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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere
Autoren: Alexandre Dumas
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»Porthos und Aramis!« rief Athos, in
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    Lachen ausbrechend. – »Was denn?« fragte d'Artagnan, der die Lustigkeit seines Freundes nicht begreifen konnte. »Schön, schön! Fahren wir fort!« erwiderte Athos. – »Ihre Meinung also?« – »Bleibt, daß Sie die Pistolen nehmen, d'Artagnan; mit den hundert Pistolen können wir bis zum Monatsschluß fein auskommen. Strapazen haben wir genug ertragen, und ein bißchen Ruhe wird uns guttun.« – »Ich, und Ruhe! O nein, Athos, sobald ich in Paris bin, mache ich mich auf die Suche nach jener armen Frau.« – »Nun, meinen Sie, daß Ihnen Ihr Pferd dazu ebensoviel nützen werde, wie das Gold? Ich sage Ihnen, Freund, nehmen Sie die hundert Pistolen! Das ist gescheiter!«
    Dieser Grund überzeugte d'Artagnan. Er wählte das Gold, das ihm der Engländer sogleich auf den Tisch zählte, und nun dachten sie an nichts weiter als an den Aufbruch. Außer dem
    alten Rappen von Athos kostete der Friedensschluß mit dem
    Wirt noch sechs Pistolen. D'Artagnan und Athos nahmen die Gäule ihrer beiden Pagen, während diese die Sättel auf den Buckel luden und zu Fuß marschierten. Waren sie auch nichts weniger als gut beritten, so gewannen sie doch rasch Vorsprung vor ihren Pagen und erreichten glücklich Crêvecceur, wo sie schon von weitem Aramis trübselig am Fenster sitzen und den Horizont absuchen sahen.
    »Holla, Aramis, was zum Teufel treiben Sie denn da?« riefen sie ihm zu. – »Ach, Sie sind's, d'Artagnan? und Sie, Athos?« rief dieser; »ich dachte eben darüber nach, wie rasch doch alle irdischen Güter zerrinnen! Mein Roß aus England, das mir ausgerissen und eben in einer Staubwolke verschwunden ist, war mir ein lebendiger Beweis dafür. Das Leben läßt sich wirklich in drei Worte fassen: fuit, est, erit.2«
    »Was soll die Rede?« fragte d'Artagnan, dem die Wahrheit zu dämmern anfing. – »Weiter nichts, als daß ich eben einen recht 2 War, ist, wird sein.
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    dummen Handel abgeschlossen habe«, erwiderte Aramis. »Für sechzig Louisdor habe ich ein Pferd losgeschlagen, das, seinem Gang nach zu schließen, seine fünf Meilen in der Stunde machen dürfte.« – D'Artagnan und Athos lachten hell auf. –
    »Lieber d'Artagnan«, sagte Aramis, »seien Sie mir, bitte, nicht allzu böse! Not kennt nun einmal kein Gebot. Zudem bin ich ja doch derjenige, der den ersten und größten Schaden hat, denn dieser Hundsfott von Roßkamm hat mich um wenigstens fünfzig Louisdor geprellt. Nun, da sind Sie doch ganz andere und bessere Menschen! Sie schonen Ihre Luxusrosse und
    strapazieren die Gäule Ihrer Pagen.«
    Da fuhr in der Richtung von Amiens her ein Frachtwagen am Gasthof vor, aus dem Grimaud und Planchet mit den Sätteln auf den Buckeln herauskletterten. Die beiden waren unterwegs gegen Zusicherung freier Wegzehrung für den Fuhrmann
    aufgestiegen. »Was ist denn das?« rief Aramis, betroffen über diesen Anblick, »bloß Pagen und Sättel?« – »Ei, nun geht Ihnen wohl ein Licht auf?« fragte Athos lachend. – »Freunde, es steht also bei Ihnen wie bei mir?« rief Aramis. »Aus Instinkt habe auch ich das Reitzeug behalten... Holla, Bazin! Bring mal das neue Reitzeug her!«
    »Aber was haben Sie denn mit Ihren Gottesgelehrten
    gemacht?« fragte d'Artagnan. – »Die habe ich am andern Tage zum Essen geladen«, antwortete Aramis. »Hier gibt's einen ausgezeichneten Tropfen, nebenbei gesagt; ich habe mein Bestes getan, ihnen zu einem tüchtigen Rausch zu verhelfen; darauf hat mir der Pfarrer verboten, den Musketierrock an den Nagel zu hängen, und der Pater Jesuit hat mich gebeten, ihm zu einem Platz in unserer Kompanie zu verhelfen.« – »Ohne These!« rief d'Artagnan, »ohne These! Ich für mein Teil befürworte den Wegfall der These!«
    »Seitdem führe ich das angenehmste Leben«, erzählte Aramis weiter: »habe ein Epos in einsilbigen Versen angefangen, eine ziemlich schwierige Materie, aber, wie bei allem im Leben, liegt
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    hier Verdienst in der Schwierigkeit. Die Tendenz ist galant. Ich will Ihnen den ersten Gesang vorlesen; er zählt vierhundert Verse. Erschrecken Sie nicht, denn es kostet bloß eine Minute.«
    – »Meiner Treu, lieber Aramis«, sagte d'Artagnan, dem Verse ein ebensolcher Greuel waren wie Latein, »fügen Sie zu dem Verdienst der Schwierigkeit noch das der Kürze, und Sie dürfen sicher sein, daß Ihrem Epos ein doppeltes Verdienst gebührt.« –
    »Sodann atmet es«, begann Aramis wieder, »wie Sie sehen werden, ehrliche
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