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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
Autoren: Philip K. Dick
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Tropenhelm, kurzärmeligem Hemd und grellroten Shorts, wie Geschäftsleute sie trugen, sagte: »Das wird wieder ein heißer Tag heute.«
    »Ja.«
    »Was haben Sie denn da in dem großen Karton? Ein Lunchpaket für eine Grube voller Marskolonisten?«
    »Keramiken«, sagte Hnatt.
    »Die brauchen Sie zum Brennen ja nur in die Mittagssonne zu legen.« Kichernd schlug der Geschäftsmann die erste Seite seines Morgenblattes auf. »Ein Schiff von außerhalb des Sol-Systems soll auf Pluto notgelandet sein«, sagte er. »Sie haben einen Suchtrupp losgeschickt. Meinen Sie, es sind Dinger? Ich kann diese Dinger aus anderen Sonnensystemen nicht ausstehen.«
    »Wohl eher eins unserer Schiffe auf dem Rückflug«, antwortete Hnatt.
    »Haben Sie schon mal ein Ding von Proxima gesehen?«
    »Nur auf Bildern.«
    »Widerwärtig«, sagte der Geschäftsmann. »Wenn sie das Schiffswrack auf Pluto finden und es ist ein Ding, werden sie es hoffentlich per Laser ins Jenseits befördern. Schließlich ist es gesetzlich verboten, daß die in unser System eindringen.«
    »Ganz recht.«
    »Kann ich Ihre Keramiken mal sehen? Ich mache in Krawatten. Werners pseudohandgewirkte Lebendschlipse in verschiedenen Titanfarben – ich habe einen an, sehen Sie? Die Farben sind eigentlich eine primitive Lebensform, die wir importieren und hier auf Terra in Kulturen züchten. Wie wir sie zur Fortpflanzung bewegen, ist allerdings Betriebsgeheimnis, Sie wissen schon, wie das Rezept für Coca-Cola.«
    »Aus einem ähnlichen Grund kann ich Ihnen meine Keramiken nicht zeigen, so leid es mir tut. Sie sind ganz neu. Ich bringe sie zu einem Pre-Fash-Präkog bei P. P. Layouts; wenn er sie für die Perky-Pat-Layouts miniaturisieren möchte, sind wir im Geschäft: dann brauchen wir die Info nur noch dem P. P.-Discjockey durchzugeben, der den Mars umkreist – wie heißt er noch gleich? – Und so weiter und so fort.«
    »Werners handgewirkte Lebendkrawatten sind fester Bestandteil der Perky-Pat-Layouts«, erklärte ihm der Mann. »Ihr Freund Walt hat einen ganzen Schrank voll davon.« Er strahlte. »Als P. P. Layouts sich dazu entschlossen hat, unsere Krawatten im Min-Format auf den Markt zu bringen ...«
    »Haben Sie mit Barney Mayerson gesprochen?«
    »Ich nicht; unser hiesiger Verkaufsleiter. Mayerson gilt als schwierig. Er verläßt sich ganz auf seine Intuition, und wenn er einmal eine Entscheidung getroffen hat, steht sie unwiderruflich fest.«
    »Irrt er sich gelegentlich? Und lehnt Artikel ab, die dann in Mode kommen?«
    »Aber sicher. Ein Präkog ist schließlich auch nur ein Mensch. Ich will Ihnen etwas verraten, vielleicht hilft Ihnen das weiter. Er ist sehr mißtrauisch gegenüber Frauen. Vor ein paar Jahren ist seine Ehe in die Brüche gegangen, und das hat er bis heute nicht verwunden. Seine Frau wurde gleich zweimal schwanger, und da ist der Verwaltungsrat seines Eigenwohnhauses – ich glaube, es ist Nummer 33 – zusammengetreten und hat beschlossen, ihn und seine Frau auszuquartieren, weil sie gegen die Hausordnung verstoßen hatten. Ich nehme an, Sie kennen die 33; dann wissen Sie ja auch, wie schwierig es ist, in einem Haus mit einer so niedrigen Nummer etwas zu finden. Statt also seine Wohnung aufzugeben, hat er es vorgezogen, sich von seiner Frau scheiden zu lassen und sie mitsamt dem Kind vor die Tür zu setzen. Nach einer Weile wurde ihm klar, daß er einen Fehler begangen hatte, und das machte ihm sehr zu schaffen; natürlich gab er sich die Schuld für diesen schweren, aber durchaus verzeihlichen Fehler; mein Gott, was würden Sie und ich darum geben, eine Wohnung in Nummer 33 oder 34 zu bekommen? Er hat nie wieder geheiratet; womöglich ist er Neo-Christ. Aber das spielt keine Rolle. Wenn Sie versuchen, ihm Ihre Keramiken zu verkaufen, nehmen Sie sich in acht. Sagen Sie auf keinen Fall: ›Das wird besonders den Damen gefallen‹, oder so etwas. Die meisten Einzelhandelsartikel werden nämlich von ...«
    »Danke für den Tip«, sagte Hnatt, stand auf, nahm seinen Karton voller Keramiken und zwängte sich durch den Mittelgang zum Ausstieg. Er seufzte. Es war ein schwieriges, womöglich sogar aussichtsloses Unterfangen; so sehr er sich auch bemühte, er kam mit Emilys bewegter Vergangenheit einfach nicht zurecht, und damit war das Geschäft wahrscheinlich schon geplatzt.
    Zum Glück gelang es ihm, ein Taxi zu ergattern; während es ihn durch den dichten Stadtverkehr kutschierte, las er seine Ausgabe des Morgenblattes, insbesondere den Aufmacher
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