibt es kleine Leute, die sich dem entschieden widersetzen, und das wollte ich zum Ausdruck bringen. Das relativ Gute – das Gute, wie es uns hier in komprimierter Form begegnet – übersteht selbst einen Generalangriff der Macht des Bösen. Wenn Sie die dem eigentlichen Roman vorangestellte Passage lesen, werden Sie verstehen, was ich meine.«
    Aus einem vom 9. Dezember 1967 datierten Brief an Leland Shapiro, Redakteur des Riverside Quarterly; Quelle: Durchschlag aus PKDs persönlichen Unterlagen

    »In meinen Augen ist der ›Formvernichter‹ die Verkörperung einer, nein, der aktiven bösen Macht. Ich bin außerdem fest davon überzeugt, daß er die Oberhand gewinnen wird, zumindest kurzfristig, wenn auch nicht endgültig. Ja, er ist ein Antigott, wenn man sich Gott, wie ich, als den ›Formschöpfer‹ vorstellt. Ich teile Luthers Glauben an einen aktiven Teufel, der niemals ruht (›Groß Macht und viel List/Sein grausam Rüstzeug ist‹, wie es bei ihm so schön heißt). Der Palmer-Eldritch-Roman entstand aus einem mystischen Erlebnis, das etwa einen Monat dauerte, in dessen Verlauf ich das Antlitz des Bösen – objektiv, buchstäblich – über der Landschaft schweben sah, und die drei Stigmata waren deutlich zu erkennen, insbesondere die geschlitzten, leeren Augen. Es war ein echter Trip, lange bevor ich zum ersten Mal mit LSD in Berührung gekommen war, geschweige denn welches genommen hatte. Auf der Suche nach Hilfe konvertierte ich zur Anglokatholischen Kirche, in deren Lehre jedoch kein Platz ist für eine reale, aktive böse Macht, die unbegrenzte – oder nahezu unbegrenzte – Gewalt über die Erde hat, auf der wir leben. Ich ließ mich sogar salben, doch als auch das nichts half, kehrte ich der Kirche den Rücken. Das Problem ist folgendes: Wenn der idios kosmos eines Menschen zu bröckeln beginnt, ist er den archetypischen oder transzendentalen Kräften des koinos kosmos ausgesetzt, und wenn er nur noch im koinos kosmos lebt, ist er Mächten ausgeliefert, die so groß sind, daß er mit ihnen nicht mehr fertig wird (dieser Teil der Theorie widerspricht Jungs Theorie, daß jeder von uns subjektive Konstrukte – wie z. B. Raum und Zeit – benötigt, um die ›Realität‹ für sich zu strukturieren). Mit anderen Worten, wir müssen unseren idios kosmos aufrechterhalten; sorgfältig kontrolliert von den Mechanismen unseres Gehirns, muß die Realität durchsickern. Wir können uns nicht direkt mit ihr auseinandersetzen, und ich glaube, dieses Phänomen lernte ich kennen, als ich Palmer Eldritch Tag für Tag am Horizont stehen sah. Irgend etwas hätte sich zwischen mich und die Realität stellen müssen – aber die Anglokatholische Kirche war mir in dieser Hinsicht leider keine allzu große Hilfe (die Psychiatrie natürlich auch nicht). Meine erste Erfahrung mit LSD hat meine Vision von Palmer Eldritch übrigens bestätigt; ich befand mich in der Höllenwelt, und es kostete mich ungefähr zweitausend (subjektive) Jahre, um ihr wieder zu entkommen.
    Da fällt mir ein Bibelzitat ein (aus dem Buch Hiob?): ›Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.‹ Aber urteilen Sie selbst.
    Lassen Sie es mich zusammenfassend so formulieren: In meinem Roman zerfällt die behagliche Privatwelt des Protagonisten, und eine – aus bereits vorhandenen Bestandteilen zusammengesetzte – furchtbare, mystische, rätselhafte Welt dehnt sich aus, die Leere zu erfüllen.«
    Aus einem vom 8. Juni 1969 datierten Brief an Bruce Gillespie, Herausgeber des SF Commentary, zitiert nach: Gillespie (Hrsg.), Philip K. Dick: Electric Shepherd, 1975
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