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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere
Autoren: Alexandre Dumas
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Leidenschaft. Was mich aber über alle Maßen freut, Freunde,« rief er lustig, »ist, daß wir Paris und Porthos wiedersehen werden. Wie sehr mir diese lange Latte gefehlt hat, kann ich Ihnen nicht sagen. Der hätte sein Pferd nicht verkauft, nicht um ein Königreich! Ich möchte ihn schon sehen, auf seinem Roß und seinem Sattel; er spielt sich doch sicher als Großmogul auf.«
    Um die Pferde verschnaufen zu lassen, wurde eine
    einstündige Rast gemacht. Aramis beglich seine Zeche und schickte seinen Pagen zu den andern beiden in den Frachtwagen; dann wurde abmarschiert, in der Richtung auf die Stätte zu, wo d'Artagnan Porthos zuletzt verlassen hatte. Sie trafen ihn noch dort, aber so gut wie genesen, und demzufolge mit bereits wieder einigermaßen geröteten Wangen. Er war zwar allein, aber sein Tisch war gedeckt, wie wenn er zum wenigsten vier Gäste hätte; es gab mehrere Fleischgerichte, Wein von den besten Marken und Obst von den besten Sorten. »Mord und Brand!« rief er, »Sie kommen wie gerufen, meine Herren! Ich bin gerade bei der Suppe; Sie müssen also mit mir speisen.« –
    »Oho!« erwiderte d'Artagnan, »Flaschen von dieser Qualität hat doch Mousqueton nicht mit dem Lasso gefangen? Und gespickte Kalbsbrust gibt's außer Lendenbeefsteak und...« – »Ich mausere mich wieder heraus«, erwiderte Porthos, »aber nichts nimmt einen so infam mit, wie solche vertrackte Quetschung. Haben Sie schon mal so etwas durchgemacht, Athos?« – »Noch nie in meinem Leben. Bloß der Degenstich, den ich in der Rue Pérou
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    abkriegte, brachte nach zwei oder drei Wochen eine ähnliche Wirkung bei mir hervor.« – »Aber dieses Diner hatten Sie doch nicht für sich allein berechnet, Porthos?« fragte Aramis. –
    »Nein«, versetzte Porthos, »ich habe ein paar Edelleute aus der Nachbarschaft erwartet, die aber absagen ließen; da Sie nun da sind, meine Herren, werden Sie meine Gäste sein, und ich erleide dabei wahrlich keine Einbuße. Holla. Mousqueton!
    Stühle her, und die Flaschenbatterie verdoppelt!«
    »Wissen Sie, was wir hier essen?« fragte Athos nach Verlauf von zehn Minuten. – »Schockschwerenot!« rief d'Artagnan, »ich esse gespickte Kalbsbrust mit Artischo cken und Rindermark.« –
    »Ich habe Lammfilet!« rief Porthos. – »Und ich Frikassee vom Huhn!« rief Aramis. – »Sie irren sich alle meine Herren«, antwortete Athos mit gewichtigem Ernst, »denn wir essen Pferdefleisch«. – »Aber reden Sie doch nicht!« rief d'Artagnan.
    – »Hottehü!« schrie Aramis, von starkem Ekel geschüttelt. –
    Porthos allein enthielt sich jeglicher Äußerung. – »Jawohl, Pferdefleisch!« wiederholte Athos; »nicht wahr, Porthos, ich habe recht? Vielleicht Sattel und Riemzeug mit?« – »Nein.
    Sattel und Reitzeug habe ich behalten, meine Herren«, erklärte nun Porthos.
    »Meiner Treu!« rief Aramis, »von uns ist doch wirklich einer so viel wert wie der andere! Ist's nicht gerade, als hätten wir uns das Wort gegeben?« – »Aber ich bitte Sie, meine Herren, dies Pferd hätte ja bloß meinen Gästen Schande gemacht, und solche Demütigung wollte ich Ihnen doch ersparen.« – »Dann ist Ihre Herzogin noch immer im Bad?« fragte d'Artagnan. – »Noch immer!« antwortete Porthos. »Der Provinzgouverneur, einer von den Edelleuten, die ich heute zu Tisch erwartete, hatte nun aber, wie mir vorkam, solche Sehnsucht nach seinem Besitz, daß ich es ihm geschenkt habe.« – »Geschenkt?« wiederholte
    d'Artagnan. – »Du lieber Gott, ja! Geschenkt! Es ist in der Tat das rechte Wort«, versetzte Porthos; »denn seine
    anderthalbhundert Louis ist's doch unter Brüdern wert gewesen;
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    und der Filz wollte unter keinen Umständen mehr als achtzig geben.«
    »Ohne Sattel und Reitzeug?« fragte Aramis. – »Allerdings.« –
    »Sie werden bemerken, meine Herren«, sagte Athos, »daß Porthos von uns allen noch immer das beste Teil erwählt hat.«
    Durch das schallende Gelächter, womit diese Worte begrüßt wurden, geriet Porthos in sichtliche Bestürzung; es wurde ihm aber sehr bald der Grund zu dieser fröhlichen Stimmung auseinandergesetzt, und seiner Gewohnheit nach ließ er sich nicht lange nötigen, kräftig einzustimmen.
    »So trifft es sich denn«, meinte d'Artagnan, »daß wir alle reichlich bei Kasse sind?« – »Darauf muß ich nun leider bemerken«, sagte Athos, »daß mir der Wein von Aramis so vorzüglich gemundet hat, daß ich in den Frachtwagen, mit dem unsere Pagen fahren, sechzig
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