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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere
Autoren: Alexandre Dumas
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fragte, ob ich wüßte, wo der Brief sei, ging auch gleich darauf in die Küche hinunter, denn daß dort Euer Wams läge, wußte er.« – »Nun, dann ist er auch der Spitzbube«, versetzte d'Artagnan; »ich werde mich beim Herrn von Tréville beschweren, und der wird sich beim König beschweren.« Darauf zog er großartig seine Börse, nahm zwei blanke Taler heraus und gab sie dem Wirt, der ihn mit dem Hut in der Hand bis zur Tür begleitete. Dann bestieg er wieder seine gelbe Rosinante, die ihn ohne jeden weiteren Unfall bis an das Tor Saint-Antoine von Paris brachte. Dort verkaufte er die Rosinante um drei bare Taler, was immer noch ein guter Preis war. Und der Roßkamm sagte auch, er bezahle dieses schwere Stück Geld bloß deshalb, weil ihm die absonderliche Farbe des Gaules imponiere...
    D'Artagnan betrat also Paris zu Fuß, mit seinem Bündel unterm Arm und lief ziemlich lange herum, bis es ihm glückte, eine seinen mageren Geldmitteln angeme ssene Stube zu finden.
    Endlich fand er sie in der unfern von dem Luxemburg-Palais gelegenen Rue des Fossoyeurs, bezahlte einen Teil der Miete voraus und quartierte sich ein. Er flickte sein Wams und nähte an die Beinkleider die Borte, die seine fürsorgliche Mutter von einem noch fast neuen Anzug seines Vaters abgetrennt und ihm mit in sein Bündel gesteckt hatte. Hierauf machte er einen Gang auf den Kai der Waffenschmiede, um sich an seinen
    Degenknauf eine neue Klinge machen zu lassen, fragte sich nach dem Louvre zurecht und erkundigte sich bei dem ersten Musketier, den er unterwegs traf, nach dem Palais des Herrn von Tréville, das in der Nähe der von ihm gemieteten Dachstube, in der Rue du Vieux-Colombier, lag. Dies schien ihm ein Umstand, den er als günstige Vorbedeutung für den glücklichen Erfolg seiner Reise auffaßte. Durchaus zufrieden mit seinem Verhalten im Marktflecken Meung, ohne Kummer wegen der
    Vergangenheit, voll Vertrauen auf die Gegenwart und voll Hoffnung für die Zukunft, legte er sich in sein Bett und schlief den Schlaf des Gerechten, und zwar, ganz noch wie es Brauch
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    und Sitte ist in der Provinz, bis in die neunte Morgenstunde. Da erst erhob er sich, wischte sich die Augen, wusch und kämmte sich und machte sich auf den Weg nach dem Palais des Herrn von Tréville, der nach der Schätzung seines Vaters der drittmächtigste Mann im Königreich Frankreich war.

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    Im Vorzimmer des Herrn von Tréville
    Herr von Troisvilles, wie sich seine Familie noch in der Gascogne nannte, oder, wie er sich jetzt in Paris zu nennen liebte, Herr von Tréville, hatte seine Laufbahn nicht anders angefangen als d'Artagnan, nämlich ohne einen Sou Vermögen, aber mit jenem Vorrat von Kühnheit, Geist und festem Willen, der dem ärmsten gascognischen Landjunker ein reicheres Erbe in der Zukunft sichert als dem reichsten Edelmann im Perigord oder Berry in die Wiege gelegt wird. Seine verwegene
    Tapferkeit und sein noch unverschämteres Glück in einer Zeit, wo es Hiebe förmlich hagelte, hatte ihn so geschwind auf die oberste Sprosse jener steilen Leiter, die man Hofgunst nennt, geführt, daß man meinen konnte, er habe immer vier Sprossen auf einmal genommen.
    Er war der Freund des Königs und bei ihm um so besser
    angeschrieben, als sein Vater schon Heinrich IV. in all seinen Kriegen treu gedient hatte, trotzdem er klingenden Lohn eigentlich niemals empfangen, denn unter Heinrich IV. war bekanntlich Geld immer das wenigste, sondern mit einem Wappen abgespeist worden war: einem goldnen Löwen in rotem Feld mit der Devise: »Treu und stark«. Viel Ehre, aber wenig Geld hieß es eben damals schon wie heute.
    Daher war es denn gekommen, daß der berühmte Kamerad
    des großen Heinrich bei seinem Heimgang seinem Sohn außer seinem Degen und Wappen nichts hinterließ. Aber dieses Doppelerbe im Verein mit einem fleckenlosen Namen hatte Herrn von Tréville den Weg zum Hause des jugendlichen
    Prinzen erschlossen, wo er mit seinem Degen so gute Dienste tat und seinem Wappenspruch so treu blieb, daß Ludwig XIII., der eine der besten Klingen schlug, zu sagen pflegte, wenn sich ein Freund von ihm duellieren wolle, so rate er ihm, erst ihn selbst und dann Tréville, wenn nicht gar diesen noch vor ihm, zum
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    Sekundanten zu nehmen.
    Ludwig XIII. hatte übrigens eine Vorliebe für Tréville. In jenen unglücklichen Zeitläufen war man lebhaft bemüht, sich mit Männern vom Schlage Trévilles zu umgeben. »Stark«, die zweite Hälfte des Trévilleschen Wappenspruches,
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