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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere
Autoren: Alexandre Dumas
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worden. »Also der Diamant ist mir geblieben?« fragte er beklommen. – »Intakt, völlig intakt!«
    antwortete Athos; »nicht minder das Sattelzeug von Ihrem und meinem Bucephalus.« – »Aber was sollen wir mit Sattelzeug, wenn uns der Gaul dazu fehlt?« – »Ich habe einen Einfall in dieser Hinsicht.« – »Athos, Sie verursachen mir Herzklopfen.« –
    »D'Artagnan, nicht wahr, Sie haben lange nicht gespielt?« fragte Athos, lebhafter werdend. – »Habe auch gar kein Verlangen
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    danach!« versetzte d'Artagnan, schroffer als sonst. – »Verreden wir nichts! Wenn Sie lange nicht gespielt haben, so werden Sie unbedingt eine glückliche Hand haben. Sie halten, wie es scheint, viel auf Ihr Pferd. Der Engländer mit seinem
    Kameraden ist noch da. Ich an Ihrer Stelle hielte mein Reitzeug gegen mein Pferd.« – »Ein Reitzeug allein wird er doch nicht haben wollen!« – »So setzen Sie beide! Mein Gott, ich bin doch kein eigennütziger Mensch!« – »Ist das Ihr Ernst, Athos?« fragte d'Artagnan unschlüssig, denn schon hatte ihn die Spiellust und Zuversicht des andern angesteckt. »Sicher, auf mein Wort! Ich setzte sie beide auf einen Wurf.« – »Nach dem Verlust der beiden Pferde muß mir doch daran liegen, wenigstens die beiden Reitzeuge zu behalte«, erklärte d'Artagnan. »Nun, dann setzen Sie Ihren Ring!« – »Meinen Ring? Nie und nimmer!« rief d'Artagnan. – »Na, dann meinetwegen Grimaud! Setzen Sie Grimaud! Bloß fürchte ich, der Engländer wird nicht recht wollen, da Grimaud scho n einmal ausgespielt worden ist.« –
    »Ach, lassen Sie mich ungeschoren«, erklärte d'Artagnan, »ich will überhaupt nicht spielen.«
    »Schade, sehr schade!« sagte Athos. »Der Beutel des
    Engländers ist gespickt voll, und Gold hätten wir brauchen können! Probieren Sie es doch mit einem Wurf! Ums Leben geht's ja nicht!« – »Und wenn ich verliere?« – »Verlassen Sie sich darauf, Sie werden gewinnen!« – »Und wenn nicht?« –
    »Nun, dann ist unser Reitzeug weg!« rief Athos. – »Nun, meinethalben! Ein Wurf also!«
    Athos begab sich auf die Suche nach dem Engländer und traf ihn im Stall, wo er liebäugelnd vor den beiden Reitzeugen stand.
    Die Gelegenheit war günstig. Athos stellte seine Bedingungen: die beiden Reitzeuge gegen ein Pferd oder hundert Pistolen, Auswahl frei. Der Engländer rechnete geschwind: die beiden Reitzeuge waren dreihundert Pistolen unter Brüdern wert: er schlug ein.
    D'Artagnan hatte den ersten Wurf und bekam drei Augen.
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    Leichenblässe überzog sein Gesicht. Athos begnügte sich mit der Bemerkung: »Ein trauriger Wurf, Kamerad! Sie werden also Pferde mit Sattelzeug Ihr eigen nennen, mein Herr!« – Der Engländer triumphierte; ohne die Würfel im Becher zu
    schütteln, ohne hinzusehen, stülpte er den Becher auf den Tisch.
    D'Artagnan hatte sich, um seine üble Laune nicht sehen zu lassen, umgedreht. »Da, da, da,!« rief Athos mit seiner ruhigen Stimme, »das ist ja ein Wurf, wie ich ihn bloß viermal in meinem Leben erlebt habe! Zwei Asse!...«
    Der Engländer sah hin und erschrak vor Staunen; d'Artagnan sah hin und ward von Freude ergriffen.
    »Der Herr bekommt also sein Pferd wieder«, sagte der
    Engländer. – »Allerdings«, erwiderte d'Artagnan. – »Also keine Revanche?« – »Unsere Bedingungen lauteten so, wie Sie wohl nicht vergessen haben werden.« – »Sie haben recht! Das Pferd wird Ihrem Pagen ausgefolgt werden, mein Herr.« – »Einen Augenblick«, sagte Athos; »mit Verlaub, Herr, ich möchte mit meinem Freund ein Wort reden.« – »Bitte!«
    Athos nahm d'Artagnan auf die Seite. »Nun, was willst du noch von mir, Versucher?« fragte d'Artagnan; »weiter soll ich spielen? He?« – »Nein, überlegen sollen Sie!« – »Was?« – »Sie nehmen das Pferd wieder, nicht wahr?« – »Zweifelsohne!« –
    »Doch zu Unrecht! Ich an Ihrer Stelle nähme die hundert Pistolen; Sie wissen doch, die Wahl zwischen Pferd oder Pistolen stand Ihnen frei!« – »Ich nehme das Pferd!« erklärte d'Artagnan wieder. – »Und ich wiederhole, daß Sie damit unrecht tun. Was sollen wir beide mit einem einzigen Pferd? Bis nach Paris zu kommen, brauchen wir Geld, und nochmals
    Geld!«
    »Aber wie sollen wir vom Fleck kommen?« – »Ei, auf den Gäulen unserer Pagen! Daß wir Leute von Stand sind, sieht uns doch jeder am Gesicht an!« – »Schön werden wir aussehen auf den beiden Mähren neben Porthos und Aramis auf ihren
    stattlichen Rennern!« –
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