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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere
Autoren: Alexandre Dumas
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saßen auf langen, rings an den Wänden herumlaufenden Bänken
    »die Erwählten«, nämlich solche, die hergeladen oder
    kommandiert waren. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend summte es hier wie in einem Bienenstock, während Herr von Tréville in seinem anstoßenden Kabinett Besuche empfing, Klagen anhörte, Befehle erteilte und, wie der König auf seinem Balkon im Louvre, sich bloß an das Fenster zu begeben
    brauchte, wenn ihn mal die Lust anwandelte, Menschen und Waffen zu sehen.
    An dem Tage, da d'Artagnan sich vorstellte, befand sich eine stattliche Versammlung in diesem Vorzimmer: stattlich zuma l für einen eben aus der Provinz in Paris abgestiegenen
    Landjunker, wenn er auch aus der Gascogne war, deren
    Bewohner sich bekanntlich nicht so leicht imponieren lassen.
    Hatte man das mit dicken Nägeln beschlagene Haupttor passiert, so geriet man mitten unter eine Schar Bewaffneter, die sich im Hof drängten, stießen, stritten, wohl auch zusammen ein Spielchen machten. Durch dieses Gewühl arbeitete sich
    d'Artagnan klopfenden Herzens, während er seinen langen Degen gegen die mageren Beine drückte und die Hand am Rand seines Filzhuts hielt, mit jenem halben Lächeln des verlegenen Provinzlers, der so recht nach etwas aussehen will.
    Hatte er eine Gruppe hinter sich, dann atmete er jedesmal auf!
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    Aber es entging ihm nicht, daß man sich umdrehte und ihm nachsah, und zum erstenmal in seinem Leben kam sich unser d'Artagnan, der bislang von sich eine ziemlich gute Meinung gehabt hatte, recht albern vor.
    Auf der Treppe wurde es noch schlimmer, denn da standen Weiber umher und schwatzten über allerhand, was bei Hofe passiert war... War er auf der Treppe rot geworden, so fing es ihn aber im Vorzimmer zu frösteln an, denn in seiner
    gascognischen Einbildungskraft meinte er, für jede Zofe ein verführerisches Objekt darzustellen, und als er nun inne wurde, daß man sich um ihn wenig oder gar nicht bekümmerte, sondern nur alle möglichen politischen Fragen durchhechelte, sich nebenbei gar noch über das Privatleben des Kardinals unterhielt, da kostete es ihn nicht wenig Überwindung, den Fuß nicht rückwärts zu setzen; wie konnte man, da doch so viele hochgestellte Personen schon deshalb bestraft worden waren, noch immer wagen, über König und Kardinal auf solche Weise loszuziehen? Wie konnten Musketiere so keck sein, sich über den hohen Rücken und die Säbelbeine eines so hochgestellten Mannes zu mokieren, den ihm sei Vater als ebenso mächtig wie der König genannt hatte? Ja, sogar von seiner Maitresse, der Frau von Aiguillon, wurde ganz laut gesprochen, und er war doch Kardinal! Das waren Dinge, die dem jungen Menschen, der noch nie die Provinz verlassen hatte, tatsächlich über den Horizont gingen, die ihm als geradezu grause Unmöglichkeiten erschienen. Eins fiel ihm indessen dabei auf: daß nämlich, wenn in diesem Gerede über den Kardinal der Name des Königs fiel, plötzlich Stillschweigen eintrat, gerade, als wenn den losen Mäulern ein Knebel zwischen die Zähne gedrängt worden wäre.
    Und nun kam es ihm so vor, wie wenn man sich gewissermaßen vor ihm in acht nehmen zu müssen meinte, als wenn man zu dem Privatkabinett des Herrn von Tréville doch nicht das rechte Vertrauen hätte. Immer aber fiel dann wieder irgendeine lose Anspielung auf Seine Eminenz, und dann wurde wieder gelacht
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    nach Herzenslust, und alles, was er tat und getan hatte, wurde durchgehechelt, bewitzelt und verspottet.
    Wie man sich denken kann, gewann es d'Artagnan nicht über sich, an solcher Unterhaltung sich auch nur mit einem Wort zu beteiligen; er hielt aber die Augen offen, spitzte die Ohren und gab sich alle Mühe, von allem, was um ihn her vorging, nicht das Geringste zu ve rlieren, denn trotz aller Zuversicht auf die ihm vom Vater gegebenen Winke und Ratschläge hatte er doch die Empfindung, als dürfe er nicht so ohne weiteres über all diese Dinge, so unerhört sie ihm auch vorkamen, den Stab brechen. Es blieb auch nicht aus, daß man ihn mit Fragen behelligte, was er hier suche, denn von der ganzen Schar Höflinge, die sich hier herumdrückten, war er keinem einzigen bekannt, und er wurde hier ja auch zum erstenmal gesehen.
    D'Artagnan nannte sich nun mit aller Bescheidenheit, stützte sich auf seine Eigenschaft als Franzose und Gascogner und ersuchte den Diener, an den er daraufhin gewiesen wurde, Herrn von Tréville seine Anwesenheit zu melden, mit der Bitte, ihm eine kurze Audienz zu gewähren,
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